Schnell vorbei

Die international renommierte Deutschlandtour führte auch durch den Kreis Mettmann.Die Sprintwertung in Erkrath zog die meisten Zuschauer an.

Am Ende ging es dann ganz schnell. Um 12.32 Uhr tauchte irgendwo in der Ferne das erste Rennrad auf, gefolgt von 130 anderen Sportlern auf zwei Rädern. Ein kurzer Sprint der Spitzengruppe auf Höhe der Stadthalle, ein etwas gemächlicher folgendes Hauptfeld und zehn Sekunden später war der ganze Tross der Deutschlandtour schon wieder in Richtung Mettmann verschwunden. „Oh, das ging jetzt aber fix“, wunderten sich einige der etwa 400 Zuschauer. Viel spannender war da eigentlich die Vorfreude und das Warten auf die Radprofis.

11.45 Uhr: Die Werbekarawane der Tour fährt durch Erkrath. Vier Wagen verteilen Tüten, deren Inhalt hauptsächlich dafür da ist, um Lärm zu verursachen und gut auszusehen: Fähnchen mit der etwas verwirrenden Aufschrift „Kitzbühl, Tirol“, Ratschen und ökologische Klatschhilfen aus Pappe.

11.50 Uhr: „Tour-Teufel“ Didi Senft wird mit dem Auto vorbeigefahren und schwenkt begeistert seinen Dreizack. Die inzwischen etwa 50 Zuschauer beginnen, sich und ihre Kameras warm zu knipsen.

12.03 Uhr: Einer von zahlreichen Amateurfahrern im Profi-Dress fährt durch den schwarzen, aufblasbaren Sprintbogen mit dem orthographisch fragwürdigen Schild „Offizielle Sprintwertung Erkarth“. Der Radler lässt sich von den Fans feiern und erntet sogar eine angedeutete „La-Ola“.

12.15 Uhr: Für die Schüler der umliegenden Schulen beginnt das Wochenende etwas früher als gewohnt. Innerhalb von kurzer Zeit strömen Unmengen von Jugendlichen an die Absperrungen vor der Stadthalle. Schlagartig wird es lauter, der Kicherfaktor unter den Zuschauern steigt.

12.18 Uhr: Moderator Markus Dexheimer redet jetzt seit einer Stunde – vermutlich ohne zwischendurch Luft geholt zu haben. Der aufmerksame Zuhörer hat bisher einiges über ihn und auch ein paar Bröckchen über die Deutschlandtour erfahren. Gespräche mit den Zuschauern sind immerhin so informativ, dass man ihren Vor- und Nachnamen erfährt.

12.19 Uhr: Die ersten Mannschaftsfahrzeuge fahren vorüber. Moderator Markus Dexheimer geht selbst in den Endspurt, gibt noch einmal alles: „Oh, das gibt eine tolle Sprintwertung hier.“

12.25 Uhr: Toursprecher Günter Kröker gibt sich die Ehre und schließt sich Markus Dexheimer an: „Das Publikum hier ist ja der Wahnsinn.“ In einer gemeinsamen Aktion wird die Wertungslinie am Boden noch einmal festgeklebt.

12.29 Uhr: Eine Staffel Polizisten auf Motorrädern fährt vorbei. Ein Zuschauer wundert sich: „Ist das ein Radrennen oder ein Showfahren der Motorrad-Polizisten?“

12.30 Uhr: Die Strecke ist komplett gesperrt. Ein Rentner mit Gehhilfe kreuzt trotzdem noch einmal gemächlich die Straße.

12.32 Uhr: 15 Sekunden lang ist die Tour-Karawane zu sehen. Fünf Minuten später ist alles wieder wie immer – an der Erkrather Stadthalle. Und sogar Markus Dexheimer schweigt.

(RP)
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