Fußball Futsal ist eine Frage der Überzeugung

Hilden · Vor acht Jahren waren die Hildener Vereine noch nicht für eine Stadtmeisterschaft nach Futsal-Regeln zu begeistern. Jetzt nahmen sie die ungewohnte Herausforderung an - und entdeckten den Reiz schneller Kombinationen in der Halle.

 Vor den Augen von Schiedsrichter Marcel Donath (l.) kämpften Justin Härtel (Mitte links) und Leon Bernhardt (Mitte rechts) um den Futsal-Ball.

Vor den Augen von Schiedsrichter Marcel Donath (l.) kämpften Justin Härtel (Mitte links) und Leon Bernhardt (Mitte rechts) um den Futsal-Ball.

Foto: Olaf Staschik

Schon im November 2009 kam erstmals die Idee auf, die Hildener Hallenfußball-Meisterschaft als Futsal-Wettstreit durchzuführen. Damals war die Zeit aber noch nicht reif für diesen einschneidenden Wandel. In den vergangenen Jahren hat sich die Auffassung von Fußball jedoch deutlich gewandelt - und zwar nicht nur mit Blick auf Athletik und Taktik. Und längst ist auch Futsal, das seine Anfänge im südamerikanischen Raum nahm, in Deutschland angekommen. Mittlerweile gibt es Futsal schon im Meisterschaftsbetrieb - höchste Klasse ist die Regionalliga. Technisch versierte Spieler wie Carlos Penan, der früher für den VfB 03 Hilden, jetzt für Ratingen 04/19 aufläuft, kamen schon vor etlichen Jahren auf den Geschmack. Die Erfahrung, dass Futsal eine ansprechende Hallenvariante des herkömmlichen Fußballs ist, machten jetzt auch die Teilnehmer bei der Hildener Stadtmeisterschaft, die erstmals nach den Futsal-Regeln über die Bühne ging.

Birgit Alkenings hatte jedenfalls glänzende Augen. Für die Bürgermeisterin ist der Besuch des Hallenmasters eine liebe Pflicht - schon in den Jahren vor der Amtsübernahme war sie regelmäßig Zuschauerin in der Bandsbusch-Halle. Jetzt stellte sie begeistert fest: "Ich habe nachgefragt: Alle Mannschaften haben extra für Futsal in der Halle trainiert." Hatte Marcel Donath im Vorfeld noch Bedenken, dass die Regeln Schwierigkeiten bereiten könnten, sah sich der Schiedsrichter, der regelmäßig in der Futsal-Regionalliga pfeift, am Sonntag eines Besseren belehrt. Denn von Beginn an lief es rund. Das lag auch am Futsal-Ball mit seinen besonderen Eigenschaften: Schon beim ersten Auftippen springt er nicht allzu hoch weg, danach geht es flach weiter. Und das kommt den Spielern in der Halle klar entgegen.

Auch die vermeintlich schwächeren Mannschaften spielten deshalb im Hildener Titelkampf munter mit und versuchten sich im flotten Kombinationsfußball. Die besonderen Futsal-Regeln, die Anleihen bei reinen Hallensportarten wie Handball, Basketball und Eishockey nehmen, forcierten zudem das Tempo. Gerade die neue Variante, dass es ab dem fünften Mannschaftsfoul einen 10-Meter-Strafstoß gibt, sorgte für diszipliniertes und anstrengendes Abwehrverhalten. Mit viel und schneller Beinarbeit versuchten die Spieler, ähnlich wie Hand- oder Basketballer, dem Gegner den Raum zuzustellen. Die meisten Kicker dürften die ungewohnte muskuläre Beanspruchung am nächsten Tag noch deutlich gespürt haben.

Richtig positiv wirkte sich aus, dass Futsal mit den Begrenzungslinien des Handballfeldes gespielt wird. "Ich habe heute nur eine Kühlkompresse gebraucht", stellte ein Sanitäter fest, verbrachte folglich eine ruhigen Tag. "Das Gebolze nimmt ab und die Verletzungen gehen durch die kontrollierte Spielweise im Zweikampf zurück - das ist der positive Effekt, den die Trainer feststellen", bestätigt Peter Frymuth. Der Präsident des Fußballverbandes Niederrhein und zugleich DFB-Vizepräsident kam in die Bandsbusch-Halle, um sich persönlich einen Eindruck vom Hildener Turnier zu verschaffen. Und zugleich weiter Werbung für Futsal zu machen. "Es ist schwierig, über Jahre liebgewonnene Gewohnheiten zu verändern. Wir wollen daher die Leute durch Überzeugung für diesen Sport gewinnen", sagt er. Er sieht den Verband mit dieser Linie auf einem guten Weg. Auch für die Städte sei Futsal ein Gewinn, weil es weniger Schäden in der Halle gibt - wenn zum Beispiel der Ball an die Deckenbeleuchtung knallt. Als Konkurrenz zum herkömmlichen Fußball sieht Frymuth die moderne Hallen-Variante nicht. Eher als attraktive Alternative während der Winterpause. "Mit normalen Hallenturnieren ist kein Geld mehr zu verdienen, deshalb gibt es sie immer weniger", ergänzt Bernd Biermann, Vorsitzender des Fußballkreises Düsseldorf. Überzeugungsarbeit leisteten in Hilden aber nicht nur die Verantwortlichen des Verbandes. Vielmehr waren es am Sonntag die Fußballer selbst, die für sich den Reiz von Futsal entdeckten und damit zugleich die Zuschauer in den Bann zogen.

"Ich habe keine Klagen gehört", brachte es Nadine Handte vom Organisationsteam des SV Hilden-Nord auf den Punkt. "Durch die Seitenlinien wird viel Aggressivität herausgenommen", erkannte Sascha Borsic, Trainer der VfB-Reserve. Das fand auch Fabian Andree von der Oberliga-Mannschaft des VfB 03: "Die Verletzungsgefahr an der Bande fällt weg." Und er ergänzte: "Ich glaube, Futsal ist ganz gut angekommen."

(RP)
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