Handball Torjägerin hat vor allem das Team im Blick

Mettmann · Kim Spiecker zählt zu den Stützen des Handball-Oberligisten Mettmann-Sport. Die 33-Jährige findet auch mal klare Worte.

 Kim Spiecker fackelt nicht lange, wenn sie die Chance sieht, ein Tor für ihre Mannschaft zu erzielen.

Kim Spiecker fackelt nicht lange, wenn sie die Chance sieht, ein Tor für ihre Mannschaft zu erzielen.

Foto: Janicki

Im Handball hat Kim Spiecker eine Menge erlebt. Dabei fing die wurfgewaltige Rückraum-Akteurin des Oberligisten Mettmann-Sport erst spät damit an. Den ersten Kontakt gab's über Schulkameradinnen. "Die haben noch ein paar Leute gesucht für eine Mannschaft, die nicht vollzählig war", berichtet Spiecker. Und fügt dann locker hinzu: "Weil ich mich nicht ganz doof angestellt habe und auch noch Linkshänderin war, haben sie mich genommen. Zudem habe ich mich schon immer gerne und viel bewegt."

Sportlich war Kim Spiecker, die in Bingen am Rhein zur Welt kam und die es vor 20 Jahren aus familiären Gründen nach Mettmann verschlug, schon vorher. Es kommt aber durchaus überraschend, als sie so nebenbei erzählt: "Ich habe auch mal Ballett ausprobiert." Der Ausflug ins Tänzerische war jedoch schnell beendet. Und auch Tennis bereitete ihr nicht viel Freude. "Da gab es nicht viele Berührungspunkte. Das ist eher ein Ego-Sport und war deshalb auch nicht mein Ding. Da sind alle auf sich selbst bedacht", formuliert sie in ihrer direkten Art. Und ergänzt im nächsten Atemzug: "Ich bin ein offener Mensch, sage sehr deutlich meine Meinung." Unter Handballern ist das kein Problem, und auch das Wirken im Mannschaftkreis gefällt Spiecker. Ganz so fremd war ihr der Handball übrigens nicht, denn Stiefvater Carsten Spiecker war in jüngeren Jahren selbst für Mettmanner Klubs aktiv.

In den vergangenen Jahren lernte Kim Spiecker eine Menge Vereine kennen, wechselte oftmals spontan. "Meist kam der Kontakt über Freunde oder Bekannte", berichtet sie und ergänzt: "Nur der Wechsel zum HSV Gräfrath war geplant." Dort spielte sie noch einmal in der Dritten Liga. Zu den Höhepunkten ihrer Karriere zählt sie aber die Deutsche Meisterschaft im Beach-Handball. 2009 feierte sie in Cuxhaven mit dem Team Hoppetosse den Titelgewinn. Zwei bis drei Jahre frönte Spiecker der Outdoor-Variante. "Jedes Wochenende haben wir am Masters teilgenommen und Punkte gesammelt", erinnert sie sich. "Bei schönem Wetter macht das richtig Bock, dann ist die Stimmung gut", blickt sie gerne zurück.

In der vergangenen Saison entschloss sich die Sport- und Fitnesskauffrau zur Rückkehr nach Mettmann. "Das hat sich angeboten, weil ich nicht mehr so viel Aufwand betreiben will", sagt Spiecker, die zudem Vollzeit in der Geschäftsstelle von ME-Sport arbeitet und auch noch eine Mannschaft trainiert. "Logistisch lässt sich das gut verbinden", erklärt die 33-Jährige, die ihre Handball-Karriere auf der Außenposition begann, dann immer öfter im Rückraum die Akzente setzte.

Ihren Ruf als Torjägerin, den sie sich in den vergangenen Jahren erarbeitete, spielt Kim Spiecker etwas herunter. "Ich war sicher nicht diejenige, die die wenigstens Tore geworfen hat", macht sie auf Understatement und fügt noch hinzu: "In Gräfrath gab es bessere." In Mettmann ist Spiecker jedoch neben Loreen Jakobeit (83 Tore) Top-Werferin, hat trotz ihres verspäteten Einstiegs in die Saison bereits 70 Treffer auf ihrem Konto und nimmt damit in der Liga Rang vier ein, direkt hinter der drittplatzierten Jakobeit. Ihre Mentalität kommt ihr dabei zugute. "Ich denke da nicht so viel nach, bin eine Instinkt-Handballerin und nehme mir häufiger den Ball", sagt sie. Der Mannschaft hilft sie damit enorm weiter.

Und das trotz des Kreuzbandrisses, den sie sich im vergangenen Jahr zuzog. Der zweite übrigens - und deshalb machte Spiecker auch nicht viel Aufhebens über ihre relativ schnelle Rückkehr ins Team. Seither läuft es übrigens wieder bei ME-Sport. Trainerin Steffi Veermann lobt: "Seit Kim wieder dabei ist, ist die Verantwortung anders auf den Schultern verteilt. Kim zieht die anderen mit. Man braucht immer eine erfahrene Spielerin, die vorneweg geht."

Spiecker selbst freut sich lieber über die Entwicklung der Mannschaft. "Viele der jungen Mädchen, die ich auch schon selbst trainiert habe, haben deutlich mehr Selbstvertrauen", findet sie, hebt zudem den Teamgeist hervor. Und gibt dann das Lob an Steffi Veermann weiter: "Das ist auch ein Verdienst von Steffi, die in Verbindung mit Co-Trainerin Anja Schneider die richtige Mischung in der Ansprache findet." Das Ziel für 2018 ist jedenfalls klar. "Wir wollen den Platz im Mittelfeld festigen, und dann schauen wir mal, was sonst noch so geht." Denn ehrgeizig ist Kim Spiecker trotz ihrer 33 Jahre immer noch. Über die Weihnachtstage genießt sie jetzt aber erst einmal die Zeit mit der Familie und die langen Spaziergänge mit ihrem nicht minder bewegungsfreudigen Mischlingshund, der aus Rumänien den Weg nach Mettmann fand.

(RP)
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