Reitsport Spannende Dressur im Scheinwerferlicht

Mettmann · Der Neusser Heiner Schiergen holt sich in der Kür den Sieg. Mirja Lechtenböhmer vom RFV Heiligenhaus-Velbert belegt Platz fünf.

 In der S-Dressur erreichte Mirja Lechtenböhmer vom RFV Velbert-Heiligenhaus auf Akrobat den fünften Platz.

In der S-Dressur erreichte Mirja Lechtenböhmer vom RFV Velbert-Heiligenhaus auf Akrobat den fünften Platz.

Foto: Dietrich Janicki

Die Dämmerung senkt sich über den Platz. Die Scheinwerfer lenken die Blicke der Zuschauer ins Zentrum des Vierecks und tauchen Akrobat in ein goldenes Licht. Die Ohren des Ponys sind aufmerksam gespitzt, das Gesicht seiner Reiterin spiegelt gespannte Konzentration. Aus den Lautsprechern ertönen die Klänge einer verspielten Musik und der Tanz beginnt. Leichtfüßig bewegt sich das Pony im Takt. Die Musik gewinnt an Dynamik, als sich Akrobat im starken Trab schwungvoll durch die Diagonale bewegt und untermalt mit Tönen, die an eine Spieluhr erinnern, den kleinen Kreis, den die Hinterhand des Pferdes in der ausdrucksvollen Pirouette beschreibt.

Die Drehung im Galopp um die eigene Achse müssen die Teilnehmer der Kür auf Intermediaire I-Niveau beim Turnier des Reit- und Fahrvereins Velbert-Heiligenhaus zeigen. Die schweren Lektionen sind vorgeschrieben, bei der Choreographie und der Wahl der Musik genießen die Reiter Gestaltungsfreiheit. Viereinhalb bis fünf Minuten haben sie auf dem 20 mal 60 Meter messenden Viereck Zeit, sich und ihr Pferd möglichst perfekt in Szene zu setzen. Die Prüfung ist der Höhepunkt der drei Wettkampftage auf der Reitanlage Löckenhoff. Die Plätze unter den neuen Pavillons und entlang der Bande sind nahezu alle besetzt.

Gespannt verfolgen die Zuschauer die harmonische Vorstellung von Mirja Lechtenböhmer und Akrobat. Abgestimmt auf den Rhythmus der Musik absolvieren sie die fliegenden Galoppwechsel zu zwei Sprüngen. Mit fast unsichtbaren Hilfen lässt sich das Pony in eine weitere Pirouette und in den Schritt führen. Getragene Chormusik begleitet sein gelassenes Schreiten. Kraftvoll geht Akrobat zum Finale noch einmal in eine raumgreifende Trabverstärkung über, bevor er zur Grußaufstellung vor den Richtern still steht - und der Jubel von den Rängen über den Platz schallt.

"Das war der Hammer", ruft Trainerin Pucki Thomas dem Paar am Ausgang entgegen und Mirja Lechtenböhmer strahlt noch etwas mehr. "Es hat auch so viel Spaß gemacht", sagt die Amazone und klopft ihrem 14 Jahre alten Wallach dankbar den Hals. "Wir haben die Kür zum ersten Mal fehlerfrei geschafft und das vor heimischer Kulisse, wo uns alle kennen - das ist ein tolles Gefühl." Mit 70,87 Prozent belohnen die Richter den Ritt. "Damit bin ich sehr zufrieden", betont Mirja Lechtenböhmer.

"Wir begrüßen nun noch einmal Serpico und Nicole Wego vom Reit- und Fahrverein Wülfrath-Aprath", verkündet Stadionsprecherin Nina Eberhard. Das Pferd trabt auf das Viereck. Das Flutlicht spiegelt sich im schwarzen Fell des Wallachs und lässt die Strasssteine in seinem Stirnband funkeln. Als die ersten Töne der Kürmusik zu hören sind, scheinen sich die Schultern der Reiterin unter dem Frack zu entspannen. Zu taktbetonten Elektroklängen beginnt die Vorstellung schwungvoll mit starkem Trab. Bei jedem Tritt streckt Serpico seine Vorderbeine bis in die Zehenspitze, um noch mehr Boden zu gewinnen. Flüssig gelingen die Traversalen, der starke Galopp und die Pirouetten. In den Zweier-Wechseln kommen beide kurz aus dem Takt. Dennoch bekommen sie viel Beifall.

Nicole Wego wirkt erleichtert. Sie war bereits 20 Minuten zuvor erstmals ins Viereck eingeritten und hatte vergeblich darauf gewartet, die vertrauten Klänge ihrer Kür aus dem Lautsprecher zu hören. "Die CD ist leer, es tut uns leid", teilte ihr Nina Eberhard über Lautsprecher mit. Nach einigen Runden im Schritt und gespanntem Warten, hatte das Paar das Viereck wieder verlassen müssen.

"Das hat uns total aus dem Konzept gebracht, weil wir punktgenau vorbereitet waren", kommentierte Nicole Wego die Warteschleife. "Es ist unsere erste Kür, und die Musik ist eigens für das Pferd komponiert worden."

Aufmerksam verfolgt die Reiterin wenig später den Auftritt von Heiner Schiergen und Diamonds Head. Das Paar startet furios mit Zweier-Wechseln, einem fließenden Übergang in die Traversale, die nahtlos in eine sehr gesetzte Pirouette übergeht. Punktgenau setzt das Pferd die Musik in Bewegung um, reiht scheinbar mühelos Schwierigkeit an Schwierigkeit. Schwungvoll tanzt der Fuchs durch das Viereck. Die Schrittphase erscheint in der durchdachten Dramaturgie wie ein verzögerndes Moment, eine kurze Atempause vor dem furiosen Finale. Im starken Galopp donnert Diamond Head auf der Mittelline auf die Richter zu, um kurz vor ihnen zum Stehen zu kommen.

"In einem so starken Feld musste ich Gas geben. Kür ist eben auch immer etwas Besonderes", sagt Heiner Schiergen, bevor er auf die Ehrenrunde galoppiert. Mit der roten Schleife für den fünften Platz am Stirnband folgt Akrobat mit einigem Abstand, dahinter Serpico als Siebter.

(RP)
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