Schach hält den Geist fit

Norbert Schreier nennt Geduld eine seiner größten Tugenden. So lenkte er auch 30 Jahre lang als Vorsitzender die Geschicke des Schachvereins Hilden. Tennis und Radfahren sind weitere Hobbys.

 Am Zug: Norbert Schreier hat sich vom Amt zurückgezogen

Am Zug: Norbert Schreier hat sich vom Amt zurückgezogen

Foto: Staschik

Hilden Norbert Schreier hat Durchhaltevermögen. Stundenlang kann er sich in eine Schachpartie vertiefen, um den Gegner Zug um Zug schachmatt zu setzen. "Meine Strategie ist erst einmal, nicht zu verlieren. Manchmal bin ich auch mit einem Remis zufrieden." Mit seiner ausgleichenden und besonnenen Art führte er 30 Jahre lang den Schachklub Hilden und hielt die Gemeinschaft zusammen.

"Die Diskussion um das Rauchen hat den Verein einmal fast gespalten. Damals saßen alle mit der Zigarette am Brett", sagt er und deutet auf das Bild in der Vereinschronik, das einen seiner Vorgänger mit einer Zigarre im Mundwinkel zeigt. "Als es in den 90er Jahren um ein generelles Rauchverbot ging, gab es unter den Mitgliedern einen heftigen Streit. Die Nichtraucher haben sich jedoch schließlich durchgesetzt und die Raucher das Verbot mitgetragen", erzählt Schreier.

Vor kurzem gab er sein Amt nach drei Jahrzehnten aus der Hand. "Es hat mir immer Spaß gemacht und würde mir auch noch weiterhin Spaß machen, doch es ist Zeit für neue Wege und frische Ideen. Mit Wolfgang Gillmann habe ich einen guten Nachfolger gefunden. Das war mir wichtig." Als Anerkennung seiner vielen Verdienste ernannte ihn der neue Vorstand zum Ehrenmitglied. "Das war schon ein sehr bewegender Moment", berichtet Schreier.

Als sein Vorgänger Erwin Späte ihn damals fragte, ob er das Amt nicht übernehmen wolle, sagte der Hildener nach einiger Bedenkzeit zu. Schreier hätte es nie für möglich gehalten, dass er dreißig Jahre an der Spitze des Vereins stehen würde. "Das war nicht abzusehen." Die Verantwortung abzugeben, fiel ihm nach der langen Zeit dennoch nicht schwer. "Das habe ich mir vorher reiflich überlegt. Nach wie vor bleibe ich dem Verein treu und helfe, wo ich gebraucht werde."

Vom Schachbrett kann sich der 68-Jährige ohnehin nicht verabschieden. Seit er das Spiel mit zwölf Jahren von Freunden aus der Schule lernte, faszinieren ihn die immer neuen Möglichkeiten, die sich auf dem Brett bieten. "Jede Partie ist anders." Sein Ehrgeiz ließ allerdings schleichend nach. Zwar spielte Norbert Schreier immer in der Mannschaft mit und stieg mit seinen Teamkollegen in den 80er Jahren auch in die Bezirksliga auf, große Turniere gewann er jedoch nie. "Die Konkurrenz ist groß. Bezirksmeister zu werden ist schon sehr schwierig. Dazu hätte ich mich viel intensiver vorbereiten müssen und dazu hat mir oft die Zeit gefehlt."

Mehr Muße hat der 68-Jährige auch heute nicht. Als stellvertretender Bürgermeister ist sein Terminplan stets gut gefüllt. Die Ruhe, sich auf eine Partie Schach einzulassen, findet er außerhalb des wöchentlichen Trainings nur selten. "Gelegentlich spiele ich zu Hause am Computer." Dann bewegt er am liebsten die schwarzen Figuren über das karierte Brett. "Sie geben mir mehr Verteidigungsmöglichkeiten und die liegen mir besonders." Einige Eröffnungsvarianten beherrscht er aus Erfahrung, ganze Partien hat er jedoch nie auswendig gelernt, sondern lässt sich immer von neuem auf jedes Duell ein.

Die Geduld aufzubringen, sich längere Zeit ganz auf eine Sache konzentrieren zu können, hält er für eine wichtige Fähigkeit, die er auch vielen jungen Menschen wünscht. "Das erleichtert auch das Lernen in der Schule." In Schach-AGs sieht er eine Chance, auch Nachwuchs für den Verein zu gewinnen. "Die Jugendlichen bekommen bei uns eine gute Ausbildung und haben auch die Möglichkeit, an Wettbewerben teilzunehmen."

Während Schach den Geist fit hält, darf aber auch der Körper nicht auf der Strecke bleiben. Norbert Schreier macht daher jedes Jahr das Sportabzeichen, spielt regelmäßig Tennis und fährt Fahrrad. Dabei zeigt er ähnliches Durchhaltevermögen wie bei einer Schachpartie.

(domi)
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