Fußball Dreifach-Torschütze Müller ruht in sich

Hilden · Nach den Treffern in der Auftaktpartie beim Oberliga-Aufsteiger 1. FC Mönchengladbach behält der offensivstarke Rechtsverteidiger Bodenhaftung. Nach anderthalbjähriger Zwangspause fühlt sich der 24-Jährige nun top-fit.

 Robin Müller freut sich über die Glückwünsche von Tuncay Altuntas.

Robin Müller freut sich über die Glückwünsche von Tuncay Altuntas.

Foto: Heiko van der Velden

Als Robin Müller den Ball zum dritten Mal in die Maschen des 1. FC Möchengladbach wuchtete, stand ein breites Grinsen in seinem Gesicht. Spätestens in diesem Moment dürften ganz viele Glückshormone seinen durchtrainierten Körper erwärmt haben. Drei Tore in einem Spiel – für einen Verteidiger eine ungewöhnliche Ausbeute. Denn normalerweise ärgen sich Abwehrleute eher über vermeidbare Gegentreffer, statt fast im Alleingang den Kontrahenten schachmatt zu setzen. Dennis Lichtenwimmer fielen in dem Moment gleich mehrere Felsbrocken vom Herzen. „Ich bin echt stolz, dass er das geschafft und dem Verein das Vertrauen zurückgegeben hat“, sagt der Sportliche Leiter des VfB 03 und betont: „Robin hatte schon ein paar Niederschläge, mit denen er zurechtkommen musste. Jetzt hat er sich anderthalb Jahre nach einer Verletzung wieder herangekämpft. Deshalb habe ich mich unfassbar gefreut: Das bestätigt uns, weil wir ihn immer wieder mit einem neuen Vertrag ausgestattet haben. Für mich war er der Gewinner der Vorbereitung – das war so nicht zu erwarten.“

Müllers Leidenszeit begann im März 2017. In der Oberliga-Partie gegen den FC Kray bekam der damals 20-Jährige einen Schlag aufs Knie. Die Folge: Der Gelenkknorpel war zerstört, eine Operation unumgänglich. Für den Abiturienten bedeutete das eine über halbjährige Zwangspause. In der Saison 2017/2018 reichte es nur zu zehn Einsätzen in der Hildener Bezirksliga-Mannschaft. Erst in der folgenden Spielzeit stand Müller wieder für das Oberliga-Team auf dem Kunstrasen – ganze neun Mal. Denn im März 2019 zog sich der Rechtsverteidiger einen Mittelfußbruch zu. Eine Verletzung, die partout nicht heilen wollte. Im Gegenteil: Der Knochen brach ein weiteres Mal, als Müller sich schon auf dem Weg zurück auf den Rasen wähnte. Danach konsultierte der Fußballer mehrere Ärzte, nach langem Hin und Her fiel im Oktober die Entscheidung für eine Operation. Doch das BG-Klinikum in Duisburg hatte erst im Dezember einen Termin frei. Heute sagt Robin Müller: „Ich hatte Glück im Unglück. Bei mir hat der Heilungsprozess einfach länger gedauert. In der Klinik haben die Ärzte festgestellt, dass alles in Ordnung ist. Der Knochen muss in dieser Zeit zusammengewachsen sein.“

Ganz ohne Sport blieb der Fußballer in jenen Monaten nicht, trainierte regelmäßig im Fitnessstudio unter Anleitung von Diplomsportwissenschaftler Björn Opgenoorth. „Den Fuß konnte ich schon belasten, statt aufs Laufband zu gehen, bin ich aber Fahrrad gefahren, habe außerdem viele Stabilitätsübungen gemacht“, erinnert sich Müller. Corona verhinderte die frühere Rückkehr auf den Fußballplatz. Statt dessen absolvierte Müller wöchentlich drei bis vier Läufe, zudem stand Aufbautraining für die Fußmuskulatur auf dem Programm. Ein Pensum, das nun Früchte trägt. „Es hat mir jetzt sehr geholfen, dass ich recht fit in die Vorbereitung gestartet bin“, stellt er fest. In Mönchengladbach folgte fußballerisch die Explosion, die er selbst so erklärt: „Ich war in der Vorbereitung fast nach jedem Spiel zufrieden mit mir, vor allem nach der langen Pause. Ich habe relativ gut ins Spiel gefunden und meine Zweikämpfe gewonnen. Das hat mir auch den nötigen Push für das erste Meisterschaftsspiel gegeben.“

In 33 Oberliga-Partien zuvor gelang Müller gerade mal ein Tor. Jetzt schnürte der sprunggewaltige 1,78 Meter-Mann einen Dreierpack, unterstrich seine Kopfballstärke bei Standards. Woher kommt die? „Die habe ich der guten Schulung bei Fortuna zu verdanken. Ich bin ans Kopfballpendel gegangen, es hat mir immer Spaß gemacht, da mit vollem Einsatz reinzugehen“, erklärt Müller, der in der Jugend vom VfB 03 in die Düsseldorfer U 13 wechselte und dort bis zur U 23 spielte. Zunächst offensiv unterwegs, übernahm er erst als 15-Jähriger einen defensiven Part als Sechser oder Innenverteidiger. Ein gewisser Toni Molina machte ihn dann in der U 17 zum Rechtsverteidiger. Welche Qualitäten sind für diese Position notwendig? „Man muss auf jeden Fall die Bereitschaft haben, die Wege nach vorne wie nach hinten zu machen. Es braucht eine gute Übersicht und den absoluten Willen, sich offensiv und defensiv reinzuschmeißen. Die Schnelligkeit, um Zweikämpfe zu gewinnen und defensiv den Gegner abzulaufen“, führt er aus und ergänzt dann herzerfrischend ehrlich: „Meine Kondition ist aktuell noch ausbaufähig.“

Tim Schneider nennt eine weitere wichtige Eigenschaft des angehenden Groß- und Außenhandelskaufmanns: „Auf dem Platz ist Robin einer derjenigen, die die Mannschaft pushen. Charakterlich ist er einer der Menschen, die führen.“ Doch der Chefcoach des VfB 03 tritt zugleich auf die emotionale Bremse: „Er darf sich über die Tore freuen, aber die helfen uns am Sonntag nicht mehr weiter – für einen Dreierpack gibt es leider kein extra Tor.“

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