Reportage Am Beckenrand Eine gute Pfeife und ein lautes Stimmorgan

Mettmann · 140 Schwimmer starten bei der Haaner Stadtmeisterschaft. Michael Weiss und Heinz Küpper von der DLRG sorgten für den richtigen Ablauf.

 Michael Weiss sorgt mit einem schrillen Pfiff für den Start.

Michael Weiss sorgt mit einem schrillen Pfiff für den Start.

Foto: Staschik

Wenn Michael Weiss energisch in seine Trillerpfeife pustet, würden wohl auch die härtesten Elite-Soldaten zum Drill antreten. Doch nach seinem schrillen Pfiff hüpfen an diesem Sonntag kleine Mädchen in pinkfarbenen Badeanzügen ins Wasser des Haaner Hallenbades. Zu den Stadtmeisterschaften sind wieder einmal etliche begeisterte Schwimmer jeden Alters gekommen, um im Wasser die persönliche Rekordmarke zu knacken.

 Heinz Küpper ruft per Mikrofon die jeweiligen Teilnehmer eines Wettkampfs auf.

Heinz Küpper ruft per Mikrofon die jeweiligen Teilnehmer eines Wettkampfs auf.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Bis zum Eintauchen ins Wasser sorgen zwei Männer für den geregelten Ablauf am Beckenrand. Heinz Küpper und Michael Weiss sind zwei von 30 Helfern, die die Stadtmeisterschaften organisieren. Die beiden stehen in der ersten Reihe und behalten die Ruhe im stressigen Wettkampftreiben. Das können auch die Spritzer Schwimmbadwasser nicht ändern, die sie regelmäßig erwischen. Vor allem die Kleinsten sorgen für wahre Wasserfontänen beim Eintauchen. Die missratenen Kopfsprünge ins Wasser interessieren Michael Weiss aber nicht. Seine Aufgabe ist erledigt, sobald die Schwimmer auf der Bahn sind. Er ist Starter und damit verantwortlich für alles, was auf und vor dem Startblock passiert. "Ich sorge dafür, dass während des Starts einigermaßen Ruhe herrscht", sagt der 44Jährige.

Vor allem die jüngeren Teilnehmer hätten oft weiche Knie. So kommt es auch an diesem Sonntag vor, dass einige Kinder bereits das Wasser erreichen, bevor Weiss auch nur die Pfeife zum Mund geführt hat. Bei richtigen DLRG-Wettkämpfen wäre so etwas nicht erlaubt. Heute ist das anders. Mit hochgezogenen Augenbrauen und eindeutigen Handbewegungen wird das Kind zurück auf den Block zum Neustart beordert. "Wir sind da heute schon toleranter als sonst. Meistens halte ich Augenkontakt zum Schiedsrichter auf der anderen Seite, und wir entscheiden dann, ob es ein Fehlstart war oder nicht." Bei früheren Wettkämpfen hätte er für ältere Teilnehmer auch schon mal auf das Pfeifen verzichtet und auf Körpersprache gesetzt. "Es kommt sehr selten vor, dass jemand nichts mehr hört. Dann signalisieren wir dem Starter, wann er ins Wasser springen soll", erzählt Weiss. Etwa 120 Mal wird er am Ende des Tages gepfiffen haben.

Wenn den Hallenbesuchern mal nicht das schrille Pfeifen von Michael Weiss im Ohr liegt, dann hören sie Heinz Küpper. Der 70-Jährige ist seit 20 Jahren die Stimme der Haaner Schwimm-Stadtmeisterschaften. Seine Aufgabe: "Ich sage die Leute von der Startliste an." Hört sich einfach an — doch das will gekonnt sein. "Man muss schon eine gute Stimme haben und verständlich sprechen", erläutert Küpper, der von 1993 bis 2008 erster Vorsitzender der DLRG Haan war. Nervös sei er nicht mehr nach den vielen Jahren als Hallensprecher.

Seine Routine kommt ihm am Sonntag zugute: Denn es läuft zunächst nicht nach Plan. Wegen Problemen mit dem Mikrofon muss Küpper in die Sprecherkabine umziehen. Normalerweise sitzt er gleich neben Michael Weiss am Beckenrand. "Da vorne kriege ich eigentlich schon mehr mit", sagt er. Mit dem Mikrofon in der Kabine kennt sich Küpper nicht aus und so verursacht seine erste Durchsage des Tages viele zu Grimassen verzogene Gesichter unter den Zuschauern.

Was ein Hallensprecher neben ungewohnten Arbeitsbedingungen noch nicht leiden kann, sind ungewöhnliche Namen oder Geschwister in einem Lauf. "Da denke ich mir oft, die hätte ich schon mal vorgelesen ", berichtet Küpper. Wenigstens ist auf seine Stimme heute Verlass. Trainiert hat er sie einen Tag zuvor. "Da habe ich auf einem Geburtstag eine Rede gehalten", berichtet Heinz Küpper.

(RP)
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