Fußball Fortunas Luxusproblem

Michael Stahl, Torwart-Trainer des Fußball-Zweitligisten, freut der Zweikampf zwischen den Pfosten: Es gebe kaum Unterschiede zwischen Melka und Ratajczak. In puncto neue Nummer eins sei man in der Findungsphase.

Düsseldorf Es ist die brisante Frage, die vor dem Saisonstart Fortunas noch geklärt werden muss: Wer ist die Nummer eins im Kasten des Fußball-Zweitligisten? Michael Ratajczak (28), der Stammtorwart der Vorsaison, oder Michael Melka (32), der diesen Posten in der Spielzeit davor inne hatte? Cheftrainer Norbert Meier nennt die Unterschiede zwischen den beiden "Wimpernschläge", eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Jeder eine Halbzeit

Auch nicht in den letzten Tests: Sowohl beim 9:0 (3:0) über den hessischen Landesligisten SSV Langenaubach (Tore: Wellington, Marco Christ, Christian Weber, Sandor Thorgelle/3, Maximilan Beister/3) als auch beim 0:0 gegen den saudi-arabischen Erstligisten Al-Ettifag Damam kamen beide Torhüter jeweils eine Halbzeit zum Einsatz.

Einer, der ganz genau wissen muss, wer von beiden Keepern in der besseren Verfassung ist, ist Torwart-Trainer Michael Stahl. Der 50-Jährige arbeitet seit drei Jahren in dieser Position bei Fortuna. Seine erste Station war 1995 der Bundesligist FC Schalke 04: "Ich bin dazu gekommen, wie die Jungfrau zum Kind", erzählt Michael Stahl. Als Therapeut im Reha-Zentrum von Bernd Restle am Flinger Broich lernte er den damaligen Schalker Schlussmann Jens Lehmann kennen, behandelte ihn nach dessen Kreuzbandverletzung so gut, dass der spätere Nationaltorhüter nach nur viereinhalb Monaten wieder fit war. "Das hat ihn wohl beeindruckt", meint Michael Stahl. "Er ist auch weiterhin privat zu mir gekommen und er hat mich dann zu einem institutionellen Torwart-Trainer gemacht."

Der sich immer weiter gebildet hat, und beim Trainingslager der Fortuna in Bitburg mit einer besonderen Maßnahme verblüffte: Die Torhüter mussten mit Augenklappe trainieren. Was nach Piraterie aussieht, soll die Koordination verbessern. Fitnesstrainer Dirk Schauenberg hatte die Idee von einem Lehrgang beim Deutschen Fußball Bund mitgebracht. "Die Spieler sollen wissen, warum sie etwas machen und es nicht einfach tun, weil der Trainer es sagt", findet Stahl.

Stahl kennt Melka und Ratajczak nicht erst seit Bitburg bestens. Deshalb kann er fundiert die jeweiligen Vorzüge benennen. "Melka ist mit großer Sicherheit und Souveränität ausgestattet. Er kann viele Bälle mit seiner Körperlichkeit wegfangen. Er ist beim Hingehen zum Ball, etwa bei Flanken, ganz anders als Rata, der explosiv agiert. Das ist aber auch schon der größte Unterschied zwischen den beiden."

"Chef" Norbert Meier entscheidet

Die Konkurrenten gehen in der Regel auf Abstand – allerdings nicht immer. Bei einer Trainingseinheit hielt Melka seinen Kollegen Ratajczak an einem elastischen Zugband, damit er mehr Kraft aufwenden musste, um an die von Stahl geschlagenen Flanken heranzukommen. Es folgte der Rollentausch. Es ist eher ein seltenes Bild, dass die beiden buchstäblich an einem Strang ziehen, denn Melka und Ratajczak sind Rivalen – und nur einer kann das Fortuna-Tor hüten. Wer die Nummer eins in der kommenden Saison sein wird – "Rata" wie in der letzten Spielzeit oder Melka wie in der davor – wird wahrscheinlich erst in der nächsten Woche offiziell von Norbert Meier bekannt gegeben. Die Frage nach der neuen Nummer eins will Michael Stahl nicht beantworten. "Ich gebe meine Meinung ab. Das ist wie in jedem Team, dass der, der sich auf Spezialgebiete konzentriert, sein Urteil einbringt. Aber der Cheftrainer fällt die endgültige Entscheidung", erklärt Stahl und fügt hinzu: "So, wie das kürzlich in der Bild-Zeitung stand, dass Rata die Nummer eins wird, kann ich nicht unterschreiben. Wir sind noch in der Findungsphase."

Dass diese andauert, erklärt Michael Stahl so: "Wir haben zwei sehr gute Torhüter, die beide das, was in der Liga auf sie zukommen wird, meistern können. Es sind unterschiedliche Typen, aber sie tun sich nicht viel. Das ist doch besser, als wenn wir eine Nummer eins hätten, und dann einen, bei dem wir sagen müssten: Oh Gott, hoffentlich muss der nicht rein." Michael Melka oder Michael Ratajczak – ein Luxusproblem, das Michael Stahl und Norbert Meier lösen müssen.

(RP)
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