Kanu Ein persönlicher Reifeprozess

Kanu · Höhen und Tiefen kennzeichnen die sportliche Karriere von Mira Louen. Doch die Kanutin des KC Hilden kehrt auch nach schweren Verletzungen zurück und feiert 2011 den EM-Vizetitel im Canadier-Einer.

 Mit Mira Louen stießen Jörg Behne, Rudi Joseph, Hildens Bürgermeister Horst Thiele, KCH-Vorsitzender Johannes Brück, und Karl Hubert vom Stadtsportverband auf ein gelungenes Jahr 2011 an.

Mit Mira Louen stießen Jörg Behne, Rudi Joseph, Hildens Bürgermeister Horst Thiele, KCH-Vorsitzender Johannes Brück, und Karl Hubert vom Stadtsportverband auf ein gelungenes Jahr 2011 an.

Foto: Olaf Staschik

Der Stolz stand den Verantwortlichen des KC Hilden ins Gesicht geschrieben, als sie zum Empfang ins Vereinsheim im Wassersportzentrum am Elbsee luden. Denn mit Mira Louen trumpfte in diesem Jahr mal wieder ein Eigengewächs des Klubs auf. "Sie hat eine lange Leidenszeit hinter sich und sich immer wieder nach oben gekämpft", stellte Björn Behne fest Der Sportwart ließ noch einmal die Karriere der 26-Jährigen Revue passieren, die 2006 mit der U 23-Nationalmannschaft im Kajak-Einer den Europameistertitel feierte.Eine schwere Schulterverletzung warf Louen aber in der Folge zurück.

2010 schaffte sie erneut die Rückkehr in den Nationalkader, diesmal jedoch im Canadier-Einer. Eine Bootsklasse, die für sie mehr ist als eine heimliche Liebe. "Ich fühle mich hier einfach wohler als im Kajak und habe von Lauf zu Lauf besser hineingefunden", plaudert sie aus dem Nähkästchen. "Mit dem Stechpaddel kann man schneller auf dem Punkt drehen als im Kajak", nennt sie einen Vorteil.

Bei der EM in Bratislava kam jedoch im Qualifikationslauf das vorzeitige Aus, denn die KCH-Athletin kugelte sich erneut die linke Schulter aus und musste sich ein weiteres Mal einer Operation unterziehen. "Eine blöde Bewegung war schuld, denn ich hatte gerade die Schulter-Stabilität trainiert", berichtet Louen. Doch der bittere Rückschlag ließ sie reifen. Lohn für den harten Kampf zurück ins Boot war 2011 der Vizetitel im Canadier-Einer bei der Europameisterschaft im spanischen La Seu d'Urgell. Bei der WM in Bratislava landete Louen im Damen-Rennen auf dem vierten Platz und holte mit der Mannschaft die Bronzemedaille.

Die Rückkehr in die Weltspitze machte eine Veränderung der Technik möglich. Denn Louen wechselte den Griff, nahm dadurch die Belastung von der lädierten Schulter. Jetzt hält die linke Hand das Stechpaddel unten fest, die rechte dagegen oben. Reine Übungssache, denn Louen musste das Übergreifen neu lernen. Der WM-Wettkampf in Bratislava ließ jedoch Erinnerungen an das Missgeschick im vergangenen Jahr hochkommen.

"Ich war froh, als ich nach der ersten Runde im Ziel war. Für mich war nicht wichtig, die Schnellste zu sein, sondern überhaupt unten anzukommen", sagt sie. Der persönliche Anspruch änderte sich aber im zweiten Lauf. Zumal die tolle Kulisse zum EM-Vizetitel anspornte. "In der Slowakei ist Kanufahren Volkssport — eine bessere Stimmung gibt es nirgends", weiß Louen.

Im nächsten Jahr steigt die Weltmeisterschaft in Prag. Doch daran mag Mira Louen noch keinen Gedanken verschwenden. "Kanu ist ein sehr schöner Teil meines Lebens, aber soweit plane ich nicht mehr", verrät sie. Nach einer Karriere mit Höhen und Tiefen ist Mira Louen inzwischen die Ruhe in Person. "Ich bin einfach im Leben angekommen", bringt die Diplom-Sportwissenschaftlerin ihren Reifeprozess auf den Punkt.

(RP/rl)
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