Fußball Wechselbad der Gefühle
Fußball · Im Mai macht der SV Hilden-Nord die Landesliga-Meisterschaft perfekt. Doch im Dezember geht der Aufsteiger als Schlusslicht der Fußball-Niederrheinliga in die Winterpause.
Hilden Die Fußballer des SV Nord erlebten im Jahr 2011 ein Wechselbad der Gefühle. Den Höhepunkt gab's Mitte Mai, als die Hildener zwei Spieltage vor dem Saisonende mit dem 3:1-Erfolg über den SV Mönchengladbach 1910 vorzeitig den Aufstieg in die Niederrheinliga perfekt machten. Zwölf Jahre zuvor gelang dem Klub das erste Mal dieses Kunststück. 1999 führte das Norder Urgestein Ferdi Stanetzky die Regie. Diesmal bejubelte Thomas Knüfermann in seinem zweiten Trainer-Jahr die Meisterschaft und beendete damit eine fünfjährige Durststrecke des SV Nord in der Landesliga, die im August 2006 ihren Anfang nahm. In jener Zeit schnürte Thomas Knüfermann noch selbst die Schuhe.
Mit einer imponierenden Rückrunde legten die Hildener in der Saison 2010/11 den Grundstein für die Rückkehr in die sechsthöchste Spielklasse in Deutschland. Das entscheidende Signal setzte die Mannschaft von Thomas Knüfermann vor 500 Zuschauern mit dem 4:1Heimerfolg über den TSV Eller 04 – es war der sechste Punktspiel-Sieg hintereinander. Zudem blieben die Hildener im neuen Jahr in zwölf Landesliga-Begegnungen ungeschlagen. Eine Erfolgsserie, die die Verantwortlichen des SV Nord sehr stolz machte. "Was er innerhalb von zwei Jahren geleistet hat, ist schon klasse", lobte Geschäftsführer Wolfgang Becker seinen Chefcoach Thomas Knüfermann über den grünen Klee. Allerdings gab es in dieser phänomenalen Saison auch einen Wermutstropfen zu verkraften, denn aufgrund einer schweren Erkrankung musste Jürgen Wiesendorf, der über viele Jahre an der Furtwänglerstraße wirkte, seinen Job als CoTrainer aufgeben.
Mit einem Empfang und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Hilden begann der Aufsteiger im August das Abenteuer Niederrheinliga. Selbstbewusste Töne waren im Alten Ratssaal des Bürgerhauses zu vernehmen. Mit dem Aufstiegskader und nur wenigen Neuzugängen wollten die Norder das Projekt Klassenerhalt realisieren. "Team und Trainer sind eine Einheit", nannte Wolfgang Becker die mannschaftliche Geschlossenheit als Trumpfkarte.
Bei der offiziellen Vorstellung des Kaders in den Räumen des Hauptsponsors BMW-Autohaus Brandenburg wischte Thomas Knüfermann alle Bedenken vom Tisch. "Wir sind wir", formulierte er trocken. Und fügte hinzu: "Wir stellen uns auf den jeweiligen Gegner ein, schauen aber nicht auf die anderen Mannschaften." Vielmehr baute der Coach erneut auf die Tugenden "Kampf, Wille und Kameradschaft" und die Homogenität der Truppe. "Auch zwei, drei Niederlagen hintereinander werden uns nicht umwerfen", war sich der Coach sicher.
Die Euphorie des Liga-Neulings wich jedoch schnell dem grauen Alltag. Zwar verkauften sich die Norder zum Auftakt gegen den hohen Favoriten Rot-Weiß Oberhausen II sehr gut, gaben aber in buchstäblich letzter Minute ein 2:2-Unentschieden noch aus der Hand und verloren trotz großen Kampfgeistes mit 2:4. Weil den Hildenern in den nächsten Wochen allzu oft auf der Zielgeraden die Luft ausging, standen am Ende sogar neun Niederlagen und der vorletzte Platz zu Buche.
Im letzten Punktspiel vor der Winterpause gab's beim neuen Spitzenreiter RW Oberhausen II die nächste Lehrstunde in Sachen Effektivität. Denn erneut ließen sich die Hildener auch von zwei Rückständen nicht entmutigen und schienen beim 2:2 auf dem Weg zu einem wichtigen Zähler. Die junge RWO-Truppe schlug aber von neuem in der Schlussphase entscheidend zu – und hatten am Ende wiederum mit 4:2 die Nase vorn.
Mit hängenden Köpfen schlichen die Norder am späten Freitagabend vom Kunstrasen. Zwei Tage später, als auch die Konkurrenz im Abstiegskampf ihre letzten Begegnungen absolviert hatte und mit überraschenden Ergebnissen aufwartete, stand die bittere Wahrheit fest: Die Hildener überwintern mit der roten Laterne. Der 13. Platz, der die sichere Rettung bedeutet, ist derzeit sechs Zähler entfernt. Die Aussichten für das neue Jahr – sie sind Weihnachten 2011 eher durchwachsen.