"Ihnen nur zu sagen, sie sollen sich anstrengen, hat eine ganz andere Wirkung, als es auch selbst zu tun." So weiß sie, wie sich müde Beine anfühlen und hat ein Gefühl dafür, wann ihre Schützlinge eine Pause brauchen. Für die leidenschaftliche Sportlehrerin ist die Prüfung jedoch auch ein persönlicher Fitness-Check. "Langsam werde ich zwar langsamer, doch wenn ich sehe, dass ich noch deutlich unter den Mindestanforderungen bleibe, dann bin ich schon stolz."

Zum Sprinten, Springen und Stoßen trifft sich die schlanke Haanerin mit dem Kurzhaarschnitt in den Sommerferien mit ihren Mannschaftskolleginnen auf dem Sportplatz. "Dann können wir nicht zum Volleyball-Training in die Halle und treffen uns stattdessen einmal in der Woche, um uns auf die Prüfung vorzubereiten und nacheinander alle Anforderungen zu erfüllen."

Dabei ist Teamgeist gefragt, denn alle Beteiligten haben in der Leichtathletik auch ihre schwachen Seiten. "Bei mir sind das die 2000 Meter. Schon die Vorstellung der Strecke finde ich schrecklich. Wenn jemand mitläuft, geht es besser. Dann unterhalten wir uns und irgendwann sind die fünf Runden rum", berichtet Gunhild Teich von ihrer geschickten Selbstüberlistung

Sie hat im Sprint und Sprung ihre Stärken und kann da die anderen mitziehen. Beim Kugelstoßen verlässt sie sich dagegen auf die Tipps der Prüfer. "Die helfen im Zweifelsfall immer weiter, denn da hapert es schon mal bei der Technik." Während es inzwischen für viele Disziplinen Alternativen gibt, gehört das Schwimmen zum Pflichtprogramm.

Gunhild Teich liefert gute Argumente, dass auch Nichtschwimmer den Sprung ins kalte Wasser wagen. "Denn inzwischen verlassen immer mehr Kinder die Grundschule, ohne richtig schwimmen zu können. Viele Eltern halten das nicht mehr für nötig und schreiben entsprechende Entschuldigungen", sagt die Pädagogin. In den Gesprächen mit Eltern und Schülern ist das Sportabzeichen ihr Ass im Ärmel. "Damit kann ich immer noch einige gewinnen. Wenn sie alle anderen Prüfungen bestanden haben und nur noch das Schwimmen fehlt, ist die Aussicht auf die Urkunde oft der entscheidende Anreiz", berichtet Gunhild Teich.

Sie selbst zieht dreimal in der Woche ihre Bahnen im Haaner Hallenbad, um sich vom Unterrichtsalltag frei zu schwimmen. "Ich könnte mich auch zu Hause auf die Coach setzen, doch nach dem Schwimmen fühle ich mich deutlich besser." Beim Sportabzeichen kann sie es im Becken ebenfalls ruhig angehen lassen. "Bei den Erwachsenen sind die Zeiten so großzügig bemessen, dass ich zwischendurch noch einen Kaffee trinken könnte. Für die 200 Meter habe ich elf Minuten Zeit, brauche aber nur fünf", sagt Gunhild Teich schmunzelnd.

Die bestandene Prüfung bringt sie jedoch auch bei der Gestaltung ihres Unterrichts weiter. Da die Schulen miteinander im Wettbewerb stehen, welche die meisten Sportabzeichen vorweisen kann und die Lehrer mitzählen, konnte sie in den vergangenen Jahren dazu beitragen, dass die Grundschule Mittelhaan auf Kreisebene zu den Preisträgern gehörte. "Davon haben wir neue Sportgeräte angeschafft."