Lokalsport TBW fördert Integration durch Sport

Wülfrath · Für Kinder der Flüchtlingsunterkunft "An der Fliethe" gibt es seit einigen Monaten eine wöchentliche Sportgruppe.

 Bettina Laue-Rieth (Mitte) spielt mit "ihren" Flüchtlingskindern Fußball. Und alle sind voller Begeisterung dabei. Unterstützt wird sie von der Handball-Abteilung des TB Wülfrath.

Bettina Laue-Rieth (Mitte) spielt mit "ihren" Flüchtlingskindern Fußball. Und alle sind voller Begeisterung dabei. Unterstützt wird sie von der Handball-Abteilung des TB Wülfrath.

Foto: Janicki

Bettina Laue-Rieth ist komplett aus der Puste, die Haare hängen verschwitzt im hochroten Gesicht. "Puh, ganz schön anstrengend", japst die 59-Jährige und lässt sich erschöpft auf eine der niedrigen Turnbänke fallen, die am Rande in der Sporthalle Fliethe stehen. "Aber es macht einfach unheimlich viel Spaß, mit den Flüchtlingskindern Ballspiele zu machen, sie sind mit so viel Begeisterung und Ehrgeiz dabei", ergänzt die sportliche Wülfratherin, nimmt einen Schluck Wasser und beobachtet weiter das Geschehen in der Halle.

"Die junge Nigerianerin dort vorne ist ein absolutes Sportwundertalent", schwärmt Bettina Laue-Rieth und zeigt auf ein junges Mädchen mit langen schwarzen Rastahaaren. "Sie ist mittlerweile beim Handball in der C-Jugend im Tor, spielt fantastisch Badminton und ist in Leichtathletik ebenfalls aktiv. Und das ist ja auch unser langfristiges Ziel: Die Kinder in die bestehenden Vereine zu integrieren."

Das bundesweite Projekt "Integration durch Sport" fördert Vereine oder Organisationen, die Flüchtlingen den Weg in den Sport mit besonderen Angeboten ebnen. "Der TBW hat einen Antrag gestellt und wurde mit 500 Euro bezuschusst, um damit eine Grundausstattung von Sportgeräten anzuschaffen", erklärt Simon Tsotsalas vom Kreissportbund Mettmann. Die Handballabteilung des TB Wülfrath stellt die Hallenzeit - eine Stunde wöchentlich - gerne zur Verfügung.

Bettina Laue-Rieth hat sich mittlerweile ein wenig erholt, feuert einen Mitspieler, der mit dem Ball Richtung Tor rast, kräftig an. "Dieser 16-Jährige konnte im Sommer noch nicht schwimmen, gestern hat er Bronze gemacht, das muss man sich mal vorstellen", erzählt die ehrenamtliche Mitarbeiterin des TBW, die sich um alle Belange rund um die Gruppe kümmert. "Ich habe mich wahnsinnig mit ihm gefreut", fügt sie hinzu.

Die wöchentliche Sportstunde entstand im Sommer aus der Idee heraus, den Flüchtlingskindern das Sportabzeichen zu ermöglichen. Die erwarteten Leistungen orientieren sich an den motorischen Grundfähigkeiten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination, dazu kommt die nachgewiesene Schwimmfähigkeit. "Wir haben im Sommer gemerkt, dass es noch große Defizite in den Disziplinen gab, vor allem mit dem Schwimmen. Keines der Kinder konnte schwimmen", erklärt die Gruppenleiterin. Kooperationspartner für einen Schwimmkurs in den Herbstferien waren schnell gefunden: Das Deutsche Rote Kreuz sicherte die Finanzierung, die Schwimmschule "Pinguin" von Marlis Neumann den Unterricht. "Alle Kinder waren kaum wassergewöhnt, waren aber sofort mit unfassbar viel Freude und Ehrgeiz dabei, und fast alle haben das Schwimmen gelernt", sagt Schwimmlehrerin Heike Morche voller Begeisterung.

Mittlerweile ist die Sportstunde vorbei, die meisten Teilnehmer - die Kinder und zwei betreuende Handballer - sitzen erschöpft am Boden. Einige aber können gar nicht aufhören, dribbeln mit dem Ball weiter durch die Halle oder hopsen und springen herum. "Es ist wunderbar", sagt die junge talentierte Nigerianerin in gebrochenem, aber gutem Deutsch. "Hier in Wülfrath sind alle so nett und es gibt den schönen Sport."

Noch bis Ende des Jahres haben die Kinder Zeit, die noch offenen Disziplinen für ihr Sportabzeichen zu erfüllen. "Wir arbeiten vor allem noch an Ausdauer und Kondition", sagt Bettina Laue-Rieth und strahlt "ihre" Kinder an. "Aber wir alle schaffen das ganz bestimmt", betont sie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort