Fußball, Kreisliga A Der neue Vorsitzende musste auch ins Tor

Mettmann · Markus Rössing hat Ralf Becker beim FC Mettmann 08 als Vorsitzender beerbt. Er hat Pläne für den größten Fußball-Klub der Stadt und hofft auf deren Unterstützung – insbesondere bei der Platzbelegung Auf dem Pfennig und bei den Nutzungsentgelten.

 Der Vorsitzende des FC Mettmann mit Torwarthandschuhen: Markus Rössing war in den jüngsten Spielen auch als Ersatzkeeper gefragt.

Der Vorsitzende des FC Mettmann mit Torwarthandschuhen: Markus Rössing war in den jüngsten Spielen auch als Ersatzkeeper gefragt.

Foto: Achim Blazy (abz)

Mitte Oktober dieses Jahres ging beim FC Mettmann 08 (FCM) eine Ära zu Ende. Ralf Becker, der seit Gründung des Vereins Erster Vorsitzender war, trat von dieser wichtigen Führungsposition zurück, und Markus Rössing wurde zum neuen Chef des mit rund 600 Mitgliedern größten Fußballvereins in Mettmann gewählt. „Ralf Becker hatte schon frühzeitig vor der Jahreshauptversammlung signalisiert, dass er aus beruflichen Gründen nicht das Amt des Ersten Vorsitzenden ausüben kann. Zugleich bat er mich, sein Nachfolger zu werden. Da ich mich für ein verantwortungsvolles Amt beim FC Mettmann 08 interessierte, habe ich Zustimmung signalisiert und bin dann bei der Mitgliederversammlung mit deutlicher Mehrheit gewählt worden“, erläutert der neue Vorsitzende.

Markus Rössing macht deutlich, dass er in seiner neuen Funktion nicht nur verwalten, sondern gestalten möchte. „Es ist einiges zu tun, dies gilt sowohl für die sportliche Seite als auch für die Infrastruktur des Vereins“, sagt der 33-Jährige, der in seiner neuen Aufgabe etwas bewegen will, wobei er aber darauf verweist, dass Veränderungen mit der notwendigen Geduld anzupacken seien und die Mitglieder bereit sein müssen, neue Wege mitzugehen. „Wenn man die Mitglieder nicht mitnimmt, klappt so etwas nicht“, betont der Diplom-Betriebswirt, der als Berater im Krankenhaus- und Gesundheitswesen tätig ist.

Zur sportlichen Seite bemerkt er, dass er mit dem bisherigen Abschneiden der Mannschaft nicht zufrieden sein kann. In der Kreisliga A Wuppertal-Niederberg belegt der FCM nach der Hinrunde mit nur acht Punkten aus zehn Spielen den letzten Tabellenplatz „Es wird schwer, den Abstieg zu vermeiden, ich bin aber der Auffassung, dass in der Mannschaft mehr Potenzial steckt, als es der enttäuschende Tabellenplatz aussagt.“ Dies möchte er nicht als Kritik am Trainer verstanden wissen. „Maik Franke verfügt über eine Menge fußballerischen Sachverstand und taktisches Wissen. Er weiß unsere junge Mannschaft zu motivieren. Ihm sind aber auch Grenzen gesetzt, da dem Kader einige erfahrene Führungsspieler fehlen.“ Rössing bekräftigt unmissverständlich. „Der Trainer steht bei uns nicht zur Disposition.“

