Rückkehr zum Heimatverein Pascal Weber stürmt wieder für den VfB 03 Hilden

Hilden · Nach seinem Abstecher zum Regionalliga-Aufsteiger KFC Uerdingen sieht sich der 34-jährige Fußballer nun eher als Entwicklungshelfer.

Im Testspiel gegen den VfL Vichttal war Pascal Weber im Hildener Trikot schon wieder im Angriffsmodus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Sport schreibt manchmal wundersame Geschichten, wie das Beispiel von Pascal Weber zeigt. In den letzten viereinhalb Jahren lebte der Fußballer seinen ganz persönlichen Traum. Im Frühjahr 2020 hängte er seinen lukrativen Job im Automobilverkauf an den Nagel, um ein Studium an der Sporthochschule Köln zu beginnen.

„Zu studieren – das gehörte zu den Dingen, die ich in meinem Leben noch machen wollte“, erzählt der 34-Jährige im Rückblick und schildert dann mit ehrlichen Worten: „Irgendwann habe ich nachgedacht, was ich mit dem Studium mache und festgestellt, dass es einfach schwierig ist, in der Branche Fuß zu fassen. Um ganz unten anzufangen, bin ich schon zu alt – ich wollte auch mal wieder etwas Geld verdienen.“ Als im Februar das Angebot auf den Tisch flatterte, in einem Vertrieb für Medizinprodukte zu arbeiten, griff er zu. „Es macht Spaß – Kommunikation mit Menschen war schon immer mein Ding.“

Obwohl er nun wieder in einer ganz anderen Branche arbeitet, betrachtet er das Studium als eine lehrreiche Zeit. „Es hat sehr viele Erkenntnisse gebracht für mich und meinen eigenen Werdegang. Fußballerisch, im analytischen Denken und Selbstmanagement, bei Motivation und strukturiertem Arbeiten. Und auch vor Publikum zu sprechen – ich habe da sehr viel mitgenommen.“ Seine neu gewonnenen Kenntnisse nutzt er nun im Nebenberuf als Athletik-Trainer. „Ich bin zufrieden, dass ich das Studium geschafft habe. Es ist wichtig, dass man seinen Weg geht, und ich bin total fein mit meiner Entscheidung“, betont Pascal Weber.

Jubelpose nach dem Treffer zum 2:0 im Oberliga-Duell des KFC beim Mülheimer FC.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Oliver Kaelke

Lehrreich war auch der Wechsel Anfang Januar 2022 zum aufstiegsambitionierten Oberliga-Rivalen KFC Uerdingen. Für den VfB 03 Hilden war der Abgang zweifellos ein Verlust, denn „Calli“ Weber erzielte in dieser Saison bis dahin 16 Treffer in 20 Partien und war auf einem guten Weg zum Torjägerkönig der Liga. Der VfB 03 kam seinem Wechselwunsch dennoch entgegen. „Aufgrund seiner Verdienste für den VfB 03 und seines Alters wollen wir ihm den Wunsch erfüllen“, erklärte der damalige Sportliche Leiter Dennis Lichtenwimmer. Für den Hildener Traditionsklub war der Abschied mit dem Erhalt einer finanziellen Entschädigung verbunden – von rund 10.000 Euro war seinerzeit die Rede.

Mit 32 Jahren wollte Weber Fußball unter Profibedingungen spielen – und war in Uerdingen mittendrin in einer turbulenten Phase. „Ich habe in der Zeit sehr viel erlebt, mehr als ich gedacht habe zu dürfen – und auch zu müssen“, sagt er und erklärt: „Es war eine gute Erfahrung, auch mal den anderen Bereich kennenzulernen. Aus unterschiedlichen Gründen habe ich diese Chance aber nicht richtig nutzen können. Ich habe aber viele tolle Menschen kennengelernt und wir haben unser Ziel erreicht. Unter diesen Umständen Dritter zu werden und so den Aufstieg zu schaffen – inzwischen habe ich realisiert, dass das trotzdem eine gute Leistung war.“

Nach dem Pokalaus des KFC Uerdingen gegen RW Essen hockte Pascal Weber enttäuscht auf dem Rasen.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Oliver Kaelke

Dabei hatte Pascal Weber zunächst einen schweren Stand, fand nicht wirklich in seinen Rhythmus. „Das hängt auch von der Spielausrichtung und dem Einsatz meiner Stärken ab. Es wurde versucht, aus mir einen anderen Spielertypen zu machen. Erst Trainer Levan Kenia hat mich so eingesetzt, wie es sein muss. Dann kam noch etwas Pech dazu. Gerade als ich das Gefühl hatte, ich bin angekommen, war ich drei Wochen krank, und als ich zurückkam, war die Saison fast vorbei“, führt der Angreifer aus.

Den Regionalliga-Aufstieg klar machten die Uerdinger mit dem 3:1-Erfolg am vorletzten Spieltag über die SpVg. Schonnebeck. Pascal Weber markierte in der Nachspielzeit den 3:1-Siegtreffer. „Wir haben vor 5000 Zuschauern gespielt und das war das letzte Tor in der letzten Minute. Mit dem Abpfiff kamen die Fans aufs Feld gelaufen und haben an mir herumgerissen – es war ein schönes Gefühl“, erzählt Weber mit strahlenden Augen und stellt fest: „Generell vor so vielen Fans zu spielen, war teilweise auch eine Bürde. Manchmal sind wir auch persönlich beleidigt worden, das war nicht so schön.“ Der Vertrag in Uerdingen verlängerte sich zwar mit dem Aufstieg in die Regionalliga, doch Pascal Weber und der KFC einigten sich schnell auf eine Auflösung.

Pascal Weber geht im Zweikampf gegen den Sonsbecker Robin Schoofs zu Boden.

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Pascal Weber jubelt mit Philipp Meißner nach dem Treffer zum 1:0 in der Partie gegen den 1. FC Kleve. Foto: Archiv/Brauer

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Nun also die Rückkehr zum VfB 03. „Man kommt zur Familie zurück“, sagt Weber, berichtet jedoch von einem längeren Entscheidungsprozess: „Ich habe auch mit anderen Vereinen gesprochen. Ratingen Monheim, Homberg und Schonnebeck sind auch interessante Klubs, die ich mir vorstellen könnte. Es war aber relativ schnell klar, dass ich im Alter den Druck etwas rausnehmen will und trotzdem versuche, alles zu geben.“ Seine Ziele mit seinem Heimatverein? „Ich bin als erfahrene Achse zurückgekommen, um mehr Ruhe reinzubringen und die jungen Spieler zu entwickeln und besser zu machen“, erläutert der Sportwissenschaftler, betont zugleich: „Ich werde nie aufhöhren, ehrgeizig zu sein.“ Und gesteht dann lächelnd: „Die Kabine ist doch sehr jung geworden.“