Tanzen Weltmeisterin zeigt den richtigen Schwung

Hilden · Die WM-Erste Maria Dortmann führt bei der TSG BW Hilden in den Solo-Tanz ein. In nur sechs Stunden lernen die Teilnehmer die Grundelemente der Standard- und Lateintänze. Das Besondere: Es funktioniert auch als Single ganz ohne (Tanz-) Partner.

 Maria Dortmann führt bei der TSG Hilden in den Solo-Tanz ein.

Maria Dortmann führt bei der TSG Hilden in den Solo-Tanz ein.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Aus den Lautsprechern der kleinen Musikanlage dröhnt „Cheap Thrills“ der Sängerin Sia: Ein rhythmischer Charthit aus dem Jahr 2016, der nicht nur in den Radiostationen der Republik rauf und runter gespielt wurde, sondern auch so manchem Discogänger noch gut in Erinnerung geblieben sein dürfte. Auf den Beat lassen sich gut gängige Samba-Grundschritte ausführen. So stehen in mehreren Reihen und mit ordentlich viel Abstand zwischen ihnen zwölf Frauen gemischten Alters in der Sporthalle verteilt und lassen die Hüften zum Lied kreisen. Die einen noch etwas verkrampft, den anderen sieht man hingegen auf Anhieb eine gewisse Erfahrung an.

Wie es richtig geht, führt die Trainerin an vorderster Front mit einem eleganten Schwung vor. Es folgen diverse Schritte zur Seite und über Kreuz, die geübten Tänzern als Wischer und Promenadenwalks bekannt sind. Doch anders als in anderen Tanzkursen, kommt es hier nicht zu unfreiwilligen Fußtritten zwischen den Tanzpaaren, wenn einer von ihnen kurzfristig aus dem Takt gerät. Die Damen tanzen hier alleine. Größtenteils sogar gewollt. Denn Solo-Tanz ist mittlerweile eine anerkannte Disziplin, die immer stärker im Kommen ist, weiß TSG-Vereinsvorsitzende Katrina Posselt.

Erst seit wenigen Monaten führt die Pulheimerin den Verein mit einem nahezu komplett erneuerten Vorstand an. Die erschwerten Bedingungen unter Corona haben die neu formierte Vereinsspitze nicht davon abgehalten, nach den Lockerungen wieder Tanzkurse anzubieten. Neu sind dabei nicht nur die Rahmenbedingungen, mit genügend Abstand und in kleineren Gruppen in den Hallen zu trainieren, sondern auch die Angebote selbst, die sich ebenfalls an Corona anzupassen scheinen.

Für den neuartigen Kurs „Solo-Tanzen“ hat der Verein die amtierende Weltmeisterin dieser Disziplin, Maria Dortmann, gewinnen können. Die 28-Jährige Düsseldorferin kommt ursprünglich aus dem klassischen Paartanz und hat in ihrer gut 23-jährigen Tanzlaufbahn bereits zahlreiche Turniere mit ihrem Tanzpartner bestritten. Bis sich die Lebensumstände änderten und Dortmann plötzlich ohne Partner zurückblieb. Einen neuen Partner auf ihrem Niveau zu finden und mit den entsprechenden Bedingungen, um weiter zu machen, stellte sich als schwierig heraus. Ihren Sport aufgeben wollte Dortmann aber nicht. Glücklicherweise entdeckte Sie den Solo-Tanz für sich und erkannte schnell die Vorzüge dieser Disziplin.

„Im Vergleich zum Paartanz steht im Solo-Tanz der eigene Körper viel mehr im Fokus. Man lernt viel besser, mit der eigenen Bewegung zu spielen und ist natürlich auch viel freier, weil man nicht an einen Partner gebunden ist“, erläutert Dortmann. Ein weiterer Vorteil des Solo-Tanzes: Die überwiegend weiblichen Tanzfans, die es nicht schaffen, ihre Partner für einen Tanzkurs zu motivieren, brauchen nun endlich nicht mehr auf das Vergnügen zu verzichten, das Standard- und Lateintänze bereiten. Die 59-jährige Christiane aus Hilden etwa war es leid, in den Tanzschulen der Region auf schlechte Tanzpartner zu treffen. „Ich habe in den Schulen schlechte Erfahrungen gesammelt und es hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht“, äußert die tanzbegeisterte Frau, die sich nicht nur in Standard- und Latein gut auskennt, sondern auch gerne Kreis- und Folkloretänze aus diversen Ländern ausübt. Weil Letzteres durch Corona eingeschränkt wurde, erzählt Christiane, „habe ich mich regelrecht auf den ersten Tanzkurs gestürzt, der angeboten wurde“. Die Entscheidung, Solo-Tanz auszuprobieren, bereut sie nicht, im Gegenteil: „Es macht sehr viel Spaß und man hat einfach viel mehr Freiheiten, weil man auf keinen Mann achten muss“, sagt sie schmunzelnd.

Teilnehmerin Michaela aus Haan hingegen hat klare Vorstellungen davon, was ihr der neue Kurs der TSG Hilden bringen soll. Denn die eigentlichen Basics der Standard- und Lateintänze hat sie als erfahrene Tänzerin längst drauf. „Ich möchte aber meinen Ausdruck verbessern, noch mehr über Haltung und Technik lernen, was in der Tanzschule, weil man eben zu zweit an vielen Dingen arbeiten muss, eigentlich ein bisschen untergeht.“ Ihrer Leidenschaft, unabhängig von einem Partner, frönen zu können, habe sie überzeugt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort