Handball Unitas stoppt Mettmanner Höhenflug

Haan · Die Haaner Handballer stürzen in der gut gefüllten Halle an der Adlerstraße den Spitzenreiter der Oberliga mit einem Kantersieg und übernehmen selbst die Tabellenführung. Trainer Kai Müller tritt aber auf die Euphoriebremse.

 Der Haaner Lennard Austrup (Mitte) spielt gegen den Mettmanner Paul d’Avoine (rechts) seine Größenvorteile aus.

Der Haaner Lennard Austrup (Mitte) spielt gegen den Mettmanner Paul d’Avoine (rechts) seine Größenvorteile aus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Stimmung in der Halle an der Adlerstraße war prächtig. Rund 450 Zuschauer kamen zum Spitzenduell der Handball-Oberliga – und sie sahen eine emotionale Begegnung, in der allerdings früh die Richtung zu erkennen war. Dass Verfolger Unitas am Ende mit dem 34:22-Sieg einen überaus deutlichen Erfolg einfuhr – damit war nicht wirklich zu rechnen. Entsprechend frustriert ging das Team des gestürzten Spitzenreiters ME-Sport vom Feld. Und Jürgen Tiedermann war angesichts der herben Abfuhr zu keinem ausführlichen Kommentar zu bewegen. „Ich stelle mich vor meine Mannschaft und nehme das auf meine Kappe“, sagte der Mettmanner Trainer kurz und bündig. Und fügte dann hinzu: „Das muss ich erst einmal verdauen.“

Dabei brachte Andre Loschinski die Gäste mit1:0 in Führung. Mit einem Wurf genau in den linken Winkel glich Marcel Billen eine Minute später aus. Paul d’Avoine sorgte für die erneute Führung des Spitzenreiters – es war zugleich die letzte in der gesamten Begegnung. Domagoj Golec egalisierte aus dem Rückraum zum 2:2 (4.). Im Gegenzug jagte Loschinki den Ball links am Haaner Kasten vorbei, auf der anderen Seite parierte Simon Hüttel gegen Marcel Billen. Danach ging es Schlag auf Schlag. Erst traf Raphael Korbmacher zum 3:2, dann legte Lennard Austrup das 4:2 nach und Pascal Schusdzarra erhöhte vom Kreis auf 5:2. Geschlagen gaben sich die Mettmanner zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Vielmehr hämmerte Karsten Mühlenhaupt die Kugel aus dem rechten Rückraum ins Unitas-Gehäuse und verkürzte auf 3:5 (8.). Die Antwort folgte nur neun Sekunden später, als Golec zum 6:3 traf und jubelnd seine beiden Zeigefinger in die Höhe reckte. In dieser Phase war das Lokalduell hart umkämpft. Mühlenhaupt brachte seine Farben wieder auf 4:6 heran, doch dann zogen die Haaner durch Treffer von Billen und Korbmacher auf 9:4 (12.) davon.

Als Billen wenig später den Vorsprung der Hausherren auf 12:5 (17.) ausbaute, beantragte Jürgen Tiedermann seine erste Auszeit. Viel Änderung bewirkte seine Anpsrache aber nicht, denn die Unitas-Handballer spielten auch in der Folge hochkonzentriert auf. Kai Müller lobte später „die Spieldisziplin“ seiner Mannschaft, die ein Eckpfeiler für den wichtigen Erfolg war. „Jeder hat seine Stärken eingebracht und nicht irgendwelchen Firlefanz gemacht“, stellte der Haaner Trainer gut gelaunt fest.

Die Gastgeber drückten weiter aufs Tempo die zweite Trumpfkarte in ihrem Spiel. Weil seine Mannschaft auch in den nächsten zehn Minuten kein Bein auf den Boden bekam, hatte Tiedermann erneut Gesprächsbedarf. Denn selbst eine Überzahl nach Zeitstrafe für Pascal Kordes vermochte sein Team nicht gewinnbringend zu nutzen. Den fälligen Siebenmeter knallte Mühlenhaupt übrigens über den Kasten. Als Tim Wittenberg auf 10:15 (22.) verkürzte, erhöhten Nick Blau und Moritz Ziegler postwendend wieder auf 17:10. Und weil die Worte von Tiedermann offenbar nicht Gehör fanden, behielt die Unitas in beeindruckender Weise die Oberhand. Christopher Seher parierte 40 Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit einen Tempogegenstoß von Sören Falkenberg, auf der anderen Seite traf Schusdzarra vom Kreis zum 19:11-Pausenstand. Und für Jürgen Tiedermann gab’s noch eine Verwarnung durch das Schiedsrichtergespann.

In den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel setzte vor allem Paul d’Avoine im Mettmanner Team Akzente. Mit seinem zweiten und letzten Treffer überhaupt in der Partie verkürzte Loschinski auf 15:19 (36.). Weil der Haaner Vorsprung für seinen Geschmack zu sehr schrumpfte, stellte Kai Müller seine Truppe in einer Auszeit neu ein. Danach verhinderte Christopher Seher mit Glanzparaden gegen Falkenberg und Moritz Hebel eine weitere Aufholjagd der Gäste. Lennard Austrup, der im Derby seine Wurfkraft aus dem Rückraum unter Beweis stellte, beendete mit dem Treffer zum 20:15 (38.) endgültig den Aufwärtstrend der Mettmanner. Per Tempogegenstoß legte Billden das 21:15 nach und im Nachwurf erhöhte Schmalbusch auf 22:15 (39.).

In der Folge blieb die Unitas konzentriert. „Wir wussten, dass wir das Derby gewinnen können. Dass wir das aber in dieser Deutlichkeit und mit der Dominanz tun – damit war nicht zu rechnen“, war offenbar auch Coach Müller von der Vorstellung seines Teams überrascht. Letztlich nannte er die starke Deckung als dritten wichtigen Erfolgsfaktor. Und weil die HG Remscheid einen Tag später beim LTV Wuppertal patzte, führen die Haaner wieder die Tabelle an.

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