Reitsport Gilbert Tillmann kann Titel nicht verteidigen

Erkrath · In der Siegerrunde des Großen Preises spielte Gilbert Tillmann seine Routine aus. Er wendete eng auf Sprung zwei, ritt den dritten schräg an, galoppierte mit viel Risiko auf Hindernis vier weiter und ließ seinen flinken Fuchs dann laufen. Im Ziel blieb die Uhr bei 36,04 Sekunden stehen. Damit war der Vorjahressieger bei den Düsseldorfer Reitertagen und aktuelle Gewinner des Hamburger Springderbys mit Abstand der Schnellste.

 Gilbert Tillmann fliegt mit Leviens des Cabanes über die mächtige Mauer. Dem Paar unterlief ein Fehler.

Gilbert Tillmann fliegt mit Leviens des Cabanes über die mächtige Mauer. Dem Paar unterlief ein Fehler.

Foto: Janicki

Dennoch musste er anschließend Volker Höltgen zum Erfolg im Zwei-Sterne-Springen der schweren Klasse auf dem Uhlenhof gratulieren. Denn der Reiter aus Monheim war im Sattel von Abrisco T nicht nur im Stechen, sondern auch im Normalparcours fehlerfrei geblieben. Gilbert Tillmann hatte sich dort einen leichten Fehler eingehandelt. Nach der Triplebarre hatte er Leviens des Cabanes stark zurück nehmen müssen, um die Distanz zum folgenden Steilsprung zu schaffen. Anschließend fehlten Schwung und Rhythmus für das weiße Gatter. "Natürlich ist so ein Fehler ärgerlich, denn sonst hätte ich hier gewonnen", betonte der Viertplatzierte.

Er hatte trotzdem allen Grund, sich mit dem Sieger zu freuen, denn dessen Pferd Abrisco T stammt aus dem Stall seines Vaters. Er hat den Schimmel gezogen. Gilbert Tillmann machte keinen Hehl daraus, dass er den Wallach auch gerne selbst geritten hätte. "Doch mein Vater hat ihn damals verkauft." Der Sieger hatte ihn auch nur durch Zufall unter dem Sattel. "Die Besitzerin ist im Urlaub und da habe ich ihn mir geliehen. Die Qualität des Pferdes war mir schon bekannt, doch dass er so gut geht, hätte ich nicht gedacht", sagte Volker Höltgen nach seinem Sieg.

Den hatte Turnierleiter Hans-Willi Weber früh vorausgesehen. Kurz nach der Nullrunde im Umlauf prophezeite er: "Die beiden reden ein entscheidendes Wörtchen mit, wenn es um den Sieg geht." Zu diesem Zeitpunkt war die Starterliste noch lang. Mehr als 30 Paare galoppierten durch den Parcours, der Reiter und Pferd viel abverlangte: Lange Linien, überbautes Wasser, kniffelige Distanzen dazu zwei Zweifache und eine Dreifache Kombination forderten Durchlässigkeit und Sprungvermögen.

Zahlreichen Paaren unterliefen Flüchtigkeitsfehler. Einigen sogar erst auf der Schlusslinie. Robin Kronenberg beispielsweise hatte bis dahin mit Flip the scrip alle Klippen gemeistert, war schnell unterwegs und dann fielen die Planke und die oberste Oxerstange der Zweifachen Kombination. Das kostete ihn die Teilnahme an der Siegerrunde. Die erreichte Jochen Bender, obwohl er sich mit dem mächtig springenden Cor de Pomme zwar keinen Hindernisfehler, aber dafür einen dreiviertel Strafpunkt für das Überschreiten der erlaubten Zeit einhandelte. Im Stechen blieb alles liegen und das Paar belegte Rang drei – wenn auch in einem vergleichsweise gemütlichen Tempo.

Fehlerfrei in beiden Runden blieb neben dem Sieger nur Franziska Scharrer. Ihr großrahmiger Schimmel Coragioso hob vor jedem Hindernis mächtig ab und meisterte die beeindruckenden Abmessungen mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit. Das Publikum belohnte das Paar mit einem herzlichen Applaus. Die zahlreichen Zuschauer am Rande des Springplatzes fieberten bei jedem Ritt mit und begrüßten Gilbert Tillmann besonders lautstark.

"Natürlich ist das ein tolles Gefühl, hier als Derbysieger einzureiten. Das erhöht zwar den Druck, motiviert aber auch." Mit der Leistung seines Pferdes war er trotz des leichten Fehlers zufrieden. "Es war seine erste Runde bei diesem Turnier, und er hat das sehr gut gemacht." Der Vorjahressieger gehört zu den Stammgästen auf dem Uhlenhof. "Die Bedingungen sind top, die Leute nett, die Bewirtung super. Hier passt einfach alles", lobte er.

(RP)
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