Weihnachtsbaumverkauf beim Haaner TV Handballer netzen Tannen statt Bälle ein

Haan · Nach dem pandemiebedingten Ausfall im vergangenen Jahr gab es für den traditionellen Weihnachtsbaumverkauf der Handballer des Haaner TV am Samstag ein Comeback. Der Erlös der Verkaufsaktion kommt der eigenen Kinder- und Jugendarbeit zugute.

 So lief der HTV-Weihnachtsbaumverkauf mit Reinhard Herder, dem Vorsitzenden der Handball-Abteilung und des Fördervereins.

So lief der HTV-Weihnachtsbaumverkauf mit Reinhard Herder, dem Vorsitzenden der Handball-Abteilung und des Fördervereins.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Normalerweise flitzen die Handball-Jungs des HTV in kurzen Hosen durch die Halle, passen sich den Ball zu, bis er mit Schmackes geworfen im Netz landet. An diesem kalt-nassen Samstagvormittag allerdings sind sie mollig-warm angezogen und wirbeln statt in der Sporthalle auf dem Parkplatz vor dem Vereinsgebäude zwischen großen und kleinen Tannenbäumen umher: Im Minutentakt werden die eintreffenden Kunden bedient und beraten, der passende Baum für das anstehende Weihnachtsfest wird vermittelt. Zeitweise läuft das Einnetzen der Bäume wie am Fließband: Mit dem unteren Ende hinein in den Trichter, das Netz mit einer gekonnten Handbewegung mehrfach um den Stamm gewickelt und schon wird der Baum mit Schwung aus der metallischen Vorrichtung gezogen. Fertig eingenetzt steht er transportfähig beim Kunden. Es wird gescherzt und gelacht. Die Stimmung ist ausgelassen.

Nach dem pandemiebedingten Ausfall im vergangenen Jahr eine Wohltat, findet Reinhard Herder, Leiter der Handballabteilung im HTV und Vorsitzender des Fördervereins der Handballer (FDH), der den Tannenbaumverkauf vor über zehn Jahren ins Leben rief. „Wir haben sehr dafür gekämpft, den Verkauf in diesem Jahr durchführen zu können“, sagt er. Diese Tradition spüle nicht nur jedes Jahr einen wichtigen finanziellen Beitrag in die Fördervereinskasse, sondern trage auch zur Gemeinschaft in der Abteilung bei, die im vergangenen Jahr und auch dieses Jahr noch so sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Vielleicht, sagt Herder nachdenklich, habe die Absage im vergangenen Jahr aber auch dazu geführt, dass die Aktion in diesem Jahr so viel mehr Zuspruch seitens der eigenen Handballer erfahre. „Wir haben so viele Helfer wie noch nie.“ 17 Damen und Herren der Seniorenteams sind beim Verkauf am Samstag dabei. „Mit einer anderen Gruppe sind wir gestern noch ins Sauerland gefahren, um die Bäume zu holen. Und zwei, drei weitere Handballer kümmern sich um den Lieferdienst.“ Denn auch das, betont der Abteilungsleiter, sei eine Besonderheit beim HTV-Weihnachtsbaumverkauf. Die Bäume werden nach Bedarf von den Jungs bequem nach Hause geliefert. „Das bietet auch nicht jeder“, sagt Herder schmunzelnd.

Insgesamt 160 Bäume, ein Mittelwert aus den vergangenen Jahren, hat der Förderverein der Handballer besorgt und hofft nun auf einen guten Absatz. Doch aufgrund der Umstände sei der Verkauf in diesem Jahr recht spät. „Normalerweise verkaufen wir die Bäume immer ein bis zwei Wochen vor Heiligabend. Da sind wir dieses Jahr etwas spät dran, aber wir mussten aufgrund der Situation warten und sind einfach froh, es dieses Jahr überhaupt machen zu können“, sagt Herder.

Die Freude bei den Handballern der A-Jugend hält sich in Grenzen. „Das frühe Aufstehen hat keinen Spaß gemacht“, sagt Luk (16) und lacht. „Aber das ist schon ok. Das ist eine Tradition, und man weiß ja, wofür man das macht.“ Der Erlös des Baumverkaufs nämlich fließt in die Kinder- und Jugendarbeit der Handballabteilung. Mit dem Geld werden beispielsweise Turnierteilnahmen, Fahrtkosten und Ausflüge mitfinanziert. An solche Ausflüge und Fahrten kann sich natürlich auch Luk noch gut erinnern. „Wir sind früher immer nach Biedenkopf auf Freizeitfahrt gewesen. Das hat schon Spaß gemacht und uns als Team zusammengeschweißt“, erzählt der 16-Jährige. „Wir haben uns nach diesen Fahrten immer besser verstanden, und klar bleibt so etwas in Erinnerung.“ Als junge A-Junioren sind Luk und Kumpel Jan (17) erstmals beim Tannenbaumverkauf dabei.

Zeitgleich schaut sich Daniel (37) mit seiner Frau Jessica und Sohnemann Timo (5) zwischen den Bäumen um. Auch für die Familie ist es Tradition, ihren Weihnachtsbaum bei den Haaner Handballern zu kaufen. Daniel spielt selbst beim HTV und unterstützt seinen Verein gerne. „Für uns ist es bequem, günstig und auch noch für einen guten Zweck“, sagt Jessica überzeugt. Zu spät findet sie das diesjährige Verkaufsdatum kurz vor dem vierten Advent nicht: „Das ist genau richtig, früher stellen wir unseren Baum nie auf.“ Im vergangenen Jahr, um die Tradition nicht gänzlich zu brechen, fuhr die Familie gar zum sauerländischen Landwirt, um ihren Baum zu beziehen. Aufwändig, aber schön, urteilt die Mutter: „Das war ein schöner Familienausflug.“ Timo freut sich derweil wieder aufs gemeinsame Schmücken.

Gegen Mittag stockt der Verkauf. Viele Bäume sind bereits auf dem Weg in die heimelige Stube, doch noch ist der Vorplatz am HTV-Vereinsheim mit zahlreichen Bäumen bestückt. „Was nicht verkauft wird, geht als Elefantenfutter in den Wuppertaler Zoo oder an das Erkrather Naturschutzzentrum für die Schafe“, erklärt Herder. Vielleicht war der Termin vielen doch zu spät. Aber das war unter Corona – wie so vieles – einfach nicht anders machbar.

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