Wassersport Vom Traum die Welt zu umsegeln

Wassersport · Hilden (domi) Den Traum, die Welt zu umsegeln, der ist Klaus Henrich versagt geblieben. Einmal war er kurz davor, die Anker zu lichten. Das Schiff, eine 14 Meter lange Stahlyacht, hatte er sich Ende der 70er Jahre eigens für dieses Abenteuer in den Niederlanden bauen lassen, den Seesack bereits gepackt. Doch als er gemeinsam mit seiner Frau und seinem damals drei Jahre alten Sohn die Segel setzen wollte, kam ihm das Leben dazwischen. "Meine Frau eröffnete mir, dass sie wieder schwanger ist. Mit einem Baby und einem Kleinkind war die Reise nicht zu realisieren und danach hatten wir nie mehr Zeit und Gelegenheit, diesen Traum von der großen Reise zu verwirklichen", berichtet der 68-Jährige.

Südsee entdeckt

Er wirkt noch immer sportlich und kräftig, doch sein Haar und sein Schnäuzer sind im Laufe der Jahre grau geworden. Gemeinsam mit seiner Familie hat der Berufsschullehrer später viele Segeltörns gemacht und jeden Ferientag auf dem Wasser verbracht. In England, Schweden, Dänemark hat er unzählige Häfen angesteuert, hat in der Karibik ein Schiff gechartert, um die Südsee zu entdecken, doch die Sehnsucht nach der Weite des Ozeans ist geblieben. "Unterwegs haben wir immer wieder Weltumsegler kennen gelernt, die uns von ihren Fahrten erzählt haben oder gerade alles dafür vorbereiteten. Einer ist später in der Südsee verschollen, ein Berliner Ehepaar in Australien vor Anker gegangen", berichtet der Hildener.

Die Freiheit, dort zu bleiben, wo es schön ist und jederzeit ablegen zu können, den Wind auf der Haut zu spüren und sich von den Wellen treiben zu lassen – diese Faszination hat ihn nie losgelassen. "Das Abenteuer hat uns immer gereizt, doch für uns war es zu spät", erklärt Klaus Henrich

Statt Ozean nun Elbsee

Das letzte Stück des großen Traums verschwand 2002 mit dem Verkauf des stolzes Schiffes. "Die Fahrten nach Holland waren einfach zu weit." Statt durch den stürmische Ozean steuert Klaus Henrich seinen Zugvogel heute über den Elbsee. Den Wind im Gesicht zu spüren und sich von ihm treiben zu lassen, das genießt er noch immer. Doch hohen Wellen und peitschendem Regen muss er nicht mehr trotzen. "Es ist alles nicht mehr so wild wie früher. Ab und zu chartern wir uns ein Plattbodenschiff in Holland und machen einen kleinen Törn." Doch der Traum, die Welt zu umsegeln, ist längst versunken.

(domi)
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