Lokalsport Lichter trainieren Reaktion und Koordination

Hilden · Wenn die Basketballer von Ballers Paradise mit den sogenannten Fitlights üben, schulen sie ganz nebenbei auch noch die Ausdauer.

 Aus dem einhändigen Liegestütz heraus versuchen Tom und Christo, die blinkenden Lichter auszuschalten.

Aus dem einhändigen Liegestütz heraus versuchen Tom und Christo, die blinkenden Lichter auszuschalten.

Foto: Stephan Köhlen

In der Stadtwerke Hilden Arena werden die Lichter gelöscht. Jana dribbelt mit einem Basketball. Die 15-Jährige steht in einem Kreis aus zwölf Kegeln und auf diesen sind kleine Geräte angebracht, die wie fliegende Untertassen aussehen. Wenn sie aufleuchten, eilt Jana in ihre Richtung und legt ihre freie Hand auf ihnen ab - gleichzeitig ist sie bemüht, den Ball ohne Fehler weiter zu dribbeln. Ihr Pferdeschwanz peitscht durch die Luft, so eilig wollen die Lichter ausgeschaltet werden. Diese Lichter nennen sich Fitlights und sind ein neuer Trend.

Bastian Kluth, Sportlicher Leiter des Vereins Ballers Paradise, klärt auf: "Fitlight ist ein visuelles Sportgerät für die individuelle Förderung von Sportlern. Es leitet den Weg in die Digitalisierung des Sports ein." Kluth hält ein Tablet in den Händen. Darauf sind Begriffe wie Distanz, Stoßsensibilität, Timeout, Treffer und Strafzeit zu lesen. Sprich: Das Tablet ist mit den Fitlights verbunden. Das Prinzip hinter den Fitlights ist relativ simpel. Die Lichter lassen sich mit dem Tablet in beliebiger Anzahl und Reihenfolge programmieren, um in zahlreichen Bewegungsabläufen eine Unterstützung zu bieten.

Und welche Sportarten lassen sich mit den zwölf Lichtern kombinieren? "Basketball, Handball, Volleyball, Boxen, alle Kampfsportarten, Leichtathletik und Turnen", zählt Kluth auf und betont: "Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Das System ist mobil, portabel und flexibel einsetzbar." Leichter als ein Smartphone ist so ein Fitlight. In beliebiger Anzahl können die Lichter mit einem Klettband auf Kegel und an Wände geheftet werden oder sie finden schlicht auf dem Hallenboden ihren Platz. Tom und Christo legen die Fitlights in eine Reihe und nehmen die Liegestütz-Position ein. Trainer Kluth startet das Programm - und jetzt müssen die beiden Zwölfjährigen seitlich springen und ihre Arme ausstrecken, um die Lichter zu deaktivieren.

Den Sportlern von Ballers Paradise ist die Fitlight-Technik erst anderthalb Jahre bekannt. Die Verantwortlichen des Vereins stießen zufällig darauf - das Interesse war sogleich geweckt. "In Zusammenarbeit mit der Stadt Hilden hat unser Sportverein die Fitlights angeschafft", berichtet Bastian Kluth und fügt hinzu: "Wir möchten die Lichter aber auch an andere Vereine ausleihen, damit möglichst viele Sportler jeden Alters damit in Berührung kommen."

Tom und Christo gehören beide zum Basketballnachwuchs, den Kluth trainiert. Ihre erste Übungseinheit mit den Fitlights hinterlässt einen tiefen Eindruck. "Es auszuprobieren ist cool. Bei manchen Übungen gibt es zwar keinen menschlichen Gegenspieler, aber der Ehrgeiz, die Lichter zu berühren, war bei mir hoch", sagt Christo. Und es werden in seinem Körper Regionen aktiviert, die er ohne die Fitlights bislang nicht gespürt hat. "Dabei komme ich ordentlich ins Schwitzen", gesteht er. Sein Freund Tom betont einen wichtigen Vorteil bei den Übungen: "Man bemüht sich stärker, den Blick oben zu halten, weg vom Ball. Das ist beim Basketball sehr wichtig".

Eine Demonstration dieser neuen Technik wollten sich auch Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings und Sportdezernent Sönke Eichner nicht entgehen lassen. "Mir waren Fitlights kein Begriff, bis der Antrag zur Anschaffung bei mir auf dem Tisch lag", verrät Alkenings und verfolgt die Bewegungen von Jana, die für eine weitere Übung an der Wand der Sporthalle zu den Lichtern hinauf greift. In ihrer Grundschulzeit habe sie auch Basketball gespielt, erinnert sich Alkenings, "von daher kann ich mir sehr gut vorstellen, dass der Trainingseffekt durch die Arbeit mit den zufällig aufleuchtenden Lichtern enorm hoch ist". Im Ernstfall wisse der Sportler bei einem Gegner aus Fleisch und Blut ja auch erst im letzten Moment, was er mit dem Ball vorhat.

(aca)
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