Fußball Vertrauen in aktuellen Kader

mit Holger Gässler, neuer Trainer des Fußball-Niederrheinligisten SV Straelen, der heute den 1. FC Wülfrath empfängt.

Herr Gässler, hinter Ihnen liegt eine turbulente Woche. Nach dem überraschenden Rücktritt von Horst Kucharz wurden Sie am Dienstag als Trainer vorgestellt. Schon heute sitzen Sie auf der Bank.

Gässler Die letzten Tage waren in der Tat aufregend. Ich finde meine Aufgabe in Straelen total spannend, und ich muss zugeben, dass die Nervosität vor dem Spiel immer mehr steigt.

Wie ist Ihr erster Eindruck vom Team?

Gässler Ich bin nett empfangen worden. Die Jungs sind motiviert, und die ersten Trainingseinheiten waren sehr ordentlich. Jetzt gilt es, sich aneinander zu gewöhnen.

Sie waren zehn Jahre Trainer, bevor Sie eine Pause eingelegt und die A-Lizenz gemacht haben. Waren Sie überrascht vom Angebot aus Straelen?

Gässler Nein. Ich bekam in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Anrufe, aber darunter waren eben keine Angebote, hinter denen ich zu hundert Prozent gestanden hätte.

Musste Präsident Hermann Tecklenburg Sie überreden?

Gässler (lacht) Oh Gott nein. Ich habe mit Herrn Tecklenburg etliche Stunden zusammen gesessen. Und die Gespräche zwischen uns waren sehr spannend. Es kam Begeisterung für die Aufgabe in Straelen auf. Wenn die vorhanden ist, spielt die Liga keine Rolle. Ich würde es als gemeinsames Gefühl, etwas erreichen zu wollen, bezeichnen.

Der SVS ist Tabellen-16. Sie hätten sich sicher einen anderen Zeitpunkt für Ihren Start gewünscht.

Gässler Fragen Sie mich bitte in vier Wochen noch mal. Im Ernst: Wenn wir Erfolg haben, spricht niemand über den Zeitpunkt. Die Kennenlernphase muss nun eben schneller gehen. Aber ich habe das Team häufig beobachtet und kann daher die Struktur und Spielweise schon ganz gut einschätzen.

A propos beobachtet. In den letzten beiden Jahren waren Sie neben ihrem Beruf als Sportlehrer auch als Spielbeobachter für Bundesliga-Trainer unterwegs. Tauschen Sie diesen Job gegen den in Straelen?

Gässler Ja, ich kann nicht beides machen. Es stimmt, dass ich viele Spiele in der ersten bis dritten Liga sowie im Ausland gesehen habe. Dadurch konnte ich wichtige Erfahrungen sammeln. Aber 100-prozentigen Einsatz in Straelen kann ich nur zeigen, wenn ich mich voll darauf konzentrieren kann. Von meinem Team verlange ich das schließlich auch.

War ein Spieler für Straelen dabei?

Gässler Ich habe in dieser Zeit viele Kontakte knüpfen können. Vielleicht wird der eine oder andere auch irgendwann ein Thema. Aber nicht jetzt. Ich möchte mit den jungen, talentierten Spielern hier eine erfolgreiche Mannschaft aufbauen. Dazu gehört Vertrauen. Und das wäre ganz sicher beschädigt, wenn ich nach meiner Ankunft neue Spieler mitbringe.

Beschränkt sich Ihr Engagement auf die erste Mannschaft?

Gässler Ziel muss sein, den Verein vernünftig aufzustellen. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit der Zweiten und der Jugend. Darauf freue ich mich. Nach dem Spiel gegen Wülfrath werden wir uns zusammensetzen.

Was heißt das?

Gässler Wir müssen sehen, dass erste und zweite Mannschaft die Klasse halten und die A-Jugend aufsteigt.

Trauen Sie dem Team zu, die Liga zu halten?

Gässler Absolut. Die Mannschaft hat das Potenzial dazu. Das habe ich schon in den ersten Trainingseinheiten gesehen. Die Jungs sind motiviert, geben Gas. Das gefällt mir. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, zu schnell zu viel zu wollen. Wir müssen uns in kleinen Schritten nach oben vortasten.

Mit welchen Zielen sind Sie in Straelen angetreten?

Gässler In erster Linie erhoffe ich mir eine gute Zusammenarbeit mit der Mannschaft und dem Umfeld. Nur so lässt sich erfolgreich arbeiten. Es muss zunächst das Ziel sein, Punkte gegen den Abstieg zu sammeln.

Gegen Wülfrath könnten Sie und das Team damit anfangen.

Gässler Das wollen wir. Auch wenn mir dieses Nachholspiel nicht unbedingt gelegen kommt. Ich hätte gerne noch eine Woche länger mit der Mannschaft zusammengearbeitet. Denn wir haben einige angeschlagene oder kranke Spieler wie – etwa Marian Gbur, Lukas Vengels oder Jens van Overbrügge. Zudem ist Adem Türköz gesperrt. Aber ich werde das nicht als Ausrede gelten lassen. Denn beide Teams dürfen elf Spieler aufstellen. Wülfrath liegt auf Rang zehn. Wenn wir gewinnen, könnten wir den Kontakt zum Mittelfeld herstellen. Das ist das erste Ziel. Letztlich muss ein gesicherter Platz unser Anspruch sein.

Interview führte Stefanie Sandmeier.

(RP)
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