Fußball Mädchenpower mischt Hildener Fußball auf

Hilden · Vor zwei Jahren gründete sich der Sportverein, der Kickerinnen besonders fördern will. Inzwischen zählt der Klub 145 Mitglieder.

Als sich im März 2013 der FSV Mädchenpower just am Weltfrauentag gründete, stieß die Idee eines reines Mädchenvereins in Hilden nicht überall auf Zuspruch. Vor allem jene Klubs, die selbst im weiblichen Jugendbereich arbeiteten oder gar eine Frauenmannschaft hatten, waren von der neuen Konkurrenz gar nicht angetan. Wie zum Beispiel der SV Nord, der viele Jahre Vorreiter in puncto Frauenfußball war, und aus dessen Reihen sich ein Teil der neuen Vorstandsmitglieder des FSV rekrutierte.

Leidtragender war auch der SV Ost. "Wir waren vor allem über die Art und Weise der Abwerbung von Spielerinnen verärgert", sagt Erwin Weber. Der Vorsitzende berichtet: "Damals haben wir zwei Teams verloren. Der Trend hat sich fortgesetzt, weil sich einzelne Kinder abmeldeten und wir deshalb in bestimmten Altersklassen keine Mannschaften mehr bilden konnten." Zwei Jahre später haben sich die Wogen geglättet, scheint es. "Heute haben wir ein vernünftiges Miteinander, wie das in der Hildener Sportlandschaft so ist", betont Weber. Und auch der SV Ost bietet Mädchen weiterhin eine Fußball-Heimat.

In den vergangenen beiden Jahren haben die Verantwortlichen des FSV nicht nur viele Eltern, sondern auch die Stadt Hilden mit ihrem Konzept überzeugt. "Für mich ist der FSV in der gesamten Vereinslandschaft ein besonderer Aufsteiger", sagt Reinhard Gatzke. Der Hildener Sportdezernent betont: "Der Klub hat seinem Namen alle Ehre gemacht, hat wirklich Power, ist gut strukturiert und gut organisiert. Wir als Stadt arbeiten gerne mit dem Verein zusammen." Längst fühlen sich die 145 Mitglieder des FSV, darunter 120 Kinder und Jugendliche, auf dem neuen Kunstrasenplatz an der Schützenstraße neben den Kickern des AC Italia Hilden heimisch. Die Frauenquote im administrativen Bereich könnte aber höher sein.

Zumindest im geschäftsführenden Vorstand stimmt sie. Denn hier arbeitet Vorsitzender Sven Klose Hand in Hand mit seiner Stellvertreterin Meggie Hasselbring und Kassiererin Melanie Klose. Im erweiterten Vorstand gibt es allerdings mit Sponsorenbetreuer Marc Höltgen, Pressewart Oliver Schütz und Turnierkoordinator Abas Selmani ein männliches Übergewicht. Das gilt auch für den Trainerstab. Jana Schmalhofer betreut die U 9, Meggie Hasselbring und Melanie Klose die U 17. Vier weitere Jugend-Mannschaften und das Frauenteam folgen den Anweisungen von männlichen Übungsleitern. "Es ist schwierig, weibliche Trainer zu finden, aber wir arbeiten an dem Problem, wollen die Trainer auch selbst ausbilden", berichtet Melanie Klose. Zugleich verweist die Kassiererin jedoch stolz auf die Kooperation mit der Theresien-Realschule und der Wilhelm-Hüls-Grundschule. Zwei sogenannte Arbeitsgemeinschaften (AGs) pro Woche leiten Fußballerinnen aus dem Frauen-Team des FSV.

Melanie Klose sieht das Konzept des Vereins, den Mädchen-Fußball intensiv zu fördern, auf einem guten Weg. So frönt in der Altersklasse U 13 eine Mannschaft mit den stärkeren Spielerinnen dem Leistungsfußball, in der zweiten liegt der Fokus dagegen mehr auf dem Breitensport. Das aktuell jüngste Mitglied des FSV Mädchenpower ist übrigens Jahrgang 2009. Und bald soll es im FSV auch ein Bambini-Team geben.

Zwei Talente haben den FSV Mädchenpower bereits wieder verlassen. Joel Krevet schaffte den Sprung in die U 13 von Bayer Leverkusen und läuft jetzt in der Verbandsliga auf. Jessica Höltgen spielte sich in die U 12Auswahl des Fußballverbandes Niederrhein und misst sich nun in der D-Jugend des Ortsrivalen VfB 03 mit den körperlich stärkeren Jungen. "Wir wollen Mädchen so gut wie möglich fördern. Wenn wir das selbst in unserem Verein nicht tun können, unterstützen wir auch einen Wechsel", betont Melanie Klose. Zumal Jessica mit einem Zweitspielrecht jederzeit auch in einer Mannschaft des FSV auflaufen könnte.

Neuestes Projekt des FSV Mädchenpower ist die Kooperation mit der Torwartschule Safehands, die ihren Ursprung in Kaiserslautern hat und jetzt in Hilden einen zweiten Stützpunkt eröffnete. Als Koordinatorin fungiert Leonie Fischer, die unter anderem in der Frauen-Landesliga für den SV Hilden-Nord spielte. Jeden Sonntag von 9.30 bis 10.45 Uhr trainiert Fischer auf dem Sportplatz an der Schützenstraße Torfrauen - und zwar nicht nur den Nachwuchs des FSV Mädchenpower, sondern interessierte Fußballerinnen aller Altersklassen, auch aus anderen Vereinen.

(RP)
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