Reitsport Die Vielseitigkeit schulen

Reitsport · Der Geländewettbewerb beim Turnier am Lindchen ist für Ross und Reiter eine ganz andere Herausforderung als Dressur und Springen. Für den Nachwuchs ist der Parcours jedoch eine willkommene Abwechslung.

 Lana Opel und Ricola steigern sich mit jedem Hindernis beim Ritt durchs Gelände.

Lana Opel und Ricola steigern sich mit jedem Hindernis beim Ritt durchs Gelände.

Foto: Dietrich Janicki

Äußerlich wirkt Lana ruhig und konzentriert. Doch innerlich ist sie angespannt. Auf dem Abreiteplatz der Reitanlage Rommerskirchen bereitet die 15-Jährige sich und Ricola auf den ersten gemeinsamen Geländeritt vor. Über Nacht hat es geregnet und der nasse Sand quatscht unter den Hufen der Fuchsstute. Dennoch trabt sie gehorsam durch die Bahn und lässt sich mit leichten Hilfen ihrer Reiterin führen. "Sie ist auch aufgeregt, das spüre ich", sagt Lana und klopft dem Pferd beruhigend den kräftigen Hals.

Die Geländeprüfung, die Ross und Reiter über die eingezäunte Heuwiese führt, ist Teil des Schneppenheim-Cups. Die Serie soll Nachwuchsreiter über einen Springreiter-, einen Dressur- und einen Geländewettbewerb an die Vielseitigkeit heranführen. "Sonst reite ich nur Dressur und Springen. Doch Naturhindernisse auf einer Wiese zu überwinden ist mal etwas anderes", sagt Lana.

Bevor sie Ricola gesattelt und aufgetrenst hat, ist sie den Parcours noch einmal zu Fuß abgegangen und hat sich die Reihenfolge der Hindernisse genau eingeprägt. Besonders genau hat sie sich Sprung vier angesehen, eine niedrige Holzrampe, gekrönt mit grünem Buschwerk. "Hier hat Ricola beim Probetraining am Freitag Probleme gemacht. Vielleicht, weil es vom Ausgang weg geht, ich weiß es nicht", sagt die schlanke Schülerin, deren blonde Haare vorwitzig unter dem Rand ihres schwarzen Helmes hervorlugen.

Über Bluse und Jackett trägt sie eine Sicherheitsweste, die ihren Oberkörper wie ein Panzer umschließt. Sie soll Brust und Rücken der Reiterin bei einem Sturz vor Verletzungen schützen. "Unten drunter ist es allerdings ganz schön heiß", sagt Lana. Ihre schwarzen Lederstiefel und die weiße Hose sind noch sauber. Die Gamaschen, die die Pferdebeine vor Verletzungen schützen, haben dagegen schon so viele Schlammspritzer, dass das Weiß nur noch an einigen Stellen hindurchschimmert.

Lana lässt Ricola am langen Zügel Schritt gehen, während sie sich noch einmal die genaue Reihenfolge der Sprünge ins Gedächtnis ruft. "Ich hoffe, ich habe mir alles richtig gemerkt. Wir sind erst vergangene Woche aus dem Urlaub zurückgekommen und so bleibt kaum Zeit zum Trainieren", sagt die 15-Jährige, als die Lautsprecherdurchsage sie jäh unterbricht. "Die 309 kann jetzt runter." Mit leichtem Schenkeldruck lenkt Lana die großrahmige Fuchsstute in Richtung Geländestrecke.

Vor ihr liegt ein rund 800 Meter langer Kurs mit sechs Hindernissen aus Holz und Buschwerk. Die Holzkonstruktion ist maximal 70 Zentimeter hoch, weiß Lana, doch der buschige Überbau lässt die Sprünge höher erscheinen. "Nach dem Vierten muss ich durchparieren und bergab im Trab reiten", sagt sie wie zu sich selbst. "Dann wieder angaloppieren und bergauf Richtung fünf." Aufmerksam verfolgt sie die Reiterin vor ihr, die gerade mit einem Satz über den Schlusssprung, einen Baumstamm mit Strohdekoration segelt.

"Wir begrüßen nun in der Bahn Ricola geritten von Lana Opel. Sie startet für den Verein für Reitsport am Lindchen. Lana, wir wünschen dir viel Glück und viel Spaß. Der Start ist frei", verkündet Turnierleiterin Fee Rommerskirchen über Lautsprecher. Lana knufft die Fuchsstute aufmunternd mit den Schenkeln, doch das Pferd weicht zunächst ängstlich zurück. Lana beruhigt sie mit der Stimme, klopft ihr den Hals und galoppiert dann in flottem Tempo an.

Mühelos fliegen die beiden über die ersten beiden Hindernisse, dann stockt Ricola erneut und rutscht mit der Hinterhand weg. "Ist ja gut Maus", beruhigt Lana das Pferd und reitet mutig auf das dritte Hindernis zu. Die Hufe trommeln über den feuchten Boden, Ricola schnaubt. Sprung vier nimmt sie ohne zu zögern, lässt sich anschließend willig zum Trab durchparieren und macht auch auf der Schlusslinie keine Probleme. Unter tosendem Applaus der Zuschauer überquert Lana im gestreckten Galopp die Ziellinie.

Sichtlich erleichtert fällt sie ihrem Pferd um den Hals. "Wir haben einen Ritt gesehen, der im Verlauf immer besser wurde. Zu Beginn war das Pferd sehr aufgeregt. Für die Reiterin war es nicht einfach, Ruhe reinzubringen, doch sie hat das gut gemeistert. Nach Sprung zwei gab es eine Stockung, doch den leichten Sitz hat sie im Trab schön gezeigt. Heute ist das eine Wertnote von 6,5", kommentiert die Richterin die Leistung des Paares.

Lana lobt Ricola noch einmal und verlässt am langen Zügel den Turnierplatz. Sie lächelt zufrieden. Alle Anspannung ist von ihr abgefallen.

(domi)
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