Um aber die Tür zum Klassenerhalt offen zu halten, soll das Team in der Winterpause verstärkt werden. „Wir suchen ein oder zwei erfahrene Führungsspieler und befinden uns in entsprechenden Gesprächen. Zudem kehrt Jean-Paul Becker in den Kader zurück. Der kann uns weiterhelfen“, sagt Rössing. „Das Wichtigste ist jedoch die Verpflichtung eines guten Torhüters. Ich habe sogar zweimal im Tor aushelfen müssen, da kein geeigneter Keeper zur Verfügung stand. Das ist kein tragbarer Zustand und bedarf dringend einer Veränderung.“ Der neue Vorsitzende macht klar, dass der FCM finanziell nicht auf Rosen gebettet sei. „Wir sind uns im Vorstand darüber im Klaren, dass wir unbedingt unsere Sponsorenaktivitäten forcieren müssen, wobei es in der derzeitigen Pandemie-Krise schwierig ist, Förderer anzusprechen, da in den Unternehmen fast überall die Budgets für Sponsoring-Aktivitäten gekürzt wurden.“ 

Hoffnungen setzt der Vorsitzende auf die Jugendarbeit im Verein. 17 Jugendmannschaften hat der FCM im Spielbetrieb. „Da gehören wir zu den führenden Vereinen in der Region.“ Einige Teams gehören der Leistungsklasse an. „Unser Prunkstück sind die B1-Junioren, die in der Bergischen Leistungsklasse spielen. Da sind einige tolle Talente dabei.“ Auch mehrere Mädchenmannschaften gehören dem Klub an. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir demnächst auch ein Frauen-Team melden, damit die Mädels in der A- und B-Jugend eine Perspektive im Verein haben“, sagt Rössing. Neben drei Senioren-Mannschaften verfügt der FCM auch über ein Alt-Herren-Team, das in der Vergangenheit bei Turnieren und Auslandsgastspielen für Furore sorgte.

Zu den in Mettmanner Fußballkreisen kursierenden Gerüchten, dass der FCM und Bezirksligist ASV Mettmann eine Fusion anstreben, um die gute Jugendarbeit des FCM und den leistungsorientierten Seniorenbereich des ASV in Verbindung zu bringen und daraus Synergieeffekte zu erzielen, nimmt Rössing klar Stellung. „Da beide Vereine auf der gleichen Anlage Auf dem Pfennig ihr Domizil haben, könnte sich das anbieten, ist derzeit aber überhaupt kein Thema. Für eine Fusion sind die Philosophien beider Klubs einfach zu unterschiedlich.“

Zugleich spricht er die schwierigen Trainingsbedingungen für seinen Verein an: „Da wir die Anlage Auf dem Pfennig mit den zwei Kunstrasenplätzen mit dem ASV teilen müssen, wird es mit der Platzbelegung gerade für unsere vielen Jugendlichen eng. Was ich nicht verstehe ist die Tatsache, dass der Kunstrasenplatz am benachbarten HHG nicht ausgelastet zu sein scheint. Da sind nur die wenigen Teams von Mettmann-Sport auf der Anlage. Da ist meines Erachtens genügend Kapazität frei, um einige Mannschaften des FCM dort trainieren und spielen zu lassen. Da sollte sich die Stadtverwaltung mal drum kümmern.“ Sorgen bereiten Rössing auch die städtischen Nutzungsentgelte auf den Plätzen Auf dem Pfennig und am HHG. „Diese Nutzungsentgelte belasten unseren Etat jährlich mit rund 25.000 Euro. Das ist ein dicker Brocken. Ich kenne außer Mettmann keine Stadt, die ihre Vereine dermaßen mit Nutzungsentgelten belastet. Wie der Rat so eine Entscheidung gegen den Sport treffen konnte, ist mir schleierhaft.“

Der FCM-Vorsitzende hält es auch für nicht nachvollziehbar, dass seinem Verein – im Gegensatz zum ASV Mettmann – am Gelände Auf dem Pfennig kein Klubraum nebst kleiner Geschäftsstelle zur Verfügung steht. „Wir wollen jetzt durch Eigeninitiative dafür sorgen, dass diese Infrastruktur geändert wird. Entsprechende Pläne unseres Vorstandsmitgliedes und Architekten, Michael Buhk, liegen fertig bereit und sollen zumindest mittelfristig umgesetzt werden. Ich hoffe, dass die Stadt Mettmann da mitzieht und uns keine Steine in den Weg legt.“

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