Sprung auf den vierten Oberliga-Platz VfB 03 Hilden erntet den Lohn für seinen Kampfgeist
Update | Hilden · Hildens Chefcoach Tim Schneider lässt nach der Begegnung seinen Emotionen freien Lauf – allerdings dezenter als SC‑Trainer Bekim Kastrati.
Herbstliche Temperaturen und ständiger Regen – die Bedingungen für das Spitzenduell in der Oberliga hätten besser sein können. Deshalb waren die Verantwortlichen des VfB 03 auch froh, dass zumindest 124 zahlende Zuschauer den Weg an die Hoffeldstraße fanden. Die mussten allerdings eine Halbzeit lang warten, ehe die Oberliga-Begegnung richtig Fahrt aufnahm. Dann aber sahen sie inklusive Nachspielzeit noch 50 Minuten, die es in sich hatten und in denen es mehrfach hitzige Szenen auf dem Kunstrasen gab.
Das bessere Ende hatte die Mannschaft von Tim Schneider für sich, auch dank der Leidenschaft, die das Team nach dem 0:1-Rückstand entwickelte. Mit dem Sieg überholten die Hildener die bis dahin auf dem zweiten Platz stehenden Gäste, kletterten selbst zumindest für 24 Stunden auf Rang zwei. Das Tabellenbild änderte sich jedoch 24 Stunden später, als ETB Essen einen 1:0-Erfolg bei den Sportfreunden Baumberg feierte und damit die Hildener auf der begehrten Position ablöste. Und am Sonntag zog dann auch noch der VfB Homberg durch einen 4:1-Erfolg in Nettetal vorbei.
Was der Mannschaft von Tim Schneider bleibt, ist eine schöne Momentaufnahme, die den eigenen Fans und auch den Spielern jedoch ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Chefcoach Schneider nahm das Ergebnis stolz zur Kenntnis, immerhin holte sein Team ein weiteres Mal einen Rückstand auf und hielt am Ende die Punkte in seinen Händen. Beim B-Lizenz-Inhaber, sonst an der Seitenlinie die Ruhe in Person, entlud sich nach dem Schlusspfiff die Anspannung ungewohnt deutlich, als er zwei Siegerfäuste ballte. „Auch ich muss ja mal meinen Emotionen Lauf lassen“, sagte er zu Toni Molina, denn der Sportliche Leiter des VfB 03, gerade erst aus dem Urlaub zurück, schaute angesichts dieses ungewohnten Gefühlsausbruchs doch eingermaßen verdutzt drein.
Das tat übrigens auch Nick Sangl, als ihm Schiedsrichter Davide Zeisberg die gelbe Karte zeigte. Wohlgemerkt bei der anvisierten Rückkehr aufs Feld. Das hatte er zuvor wegen einer blutenden Schürfwunde unterhalb des Knies verlassen müssen. Die VfB 03-Helfer bekamen den rot gefärbten Stutzen mit Hilfe eines Tapeverbandes wieder blütenweiß, aber es folgte die Verwarnung, weil Sangl laut Aussage des Unpartiischen den Stutzen hätte wechseln sollen. Da ist der Grat zwischen Amateursport und Profitum doch recht schmal.
Immerhin hatte Sangl zuvor sein persönliches Erfolgserlebnis, als er im Gewühl vor dem gegnerischen Kasten den Ball über die Linie stocherte und damit den Ausgleich zum 1:1 (55.) schaffte. Von da an lief es für die Hildener immer besser. Calvin Mockschan zirkelte einen Freistoß aus 20 Metern zur 2:1-Führung (62.) in den linken Winkel. Ein perfekt vorgetragener Konter brachte den Platzherren dann den entscheidenden Vorteil. Der erst fünf Minuten zuvor eingewechselten Shadrak Dombe tauchte frei vor Keeper Simon Sell auf und erhöhte nervenstark auf 3:1 (78.). Mario Knops brachte St. Tönis durch einen verwandelten Handelfmeter noch auf 2:3 (89.) heran.
Fünf Minuten Nachspielzeit zehrten noch einmal an den Nerven – und dann konnte auch Tim Schneider endlich einmal so richtig die Fäuste ballen. Sein Gegenüber Bekim Kastrati, der in jüngeren Jahren als Profi unter anderem bei Fortuna Düsseldorf, Dynamo Dresden und dem Wuppertaler SV unterwegs war, klagte derweil frustriert Schiedsrichter Davide Zeisberg nebst Assistenten sein Leid. Fast eine logische Konsequenz: Zeisberg zückte die rote Karte für den Coach – und der Ex-Profi schnappte danach erst recht nach Luft. Es war der Schlusspunkt unter eine – allen Widrigkeiten zum Trotz – unterhaltsame Begegnung.
Am Donnerstag geht es für die Fußballer des VfB 03 mit dem Heimspiel gegen den FC Büderich weiter. Anpfiff ist um 15.30 Uhr.
