Analyse FCW-Trainer Thorsten Legat behält die Ruhe

Wülfrath · Vorsitzender Michael Massenberg wollte unbedingt den Absturz des 1. FC Wülfrath von der Fußball-Oberliga bis in die Landesliga verhindern und verpflichtete deshalb im Oktober als Nachfolger des entlassenen Joachim Hopp erneut einen Ex-Profi als Chefcoach.

 Chefcoach Thorsten Legat und Co-Trainer Christian Höfer analysierten die prekäre Tabellenlage des 1. FC Wülfrath ganz nüchtern.

Chefcoach Thorsten Legat und Co-Trainer Christian Höfer analysierten die prekäre Tabellenlage des 1. FC Wülfrath ganz nüchtern.

Foto: Dietrich Janicki

Es waren am letzten Spieltag der Saison 2013/14 für die FCW-Fußballer nur noch wenige Minuten beim SV Union Velbert zu spielen, als Ahmet Kizilisik sich ein Herz fasste und mit einem strammen Schuss aus gut 25 Metern das 2:1 markierte. Für den jungen Mittelfeldspieler wohl sein bisher wichtigster Treffer. Denn dieses Tor bedeutete den 2:1-Sieg für den FCW und zugleich den Klassenerhalt.

Es war der krönende Abschluss einer Spielzeit, die fast mit einem sportlichen GAU endete. Vor dem letzten Spieltag standen die Wülfrather auf einem Abstiegsplatz und selbst ein Remis hätte nicht für den Klassenerhalt gereicht. Das Wülfrather Team hätte negative Vereinsgeschichte geschrieben, denn seit der Fusion im Jahr 1975 hat der Klub nie tiefer als Landesliga gespielt - zudem ist der FCW bisher noch nie zweimal in Folge abgestiegen. Doch diesmal wäre die Wülfrather Mannschaft im Fall des Abstiegs von der Ober- bis in die Bezirksliga durchgereicht worden. Dass es nicht dazu kam, hat der Verein vor allem seinem Trainer Thorsten Legat und der Entschlusskraft des Vorsitzenden Michael Massenberg zu verdanken.

Als am 20. Oktober 2013 der 1. FC Wülfrath das Heimspiel gegen den SC Velbert mit 0:1 verlor, zog Massenberg die Reißleine. Der FCWVorsitzende war auf einer Geschäftsreise in der Türkei und erfuhr von der Niederlage. Kurz darauf informierte er den damaligen Trainer Joachim Hopp, der in neun Partien nur sechs Punkte holte, dass er ab sofort als Trainer freigestellt sei. Mit dem Ex-Profi Hopp waren die Wülfrather in der Saison zuvor bereits von der Ober- in die Landesliga abgestiegen.

Michael Massenberg holte mit Thorsten Legat als Nachfolger erneut einen ehemaligen Bundesliga-Profi, der schon einige Trainerstationen durchlaufen hatte. Es sollte sich als die richtige Entscheidung herausstellen. Der ehrgeizige Coach war von Beginn an der Überzeugung, dass in der Mannschaft Potenzial steckt und kniete sich förmlich in seine neue Aufgabe hinein. Er forderte in der Winterpause einige Verstärkungen an, die er auch vom Präsidenten bewilligt bekam.

Vom Oberligisten VfB Speldorf kamen mit Miles Adeoye, Jean-Claude Nanevie und Marcel Soldin gleich drei Spieler zum Erbacher Berg. Zumindest Jean-Claude Nanevie und Miles Adeoye erwiesen sich nach einigen Startschwierigkeiten als die erwarteten Verstärkungen. Dagegen fand der als Torjäger geholte Marcel Soldin nie zu seiner Form und erwies sich als glatter Ausfall. Das führte dazu, dass auch in der Rückrunde die Chancenverwertung beim FCW das große Manko blieb. Nach dem beruflich bedingten Weggang von Torwart Sebastian Herweg holte der Klub mit Oliver Seibert einen erfahrenen Schlussmann von TuRU Düsseldorf II. Er fügte sich gut in den Abwehrblock ein. Die FCW-Abwehr mit dem überragenden Innenverteidiger Martin Haschke und dem ebenfalls während der Saison geholten ehemaligen Regionalligaakteur und Außenverteidiger Sebastian Saufhaus erwies sich als Prunkstück des Teams. Obwohl die Mannschaft sich kaum aus der Abstiegszone lösen konnte, kassierte sie die wenigsten Gegentreffer in der Liga.

"Für mich war auch unser Sechser Engin Kiziliarslan einer der ganz wichtigen Leistungsträger", betont Thorsten Legat. "Er zeigte vorbildlichen Einsatz und riss seine Mitspieler förmlich mit. Mit seiner Erfahrung war er für mich die Persönlichkeit im Team." Der FCW-Coach, der 38 Punkte mit der Mannschaft holte und damit den Klassenerhalt sicherte, lobte insgesamt den Kader. "Die Jungs haben sich nie aufgegeben und genauso wie ich fest daran geglaubt, dass wir die Landesliga halten. Da ließ sich keiner im Training oder Spiel hängen."

Legats Dank gilt aber auch dem FCW-Vorsitzenden. "Ich habe selten einen Präsidenten erlebt, der sich so intensiv um die Mannschaft und das Umfeld kümmert. Michael Massenberg ist für mich der 1. FC Wülfrath in Person. Für mich ein ganz wichtiger Ansprechpartner mit viel Fachkompetenz", erklärt Legat. "Ich habe bis 30. Juni 2015 Vertrag. Michael Massenberg und ich haben uns kürzlich darauf geeinigt, dass wir mindestens bis dahin weiter zusammenarbeiten. Wenn es nach mir geht, kann der Vertrag noch einige Jahre verlängert werden. Ich fühle mich beim FCW mit dem herrlichen Rheinkalkstadion einfach pudelwohl."

Legtas Ziel ist es, mittelfristig die Wülfrather wieder in die Oberliga zurückzuführen. In der kommenden Saison strebt er aber zunächst einen Platz unter den ersten vier an. "Zusammen mit dem Präsidenten bastele ich gerade am Kader für die neue Spielzeit. Wir sind uns einig, dass wir uns vor allem im Offensivbereich verstärken müssen. Da haben wir einige sehr gute Leute im Blick, die wir holen wollen." Konkrete Namen wollte der Trainer noch nicht nennen.

Im Abwehrbereich wird sich der FCW von Torwart Oliver Seibert trennen. "Auf dieser wichtigen Position suchen wir einen starken Keeper." Legat berichtet zudem, dass Außenverteidiger Martin Osei zum Cronenberger SC wechselt und Mathias Roth, Marcel Soldin sowie Hakan Soyyigit den Verein verlassen. "Schade, dass sich Miles Adeoye für einen Vereinswechsel entschieden hat. Er geht zum Oberligisten VfB Hilden."

Thorsten Legat rechnet fest damit, dass er zum Vorbereitungsauftakt am 8. Juli einen spielerisch starken Kader zur Verfügung hat. "Noch einmal eine Zittersaison möchte ich unseren treuen Zuschauern nicht zumuten. Im Gegenteil - sie sollen sich über guten und erfolgreichen Fußball am Erbacher Berg freuen", betont der FCW-Coach.

(klm)
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