Analyse Fußball-Oberliga bleibt eine Herausforderung
Hilden · Aufsteiger VfB Hilden verkraftet das Verletzungspech bislang gut, doch es wartet im Abstiegskampf noch eine Menge Arbeit.
Die Fußballer des VfB 03 müssen in dieser Saison eine Herkulesaufgabe meistern. Schon im Sommer hatten die Hildener nach der umjubelten Landesliga-Meisterschaft kaum Zeit zur Regeneration. Denn der Titelgewinn war erst am 9. Juni 2013 endgültig in trockenen Tüchern — doch die Oberliga startete bereits am 28. Juli in die neue Spielzeit. Gerade einmal sieben Wochen lagen also zwischen Meisterfeier und Start in der neuen Klasse.
Zeit zum Verschnaufen gab es daher kaum, zumal die neue Liga spielerisch und konditionell wesentlich anspruchsvoller ist. Die Zahl der wöchentlichen Übungseinheiten erhöhte sich im Vergleich zur Landesliga-Zeit zwangsläufig von drei auf vier. Durch englische Wochen stieg zudem die Belastung während der Saison. Und jetzt nach der Winterpause nimmt die Oberliga den Spielbetrieb bereits Anfang Februar auf, während die Kicker in den anderen Amateurligen frühestens Anfang März und damit vier Wochen später in die zweite Saisonhälfte gehen.
Der kleine Kader macht die Aufgabe des Oberliga-Neulings nicht einfacher. Denn Verletzungspech führte im Laufe der vergangenen Monate zu vielen Ausfällen. Allen voran ist da Dennis Lichtenwimmer zu nennen, der offenbar bereits angeschlagen vom TuSpo Richrath kam. Der 24-Jährige lief lediglich im Auftaktspiel gegen Rot-Weiß Essen U 23 auf. Die restlichen 19 Begegnungen konnte er wegen Adduktorenproblemen und einer Schambeinentzündung nur zuschauen. Erst jetzt bekam der Stürmer, auf den Trainer Toni Molina große Stücke hält, grünes Licht vom Arzt. Aus leidvoller Erfahrung will er aber nun die Rückkehr auf den Kunstrasen nicht überstürzen.
Auch Neuzugang Simon Kozany (VdS Nievenheim) bestritt bislang nur acht Oberliga-Begegnungen im Hildener Trikot. Sein letzter Punktspieleinsatz vor Weihnachten datiert vom 22. September, als den Hildenern ein 3:2-Erfolg über den TuS Bösinghoven gelang. Danach musste sich der Defensivmann einer Knieoperation unterziehen. Erst vergangenen Donnerstag kehrte er im Test gegen den Bezirksligisten SpVg. Hilden 05/06 für die letzten 20 Minuten der Partie ins VfB-Team zurück. "Das einzig Positive", stellte Chefcoach Molina nach der 0:1Niederlage fest. Vergangenen Sonntag stand Kozany wieder in der Startelf, die Auswechslung zur Pause galt als reine Vorsichtsmaßnahme.
In der Defensive hat Molina damit wieder einen Mann mehr zur Verfügung. Weitaus mehr drückt den VfB 03 aber der Schuh auf der Außenbahn. Denn da verzeichnete der Klub im Test gegen den TuS Ennepetal nach nur zwei Minuten die nächste Hiobsbotschaft: Manuel Trebbin musste mit Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel vom Feld. Der Frust stand dem Mittelfeldakteur ins Gesicht geschrieben. "Vier Wochen wird es dauern", hofft der 26-Jährige auf eine schnelle Wiederkehr.
Wesentlich fröhlicher blickte schon wieder Patrick Percoco in die Runde. Der schnelle Spieler für den rechten Flügel unterzog sich vor einer Woche einer Knieoperation (Meniskus) und schaut nun optimistisch nach vorne, obgleich er noch einige Zeit eine stützende Schiene tragen muss, eher er richtig in die Reha-Maßnahmen einsteigen kann. Vor Mitte März ist an eine Rückkehr keinesfalls zu denken.
Die Reha-Phase hat Emrah Cavdar (Bruch der Kniescheibe) inzwischen hinter sich. In der Partie beim VfB Speldorf am 17. November steuerte der Stürmer in der ersten Halbzeit einen lupenreinen Hattrick zum späteren 6:0-Sieg bei, musste aber bereits in der 37. Minute verletzt vom Feld. Jetzt brennt der 20Jährige auf sein Comeback, will schon nächste Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen — allerdings mit angezogener Handbremse.
Neben den Langzeitverletzten trübten nach Weihnachten einige kurzzeitige Ausfälle die Vorbereitung auf den Oberliga-Start. Marcel Bastians und Fabian Andree (grippaler Infekt) setzten ebenso wie Stefan Schaumburg (Skiurlaub)eine Woche mit dem Trainingsbetrieb aus. Florian Marx (Bauchmuskelzerrung) musste vergangene Woche gegen den Ortsrivalen SpVg. 05/06 bereits nach 20 Minuten vom Feld und war diesen Sonntag noch nicht einmal als Ersatz auf dem Spielberichtsbogen notiert. Dazu fehlte auch noch Sven Röttgen (dicker Knöchel). "Ich weiß noch nicht, wen ich am Sonntag aufstellen kann", wollte sich Toni Molina daher nicht auf eine Startformation für den Oberliga-Auftakt festlegen.
Immerhin steht mit Vincenzo Lorefice ein Neuzugang im Kader. Der 19-Jährige lief zuletzt für die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf auf, kam aber verletzungsbedingt in der Regionalliga West bislang nur zu einem Kurzeinsatz. Nun liehen die Landeshauptstädter die Offensivkraft an den VfB 03 aus. Für beide Vereine eine "Win-win-Situation": Molina, der in der vergangenen Saison noch die A-Jugend der Fortuna betreute, kann Verstärkung in der Offensive gut gebrauchen. Und die Düsseldorfer hoffen, dass ihr ehemaliger Jugendtrainer das Talent Lorefice zu alter Stärke zurückführt.
In der Hinrunde verkaufte sich Aufsteiger VfB 03 teuer. Lohn des Engagements ist Rang zwölf — eine Platzierung, die den sicheren Klassenerhalt verheißt. Doch Toni Molina warnt vor allzu leichtfertigem Tun. Und das aus gutem Grund. Denn in dieser Saison steigen wahrscheinlich sechs Mannschaften aus der Oberliga ab. Mit der U 23 von Rot-Weiß Essen führt eine renommierte Mannschaft die Abstiegszone an. Das Team von Dirk Helmig hat aktuell nur drei Zähler weniger als der VfB 03 auf dem Konto. Und der empfängt am Sonntag (15 Uhr, Hoffeldstraße) mit der U 23 des MSV Duisburg den Tabellenzweiten — ein Duell, in der die Rollen von David und Goliath zumindest auf dem Papier klar verteilt sind.
