Über München nach Sydney

‘ Reportage: Qualifikationsturnier zum BMW Cup im Golf-Club Haan-Düsseltal.120 Teilnehmer kämpften in vier Leistungsklassen um die vier Plätze für das Deutschland-Finale.

Konzentriert schaut Michael Uhlmann zwischen dem Ball zu seinen Füßen und dem Loch hin und her. Dann schickt er die weiße Kugel mit dem Putter sanft auf die Reise. Der Ball erreicht den Rand des Loches, touchiert ihn und rollt über das Ziel hinaus. Uhlmann verzieht keine Miene und wirkt dennoch verärgert. Doch der Schatten auf dem Gesicht verzieht sich schnell. Er gibt seinem Sohn Christoph den Schläger. Der ist sein Caddy und versenkt den Putter wortlos in der Tasche – er weiß, wann jeder Kommentar überflüssig ist.

Starterliste nach drei Stunden voll

Für viele Golfer in der Region bildet der BMW Golf Cup International den Höhepunkt des Jahres. Das Turnier auf dem Platz des Golfclubs Haan-Düsseltal zählt zum einen zu den vorgabewirksamen Wettbewerben. Das heißt die insgesamt 120 Spieler in vier Klassen können ihr Handicap verbessern. Zum anderen winkt bei einem Sieg der Einzug ins Landesfinale in München. Wer sich dort gegen die Konkurrenz durchsetzt, gehört nicht nur zu den deutschen Spitzengolfern, sondern ist danach auch zu Gast im New South Wales Golf Club im australischen Sydney, wo das Weltturnier ausgetragen wird. „Die Liste für die Startplätze in unserem Verein war nach drei Stunden voll“, sagt Peter Rom. Der Clubmanager hat bei dem Turnier ausnahmsweise nicht ganz so viel zu tun, denn die Mitarbeiter des Hauses BMW Brandenburg erledigen viele Aufgaben.

Die Leitung der Organisation liegt bei Detlef Maaßen, der von der Terrasse des Clubhauses den Kanonenstart verfolgt: Mit einer Druckluftfanfare wird den Flights an den 18 Abschlägen der Turnierbeginn signalisiert – eine Starterpistole hallt nicht weit genug auf den 90 Hektar des Golfplatzes. Entspannt warten Michael Uhlmann und sein Sohn darauf, dass der Abschlag für das erste Loch frei wird. „Das Turnier ist sehr gut organisiert. Leider fehlt in unserem Flight der vierte Spieler, so dass wir schneller sind als die anderen und dauernd warten müssen“, sagt der Gewinner des Jahres 2004. Für die Konzentration sei das von Nachteil, weil man aus dem Rhythmus komme. Den Platz hält er für durchaus anspruchsvoll, denn manche Löchern seien vom Abschlag aus nicht zu sehen. „Nur erfahrene Spieler schlagen blind in Richtung Loch. Alle anderen legen lieber vor“, erklärt Uhlmann.

Für die Golfer ist angesichts von Bananen, Müsliriegeln, Mineralwasser und Apfelschorle gut gesorgt. Auch das Wetter spielt mit. Die meisten Teilnehmer sind mit Kappen, Hüten oder mindestens Sonnenbrille unterwegs. Vor zwei Jahren musste das Turnier wegen eines Gewitters abgebrochen werden. Jetzt aber ziehen die Flights im Sonnenschein von Loch zu Loch. Fünf bis sechs Stunden dauert die komplette Runde. Den Trubel gewöhnt sind die Enten an den Wasserhindernissen: Sie lassen sich nicht von den Golfern stören, die am Ufer nach ihren Bällen suchen.

Während Michael Uhlmann und Ingrid Schneppe versuchen, in einem Bunker festzustellen, wem welcher Ball gehört, freut sich Jürgen von Orlikowski über seine Leistung. Denn an diesem Loch überflügelt er seine Begleiter. „Wir beglückwünschen uns zu gelungenen Schlägen, denn wir spielen ja nicht gegeneinander, sondern nur gegen uns selbst“, erklärt Uhlmann. Nachdem alle eingelocht haben, beginnt wieder das Warten. Michael Uhlmann nimmt‘s mit Humor und sagt schmunzelnd: „Zu unserem Glück fehlen uns nur ein paar Klappstühle.“

(RP)
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