Reportage Prellball zieht immer noch

Wenn der Haaner Turnerbund zu seinem beliebten Turnier lädt, ist die Resonanz nach wie vor groß. Allerdings macht sich der Nachwuchs in dieser Sportart rar.

24 Mannschaften aus ganz Deutschland kämpften um den Sieg bei der 33. Auflage des Prellball-Turniers in der Sporthalle Walder Straße. "Noch vor 20 Jahren spielten 63 Mannschaften mit, die wir in drei Sporthallen unterbringen mussten", erinnert sich Heinz Teuner. Der dreifache deutsche Meister leitet die Abteilung des Haaner Turnerbundes und ist selbst seit vier Jahrzehnten begeisterter Prellballspieler. "Die Nachfrage ist beim Nachwuchs rückläufig", sagt der 71-Jährige, "es ist leider nur eine Randsportart."

Für die meisten Spieler hingegen, die in Haan an den Start gehen, ist Prellball eine Leidenschaft. Auf vier acht mal 16 Meter großen Feldern streiten in diesem Jahr unter anderem Mannschaften aus Idar-Ober-stein, Hannover und Oberhausen mit vollem Körpereinsatz um jeden Punkt. Denn beim Prellball spielen die Aktiven auf Zeit. Zweimal siebeneinhalb Minuten haben sie pro Partie beim Turnier zur Verfügung.

Jedes Team besteht aus vier Spielern, meist zwei Vorderleuten und jeweils einem Schlag- und Mittelmann. Als der Idarer TV im Vorrundenspiel auf den TuS Meinerzhagen trifft, laufen bei den in rot gekleideten Idarern allerdings nur drei Akteure auf. "Das ist üblich, weil viele Teams zu dritt eingespielt sind", erläuterte Teuner.

Jede Mannschaft hat das Ziel, den Ball so auf den Boden der eigenen Spielhälfte zu prellen, dass er über die 40 Zentimeter hohe Leine auf die Seite des Gegners fällt. "Der Ball muss nach unten mit geschlossener Faust oder dem Unterarm geprellt werden", sagt Teuner. Dabei ist nur ein Ballkontakt für jeden Akteur erlaubt. Spätestens beim dritten Kontakt muss der Ball auf die gegnerische Seite befördert werden — doch das ist leichter gesagt als getan.

Als der der TB Essen-Haarzopf, amtierender Deutscher Meister in der Altersklasse ab 60 Jahre, auf den Ruhr-Nachbarn TV Jahn Duisburg-Essen trifft, ergibt sich eine flotte Begegnung. Auch wenn sich die drei Phasen eines Spielzuges — Annahme, Aufspiel und Angriff — ständig wiederholen. Denn besonders der erste, flach gespielte Ball nach dem Aufschlag ist schwierig zu kontrollieren. Dass der Sportler dabei tief in die Hocke gehen muss, ist für eine erfolgreiche Annahme unumgänglich. Schlecht abgewehrte Bälle fliegen dann schon einmal in benachbarte Spielfelder hinein. Reaktionsschnelligkeit ist bei Bällen, die nach dem Prellen Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern entwickeln, besonders gefragt.

"Jawohl!", "Zieh durch!" oder "Sehr schön gespielter Ball" sind Sätze, die häufiger an diesem Nachmittag fallen. Dass kaum Interesse bei Nicht-Prellballspielern vorhanden ist, trübt nicht die enthusiastische Stimmung der Spieler auf dem Parkett bei jedem Ballwechsel. Den größten Lärm in der Sporthalle macht aber das ständige Titschen des Balles, wenn die Aktiven das 350 Gramm schwere Spielgerät prellen.

Heinz Teuner rechnete im Vorfeld mit 120 Gästen, einschließlich der aktiven Prellballer. Zwei von ihnen waren Addy Müller und Herbert Goosmann (73), die beide beim Ohligser TV spielen und seit mehr als 20 Jahren beim Haaner Traditionsturnier starten. Im Auftaktspiel gegen Friesen Haspe gibt es zwar eine Niederlage, aber ihren nächsten Gegner aus Wuppertal-Barmen haben sie sich schon ausgeguckt. "Da haben wir eine kleine Siegchance", sagt Goosmann lachend.

Als Frau in der gemischten Hobbymannschaft ist es für Addy Müller schwieriger, sich zu etablieren. "Die Männer haben einfach einen härteren Schlag. Meine Finger sind da schneller blau", berichtet die robuste 70-Jährige.

(RP)
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