Motorsport Julian Hanses startet im legendären Le Mans

Hilden/Le Mans · Der Hildener Nachwuchsrennfahrer freut sich auf den Auftakt der Saison im Porsche Carrera Cup Deutschland. Aktuell fährt der 23-Jährige für das Förch Racing-Team.

 In Spielberg reihte sich Julian Hanses mit der Nummer acht in die Schlange der Fahrer ein, die um den Porsche Super Cup kämpften.

In Spielberg reihte sich Julian Hanses mit der Nummer acht in die Schlange der Fahrer ein, die um den Porsche Super Cup kämpften.

Foto: Porsche

Wer kennt sie nicht, die „24 Stunden von Le Mans“, jene legendäre Rennserie, die 1971 mit einem spektakulären Film den Weg in die Kinos fand. Hauptdarsteller seinerzeit war Steve McQueen. Der fiktive Spielfilm verwendete damals Szenen des echten Rennens von 1971. Seither hat die Motorsportveranstaltung nichts von ihrem Glanz verloren. Im Gegenteil: Im November des vergangenen Jahres folgte das nächste Hollywood-Epos, diesmal mit Matt Damon sowie Christian Bale in den Hauptrollen und dem Fokus auf 1966.

Besser als jeder Film ist jedoch das Original, das an diesem Wochenende wieder Motorsportfans auf der ganzen Welt in seinen Bann zieht. Porsche zählt zu den erfolgreichsten Marken in der 100-jährigen Geschiche von Le Mans. Und in einem Porsche ist in diesen Tagen auch der Hildener Julian Hanses wieder unterwegs. Nicht beim Rennklassiker, aber im Rahmenprogramm mit dem Porsche Carrera Cup Deutschland. Die nationale Rennserie startet mit 53 Fahrern in die 31. Saison und trägt einen Lauf über 45 Minuten aus. Zehn weitere Rennen mit dem 485 PS starken Porsche Carrera 911 GT3 Cup folgen in den nächsten Wochen.

Zu den Rookies des Deutschland Cups 2020 zählt Julian Hanses, der im Oktober 2019 im Finale des Porsche Sports Cup auf dem Hockenheimring erstmals sein Können im Porsche unter Beweis stellte, als er nach einem verkorksten Qualifying im Rennen eine beeindruckende Aufholjagd zeigte und in dem stark besetzten Feld am Ende den vierten Platz belegte, dabei Rang drei nur knapp verpasste. Seinerzeit fuhr der Motorsportler für das Team Monkeys und legte mit der Premiere den Grundstein für eine Karriere im Sportwagen. Drei Jahre zuvor stieg Hanses in den Formelsport ein, fuhr in der Formel 4 unter anderem gegen Mick Schumacher, der inzwischen in der Formel 2 auftrumpft. Der Hildener schaffte derweil den Aufstieg in die Formel 3-Europameisterschaft und holte gleich zum Debüt die ersten Punkte. 2019 fuhr er dann in der Euro Formula Open mehrfach aufs Podium. Im zweiten Halbjahr folgte der Wechsel in den Porsche. Die Gründe? „Die Aufstiegschancen in den professionellen Motorsport sind viel realistischer. Gerade bei meiner Körpergröße von 1,92 Metern hatte ich es sehr schwer mit meinem Körpergewicht im Formel-Auto“, erklärt Hanses. Was macht den Reiz aus, in einem Porsche Rennen zu fahren? „Es ist eine einheitliche Rennklasse. Alle haben ähnliche Voraussetzungen und müssen sich beweisen. Am Auto kann man nicht viel ändern und es hat eine ganz andere Charakteristik durch den Heckmotor“, führt der 23-Jährige aus.

In 2020 gehört Julian Hanses nun zum Förch Racing-Team, das im polnischen Bielsko Biala beheimatet ist. Er formuliert klare Ziele: „Wenn ich um den Rookie-Titel mitfahren kann, ihn vielleicht sogar gewinnen kann, wäre das toll. Wichtig ist aber ein guter Lernprozess.“ Die Konkurrenz im eigenen Rennstall dürfte die Entwicklung beschleunigen, denn der Luxemburger Dylan Pereira, der 2019 Gesamtvierter im deutschen Carrera Cup war, zählt erneut zu den Favoriten auf einen der vorderen Plätze im Klassement. Für Teamchef Robert Lukas eine ideale Konstellation: „Mit den beiden haben wir eine tolle Teampaarung. Auf der einen Seite dürfen wir mit Julian einen Rookie ausbilden – und das ist immer eine interessante Aufgabe –, auf der anderen Seite haben wir mit Dylan einen Routinier an Bord, der Rennen gewinnen kann.“ Vierter im Bunde ist Siegfried Müller, der als Aktiver seinen größten Erfolg als Tourenwagen-Europameister 1980 feierte und jetzt als Ingenieuer des Förch Racing-Teams eine direkte Ansprache pflegt.

Unter anderem mit Rennen im Mobil Porsche Super Cup in Spielberg (Österreich) und Silverstone (Großbritannien) bereitete sich Julian Hanses auf den Deutschland Cup vor, zeigte dabei ansprechende Leistungen. Geben die Auftritte Mut? „Absolut, ich fange nicht bei null an, sondern kann jetzt mein Gelerntes umsetzen und kann mich von dort aus weiterentwickeln“, stellt Hanses fest. Sieht er seine Zukunft dauerhaft im Porsche oder ist es ein Lernabschnitt auf seinem Weg im Motorsport? „Es kann auf jeden Fall ein wichtiger Karriereschritt werden, wenn alles passt. Geplant ist, dass dieses Jahr ein Lehrjahr ist und ich nächstes Jahr um die Meisterschaft mitmische. Nächstes Jahr wird ein neues Modell gefahren, das kommt mir sehr gelegen, weil die alten Hasen, die seit Jahren den Cup fahren, sich auch erst einmal auf das neue Auto einstellen müssen.“

Schon der Auftakt im Deutschland Cup sorgt jetzt für Gänsehautgefühl. „Es ist von jedem Fahrer der Traum, in Le Mans zu starten. Zwar bin ich nicht beim 24-Stunden-Rennen dabei, aber allein das Umfeld hier ist beeindruckend. Heute habe ich beim Track-Walk bereits die Strecke zu Fuß kennengelernt. Bei 30 Grad Außentemperatur war das eine erste Herausforderung“, erzählt Hanses, der inzwischen als einer von acht Nachwuchspiloten in den Porsche Carrera Cup Deutschland Talent Pool aufgenommen wurde und dort nicht nur die intensive Betreuung durch den erfahrenen Porsche-Profi Wolf Henzler genießt, sondern auch Mental- und Medientraining bekommt. Das Umfeld stimmt also, doch Neuling Julian Hanses übt sich in Zurückhaltung. „Ich habe keine Platzierungen vor Augen. Mein Fokus liegt darauf, alles aus dem Cup-Porsche herauszuholen und mich weiterzuentwickeln“, sagt er.

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