Reportage Sport im Park Erst das Training, dann der Kaffeeklatsch

Gruiten · Im Rahmen der kreisweiten Aktion „Sport im Park“ bringen die Übungsleiter des TSV Gruiten auch die „reiferen Jahrgänge“ richtig auf Trab.

 Ina Neuhaus (Bildmitte) vom TSV Gruiten ist die Kursleiterin. Hier zeigt sie den Teilnehmern Übungen mit einem Stab.

Ina Neuhaus (Bildmitte) vom TSV Gruiten ist die Kursleiterin. Hier zeigt sie den Teilnehmern Übungen mit einem Stab.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Dorfanger im beschaulichen Gruiten-Dorf hat sich in den vergangenen Wochen zu einem Treffpunkt für Aktive gemausert: Unter den schützenden Bäumen ist es an diesem spätsommerlichen Nachmittag auch gar nicht so warm. Eine frische Brise weht immer wieder zwischen den raschelnden, saftig grünen Blättern der schattenspendenden Laubbäume. Im asphaltierten Rondell haben sich die älteren Damen in bequemen Outfits eingefunden und warten nur darauf, dass das Training von Ina Neuhaus-May endlich beginnt.

Es ist die dritte von vier Trainingseinheiten im Rahmen der kreisweiten Aktion Sport im Park und viel muss die Übungsleiterin gar nicht erklären. Zum einen, weil es einfache Dehnübungen sind, mit denen Neuhaus-May die Trainingsstunde beginnt. Zum anderen aber sind die teilnehmenden Damen auch längst keine Neulinge mehr. Die meisten von ihnen gehören der Donnerstagsgruppe an, die sich wöchentlich zu gemeinsamen Senioren-Gymnastikübungen trifft. Ihre Gründe sind unterschiedlich. Die einen machen es hauptsächlich für das körperliche Wohlbefinden, die anderen wegen der Geselligkeit. Am Ende kommt es allen zugute.

Judith (47) ist spontan dazu gestoßen, um nach langer Zeit einfach wieder ein bisschen Sport zu machen, wie sie erzählt. Eigentlich kommt die Dorfbewohnerin aus dem Jazz- und Balletttanz. Doch seit sich ihre Gruppe 2013 auflöste, war sie in keiner festen Sportgruppe mehr aktiv. „Ich vermisse es schon, aber allein beruflich schaffe ich es in der Regel nicht, nachmittags irgendwo Sport zu machen.“

Als die Muskeln aufgewärmt, das Skelett in Schwung gebracht ist, zückt Neuhaus-May bunte Stäbe aus einem Sack. Jede Dame greift sich eines der Sportgeräte und ahmt die Bewegungen der Übungsleiterin nach: Sie greifen den Stab an beiden Enden und heben ihn über den Kopf. Das allein hilft dabei, die Muskulatur im oft verspannten Schulter- und Nackenbereich zu dehnen. Was nun folgt, sind diverse Bewegungen mit dem Stab zwischen beiden Armen. Links und rechts wird der Stab am Körper vorbeigeführt, nach vorne, und dann geht es mit dem Stab vor dem Körper in die Hocke oder nach unten bis zu den Füßen. Zwischenzeitlich rudern die Damen im Trockenen. Es sind keine schnellen Bewegungen, auch keine, die einen enormen Kraftakt abverlangen, doch so langsam merken auch die Damen den Effekt der Bewegungen: Das anfängliche Knacken nimmt ab, die Bewegungsabläufe werden von Mal zu Mal flüssiger. Der Körper ist in Fahrt.

Auch Partnerübungen, bei denen zwei Damen mit zwei Stäben gemeinsam rudern, sich dehnen und strecken, bereiten den Teilnehmerinnen offensichtlich viel Spaß. Diese Übungseinheiten trainieren die Koordination, die im Alter häufig abnimmt, weiß beispielsweise Marianne Ott. Die 83-Jährige tut sich mit Koordinationsübungen häufiger schwer. In der Gemeinschaft arbeitet sie daran und fühlt sich hinterher sehr viel besser, verrät sie: „Am Ende der Stunde merkt man es am meisten in den unteren Wirbeln, dass man da viel lockerer ist als vorher“, freut sich die Seniorin. Sich ihre Beweglichkeit und Fitness im Alter zu bewahren, ist der 83-Jährigen sehr wichtig.

Auch Ulrike Friebe (77) macht schon seit über 20 Jahren Sport und hat die Übungen mit der Zeit ihrem Altern angepasst. Regelmäßige Trainingseinheiten gehören nach wie vor zu ihrer Alltagsroutine, auch wenn es keine Marathonläufe mehr sein müssen. „Man fühlt sich danach einfach besser und die Geselligkeit in der Gruppe spielt natürlich auch eine große Rolle“, sagt die 73-Jährige heiter.

Nach einer Stunde ist das Training beendet und die Damen finden sich zum gemeinsamen Kaffeetrinken mit einem Stück selbstgebackenem Kuchen auf den Parkbänken wieder. „Das haben wir uns wohl verdient“, sagt eine der Damen amüsiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort