Fußball Zahlenspiele zwischen zwei Toren

Mettmann · Der Mettmanner Herbert Gerlach ist Geschäftsführer des Deutschen Sportclubs für Fußballstatistiken.

Fußball ist seine Leidenschaft, Rechnen ist sein Beruf. "Ich bin ein Zahlenmensch", sagt Herbert Gerlach über sich selbst. Herz und Verstand verbindet er als Geschäftsführer des Deutschen Sportclubs für Fußball-Statistiken (DSFS) perfekt miteinander. "Dort bin ich, wie in meinem Hauptberuf als Leiter des kirchlichen Rechnungsprüfungsamtes Rhein-Ruhr-Wupper, für die Finanzen zuständig und bereite außerdem unsere bundesweiten Treffen vor", berichtet der Mettmanner.

Das Zählen von Zuschauern, Toren, Strafecken oder Spielereinsätzen überlässt er dagegen lieber anderen. "Statistiken finde ich zwar spannend zu lesen, sie sind für mich aber kein abendfüllendes Programm. Dafür haben wir Spezialisten." Die tragen im In- und Ausland Daten und Ergebnisse aus allen Ligen zusammen. Einige verbringen ganze Tage in Archiven, um Spiele zu recherchieren und gehen dabei bis in die Vorkriegszeit zurück. "Dafür muss man schon ganz besonders gestrickt sein" sagt Herbert Gerlach. Er bewundert die Hartnäckigkeit, mit der die Mitglieder ehrenamtlich den verschiedenen Informationen hinterherjagen.

Ihre oft mühevolle Arbeit ist die Grundlage für die Publikationen des Vereins. Zu den prominentesten zählt "Deutschlands Fußball in Zahlen", das sechs Wochen nach dem Saisonfinale erscheint und sämtliche Mannschaften, ihre Heim- und Auswärtsbilanzen, Spielernamen und Tore von der Bundes- bis zur Kreisliga auflistet. "Das ist inzwischen ein Standardwerk", sagt Herbert Gerlach. Er erinnert sich noch lebhaft an seine Einwechslung als Führungsspieler. "Damals fristeten die Statistiken noch ein Schattendasein. Die dritte Halbzeit bei einem Bierchen war wichtiger. Jahreshauptversammlungen begannen auch schon mal erst um 23 Uhr."

Nach zwei Jahren Vorstandsarbeit ernannten ihn seine Kollegen schließlich zum Statistikreferenten, um dem Namen des Vereins auch Ehre zu machen. Unter seiner Regie erschien Anfang der 80er Jahre ein Kompendium von 48 Seiten, das Tabellen, Torschützen und Zuschauerzahlen aus der Amateuroberliga auflistete. "Das gab es damals in den Fachzeitschriften noch nicht, das war eine Nische", berichtet Herbert Gerlach. Zwei Wochen nach dem letzten Saisonduell hatte er zwar alle Zahlen zusammen, die musste er dann jedoch alle einzeln mit der Schreibmaschine abtippen. "Das hat noch einmal drei Wochen gedauert."

Über eine Kleinanzeige bot der Verein die gesammelten Zahlen anschließend zum Selbstkostenpreis an. "Wir hatten keine Erfahrung und wussten nicht, wie so etwas ankommen würde", berichtet der Mettmanner. Mit 50 bis 100 Anfragen hatte er gerechnet, doch innerhalb von nur einer Woche verstopften 800 Bestellungen seinen Briefkasten. "Es war ein Riesenaufwand, das alles zu versenden. Danach habe ich mich aus der Statistikarbeit zurückgezogen."

Denn Herbert Gerlach war 1978 in den Verein eingetreten, um sich mit anderen Fußballverrückten auszutauschen. Die kleine Anzeige in einem Fachmagazin weckte damals sein Interesse. "Darin suchte jemand Mitglieder, die Interessen an Fußball und an Zahlen hatten." Der bekennende Fortunafan schrieb an die angegebene Adresse und bekam neben Info-Material auch einen persönlichen Brief geschickt. "Das war alles nicht professionell, aber mit so viel Herzblut verfasst, dass ich weiter Kontakt gesucht habe." Bei der Jahresversammlung lernte er den Vorsitzenden persönlich kennen. "Das war Liebe auf den ersten Blick, wenn ich das so sagen darf. Die Leute waren so nett und wir haben bis in die Nacht gefachsimpelt."

In der ersten Zeit reiste er viel durch die Republik, um die einzelnen Mitglieder heimzusuchen. Gemeinsam gingen sie ins Stadion und tauschten sich über Fußballfragen aus. "Das ist ein unerschöpfliches Thema." Inzwischen ist der Verein so gewachsen, dass die Organisation von Fachtagungen und Jahrestreffen für den 53-Jährigen eine logistische Herausforderung ist. "Es gibt immer weniger Hotels, die Tagungsräume und Unterkünfte für so viele Leute bieten." Die Gestaltung des Rahmenprogramms muss alle Teilnehmer zwischen 15 und 92 Jahren ansprechen. Von der Bootsfahrt bis zum Stadionbesuch ist alles schon dabei gewesen.

"Einmal im Jahr spielen wir zusammen Fußball", sagt Herbert Gerlach. "Aber nur als Hobbyteam." Lieber noch schaut er den Profis von der Tribüne aus zu. Seit 40 Jahren hat er eine Dauerkarte für die Heimspiele von Fortuna Düsseldorf. Torschüsse oder Eckbälle zählt er dort nicht. "Da genieße ich und leide mit", sagt der passionierte Fan.

(domi)
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