Kanusport Mira Louen trotzt dem Hochwasser

Hilden · Auch die Kanu-Europameisterschaft in Polen leidet in diesen Tagen unter den Wassermassen. Die Qualifikation fällt deshalb aus. In dem verkürzten Wettkampf will die Hildenerin am Samstag ihren Titel im Einer-Canadier verteidigen.

Das Unternehmen Titelverteidigung entwickelt sich für Europameisterin Mira Louen zu einer Geduldsfrage. Bereits am Sonntag machte sich die Kanutin des KC Hilden per Flieger auf den Weg nach Polen, um sich noch einmal intensiv auf die Wettkämpfe vorzubereiten. Einen Tag später folgte das erste Training auf der Wildwasserstrecke. Auch am Dienstag klappte es noch mit einer Übungseinheit. Dann aber machte das Hochwasser auch den Sportlern einen Strich durch die Rechnung. "Mittwoch war der Tiefpunkt", gesteht Louen mit Blick auf die steigenden Wassermassen. Denn für gestern kündigte der Ausrichter noch einen um einen Meter höheren Pegelstand an. "Trotzdem haben sie versucht, uns glaubhaft zu vermitteln, dass am Samstag die Wettkämpfe über die Bühne gehen können", berichtete die 27-Jährige.

Im Laufe des gestrigen Tages hellten sich die Mienen der Sportler aber schon deutlich auf. Denn der Wasserstand zeigte bereits fallende Tendenz. "Statt zu steigen, ist er um einen Meter zurückgegangen. Wir gehen inzwischen davon aus, dass der Wettkampf tatsächlich stattfinden kann", freut sich Louen. Entsprechend entspannt ging sie daher zur offiziellen Eröffnungsfeier.

Heute können die Kanuten noch einmal eine Trainingseinheit einlegen, um sich wieder an das Wildwasser zu gewöhnen. Denn in den beiden letzten Tagen war nur Paddeln im Flachwasser auf zwei Seen möglich. Damit fällt die Qualifikation jedoch aus. Statt dessen geht es am Samstag ab 9 Uhr im Halbfinale bereits um den Einzug ins Finale — die besten zehn des 24-köpfigen Starterfelds kommen weiter. "Das Finale erreichen ist das Ziel. Und danach ist alles drin", sagt Mira Louen.

Im Endlauf, der gegen 12 Uhr terminiert ist, will die Hildenerin in bewährter Manier ihre Chance suchen. "Da kann man ganz befreit auffahren", erklärt sie. Ihre Devise lautet also auch diesmal wieder "Hop oder Top". "Warum soll ich mich in meinem Alter noch ändern", verrät sie mit einem verschmitzten Lächeln. Und das lässt hoffen: Die gute Laune ist auf jeden Fall wieder da.

Heute bekommt die Angestellte des nordrhein-westfälischen Kanuverbandes Unterstützung aus der Heimat. Mit einem privaten Fanklub reist auch ihr Vereinskollege Markus Flechtner an. Zurückhaltend wie immer stuft er Louens Chancen ein. "Im ersten Lauf darf sie nichts riskieren, um sicher unter die Top-Zehn zu kommen", betont er. Zumal die Konkurrenz im Einer-Canadier zumindest zahlenmäßig größer ist. Offen bleibt die Frage nach der Qualität. "Zuletzt sind mit sechs bis sieben deutlich weniger gestartet", berichtet Flechtner.

Und unterstreicht: "In dieser noch sehr jungen Disziplin tut sich momentan sehr viel." Gerade das lässt aber auch die Chancen auf Edelmetall mit der Mannschaft steigen. Denn diesmal meldeten immerhin fünf Frauen-Teams für die EM— die Mindestteilnehmerzahl für eine offizielle Wertung. "Wenn es dabei bleibt, könnte es auch dort eine Medaille geben." Im deutschen Canadier-Team gehen neben Mira Louen noch die ebenfalls routinierte Lena Stöcklin sowie die Junioren-Fahrerin Caroline Wagner an den Start. Die 16-Jährige soll in Krakau internationale Erfahrung sammeln.

(RP/EW)
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