Lokalsport Goldene Premiere beim Sportabzeichen

Haan · Peter Morzeck war mit 67 Jahren zum ersten Mal dabei – und auf Anhieb sehr erfolgreich. Der ehemalige Zehnkämpfer Jürgen Huxholl leitete in der Vorbereitung das Leichtathletik-Training. Für Diskussionen sorgt das neue Regelwerk.

Seine Premiere hat Peter Morzeck gleich vergoldet. Der 67-Jährige hat zum ersten Mal die Anforderungen des Sportabzeichens erfüllt und sogar auf Anhieb die Kriterien für Gold geschafft. Stolz nahm er im Sitzungssaal des Rathauses Urkunde und Nadel entgegen. "Das wollte ich immer mal machen. Doch erst, seit ich Rentner bin, habe ich die Zeit dazu", berichtet der Haaner. Er fischte die meisten Punkte aus dem Wasser. Da ist er in seinem Element: "Das mache ich ohnehin regelmäßig und so waren Ausdauer und Sprint kein Problem."

Schwieriger waren die Prüfungen auf dem Sportplatz: "In der Leichtathletik habe ich noch nie etwas ge-macht." Seinen Erfolg im Stand-sprung und im Schleuderball ver-dankt Peter Morzeck dem intensiven Training mit Jürgen Huxholl. Der ehemalige Zehnkämpfer mit BLizenz legte selbst zum 56. Mal die Prüfung ab und gab seine Erfahrungen gerne an seinen Schüler weiter. Mehrmals trafen sich die beiden Herren zum Techniktraining auf dem Sportplatz. Dem ledernen Schleuderball sind die Spuren der intensiven Einheiten deutlich anzusehen. "Jürgen Huxholl war ein guter Lehrer und sehr eisern", lobt Peter Morzeck. Er hatte zunächst vom Kugelstoßen über den Weit- und Hochsprung einiges ausprobiert: "Schließlich musste ich erst herausfinden, was ich überhaupt kann."

Die neuen Kriterien des Sportabzeichens spielten für ihn keine Rolle. Der Trainer übt dagegen scharfe Kritik an den Änderungen: "Das ist eine Katastrophe. Mit dem vorherigen Sportabzeichen ist das gar nicht mehr vergleichbar. Das Verhältnis stimmt nicht mehr." Als Beispiel greift er den Sprint und die lange Radstrecke heraus. "Als 18-Jähriger musste ich die 100 Meter in 13,4 Sekunden laufen. Nun genügen 14,6 Sekunden. Auf dem Rad soll ich dagegen als 70-Jähriger 20 Kilometer in 47 Minuten absolvieren. Das ist für die meisten kaum zu schaffen", sagt Hoxholl, "beim Deutschen Olympischen Sportbund habe ich mich bereits beschwert, aber bis heute keine Antwort bekommen. Das spricht auch für sich."

Erika Erbacher begrüßt hingegen die neuen Regeln. "Sie haben das Sportabzeichen vielseitiger gemacht. Gerade die Koordinationsübungen sind eine Bereicherung. Zum ersten Mal habe ich Seilchenspringen und die Ringe ausprobiert. Das ging ganz gut", berichtet die Haanerin, die zum vierten Mal das Abzeichen in Gold entgegennahm.

Ebenfalls zufrieden mit den Neuerungen ist Sabine Schilling. Sie ärgerte sich nur etwas, dass sie nicht – wie bisher üblich – beim vierten Mal die Goldene Nadel bekam, sondern nur die Kriterien für Silber erfüllte: "Es ist jetzt leistungsabhängig und eine zusätzliche Herausforderung. Doch es gibt viel mehr Auswahlmöglichkeiten." Besondere Schwierigkeiten hatte auch sie mit dem Schleuderball: "Den habe ich überall hingepfeffert, nur nicht in die richtige Richtung. Man muss eben durchweg sportlich sein." Sie ist fest entschlossen, im nächsten Anlauf Gold zu schaffen.

Dieses Ziel hat Wilhelm Bröcker bereits erreicht. Für den 59-Jährigen hat das Abzeichen wegen eines Bandscheibenvorfalls und eines Herzschrittmacher einen besonderen Glanz. "Darauf habe ich 14 Jahre lang hingearbeitet. 2012 bin ich nach einem Tag Gartenarbeit noch am Weitsprung gescheitert", erzählt Bröcker. Er hält sich das ganze Jahr über im Schwimmbad und auf dem Sportplatz fit: "Ohne Training geht es nicht. Auf dem Sportplatz sind wir eine Gruppe und legen im Sommer gemeinsam die Prüfung ab." Wilhelm Bröcker ist fest entschlossen, weiterzumachen.

Für Peter Morzeck ist klar, dass er im zweiten Anlauf noch mehr Disziplinen ausprobiert. "Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, auch ein bisschen zu laufen oder mal Hochsprung zu versuchen", sagt der Haaner. Das könnte klappen, denn in Jürgen Huxholl hat er für alle Leichtathletik-Disziplinen einen routinierten Trainer.

(domi)
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