Handball ME-Sport: Frauen-Team steckt in der Klemme

Mettmann · Sportlich geben die Mettmanner Handballerinnen am letzten Oberliga-Spieltag den schon sicher geglaubten Klassenerhalt doch noch aus der Hand - damit bleibt dem Verein die Entscheidung erspart, den freiwilligen Rückzug zu verkünden.

 Mit Loreen Jakobeit (Mitte) verabschiedete sich eine wichtige Leistungsträgerin aus Mettmann - die Top-Werferin spielt jetzt beim TB Wülfrath.

Mit Loreen Jakobeit (Mitte) verabschiedete sich eine wichtige Leistungsträgerin aus Mettmann - die Top-Werferin spielt jetzt beim TB Wülfrath.

Foto: Dietrich Janicki

Jetzt fehlt nur noch ein Trainer.

Die vergangene Saison war vielleicht nur der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Vor dem Meisterschaftsstart in der Oberliga gab Steffi Veermann vollmundig zu Protokoll, dass sie ihre Mannschaft im Titelrennen sieht. Eine Aussage, die die Trainerin von ME-Sport einige Wochen später wohl schon bereute - und erst recht auf der Zielgeraden einer Saison, in der die Mettmanner Handballerinnen mehr Licht als Schatten boten und letztlich mittendrin im Abstiegskampf steckten. Nach dem Sieg über Schlusslicht Borken am vorletzten Spieltag schien der Klassenerhalt sicher. Doch dann unterlag das Veermann-Team dem TV Lobberich - eine Niederlage, die nicht unerwartet kam. Wesentlich überraschender war jedoch der Erfolg des Abstiegskonkurrenten VfL Rheinhausen über den Siebten TV Biefang. Damit war der Abgang der ME-Sport-Handballerinnen aus der Oberliga besiegelt.

Der Zerfall der Mannschaft deutete sich schon in den Wochen zuvor an. Anfang April verkündete Steffi Veermann ihren Rückzug zum Saisonende. Persönliche, familiäre und gesundheitliche Probleme gaben den Ausschlag. "Ich schaffe das einfach nicht mehr", gestand die Trainerin. Nach einem turbulenten Endspurt blieb ihr nur die Erkenntnis: "Ich habe es nicht geschafft, die Mädels als Mannschaft weiterzuentwickeln."

Dabei übernahm Steffi Veermann ein Jahr zuvor die Mannschaft als Hoffnungsträgerin. Denn im März 2017 gaben die Verantwortlichen von ME-Sport eine Woche nach dem Oberliga-Derby gegen den Spitzenreiter und späteren Meister TB Wülfrath die Trennung von Sabrina Berten bekannt. Der Wechsel auf der Trainerbank war angedacht, sollte aber erst im Sommer vollzogen werden. Nun die Kehrtwende: "Damit erhofft man sich, die Mannschaft wachzurütteln", erklärte seinerzeit Kim Spiecker. Eine Entscheidung, in die die Frauenwartin und Spielerin nicht involviert war. "Einen richtigen Zeitpunkt gibt es für so etwas nie. Um neue Reize zu setzen, haben wir uns als Abteilungsleitung gemeinsam für diesen Schritt entschieden", sagte der damalige Abteilungsleiter Gerd Norbisrath. Ganze vier Punkte holten die Mettmannerinnen unter der Regie von Veermann in den letzten sieben Partien der Saison 2016/17 - das hätte wohl auch mit Sabrina Berten geklappt, zumal darunter der Sieg im Kellerduell gegen den TV Borken war. Sportlich war der Wechsel zu Steffi Veermann also keineswegs eine Initialzündung. Statt dessen kam viel Unruhe ins Team, weil einige Spielerinnen mit der Entscheidung der Abteilungsleitung nicht einverstanden waren.

Das Thema Trainerwechsel beschäftigte die Handballerinnen von ME-Sport aber auch schon in den Jahren zuvor. Und auch der Abstiegskampf ist für die Mannschaft keineswegs Neuland. Es fing an mit dem personellen Umbruch im Sommer 2014. Auf das Trainerduo Mark Kopold und Jörg Büngeler folgte Ernie Meyer. Das Trainer-Urgestein musste eine neue Mannschaft formieren, die aus personellen Gründen nur selten eine Top-Leistung bieten konnte. Letztlich gelang am Ende der Saison 2014/15 mit einem Kraftakt der Verbleib in der Liga.

Schon im Laufe der Spielzeit hakte es immer mal wieder zwischen Trainer und Team. "Nach 46 Jahren als Coach war es für mich doch ein Novum, dass wir das, was wir trainiert haben, nicht im Spiel umsetzen konnten", stellte Meyer fest. Im August 2015 freute er sich deswegen auf eine wesentlich entspanntere Oberliga-Runde. "Wir wollen nicht wieder so eine Situation wie am Schluss der vergangenen Saison haben", sagte er. Nach einem Kurzurlaub war Meyer jedoch sprachlos. Denn da bat ihn der damalige Frauenwart Thomas Franken zum Gespräch. Das Ergebnis: Ernie Meyer musste gehen. Franken nannte sportliche Gründe: "Einige Spielerinnen fühlten sich nicht gefordert. Es wurde zu wenig spielnah trainiert, zu viel Theorie vermittelt." Co-Trainerin Sabrina Berten avancierte seinerzeit zum Chefcoach.

Drei Jahre später steht das Mettmanner Frauen-Team vor einem Scherbenhaufen. Nach dem Abstieg aus der Oberliga bleiben nur fünf Spielerinnen der ersten Mannschaft - sie sollen mit der (abgemeldeten) Landesliga-Truppe in der Verbandsliga zu einer Einheit verschmelzen. Das viel größere Problem: Noch immer ist der Verein auf der Suche nach einem neuen Trainer.

(RP)
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