Handball Die Mutter des TB Wülfrath steht im Tor

Sg · Schon mehrfach wollte Sabine Naßenstein ihre Karriere beenden, doch noch immer reizt sie der Handball-Sport. Deshalb hilft die 43-jährige Torfrau jetzt mit ihrer Erfahrung der jungen Oberliga-Mannschaft des TBW.

 Höchste Konzentration: Torfrau Sabine Naßenstein hinter der Wülfrather Abwehr mit Lisa Sippli (2. v.l.) und Paula Stausberg.

Höchste Konzentration: Torfrau Sabine Naßenstein hinter der Wülfrather Abwehr mit Lisa Sippli (2. v.l.) und Paula Stausberg.

Foto: Dietrich Janicki

Überruhr - TB Wülfrath (Frauen). In Sachen Handball hat Sabine Naßenstein schon eine Menge erlebt. "Eigentlich bin ich eine treue Seele", sagt die 43-Jährige. Doch wer so lange seinem Lieblingssport frönt, lernt auf Dauer doch den einen oder anderen neuen Verein kennen. Dabei gilt Naßenstein als Spätstarterin. Erst mit zwölf Jahren entdeckte sie Handball als Wettkampfsport - ihr damaliger Sportlehrer am Gymnasium gab den Anstoß. Ihre Jugend verbrachte sie beim TV Heiligenhaus. Erst im älteren A-Jugend-Jahrgang wechselte sie zum TuS Homberg, dann schloss sich die gesamte Mannschaft mit der Regionalliga-Lizenz dem TV Angermund an. "Homberg konnte die Regionalliga finanziell nicht stemmen", erklärt Naßenstein den Wechsel. 1997 ging es zur Fortuna - mit den Düsseldorferinnen schaffte sie den Aufstieg in die Oberliga, trainierte zudem neun Jahre lang die zweite Mannschaft.

Von 2000 bis 2006 trug die Torfrau das Trikot von Bayer Uerdingen und bejubelte ihren größten Erfolg, den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Allerdings zog sie sich 2005 in der Bayer-Zeit auch einen Kreuzbandriss zu - das Karriereende schien nah. Nach einem Jahr Pause lief Naßenstein jedoch wieder für die Fortuna auf, 2007 folgte der Wechsel zum HSV Gräfrath, später ein dreimonatiger Abstecher nach Neuss.

Mit 40 wollte die Handballerin eigentlich aufhören. "Das war mein Schnitt. Ich dachte, führe langsam mal die Jungen heran." Doch die Sportschuhe hängen immer noch nicht am Nagel. Auch ein Verdienst von Ehemann Guido, der trocken feststellte: "Beweg Dich, du bist nervös - geh in die Halle." Naßenstein erzählt es mit einem Lachen. "31 Jahre in der Halle - die lässt man nicht so einfach los", lautet ihre Erkenntnis. Und unterstützt also nun seit dieser Saison den TB Wülfrath im Kampf um den Aufstieg in die Nordrheinliga.

Weshalb steht Sabine Naßenstein ausgerechnet im Tor? Als Antwort gibt es die nächste Anekdote. "Ich wollte eigentlich ins Feld", berichtet die 43-Jährige. Doch das erste Training begann mit einem Siebenmeterwerfen. "Wer traf, durfte danach ins Tor gehen." Naßenstein warf erst den Ball in die Maschen und hielt danach vier Würfe ihrer Mitspielerinnen. Danach stand fest: "O.k., ich gehe ins Tor." Heute sagt sie: "Das passte irgendwie - dem trauere ich auch nicht nach." Einzig personelle Gründe führten später dazu, dass sie den einen oder anderen Kurzeinsatz im Rückraum oder am Kreis hatte. Doch Naßenstein sagt mit Nachdruck: "Ich bin fürs Tor geboren."

Das unterstreicht sie bei ihren Auftritten im Wülfrather Trikot. "Sie strahlt eine unheimliche Ruhe und Zuversicht aus - das hilft den jungen Spielerinnen ungemein", erklärt Lars Faßbender. Zugleich hebt der TBW-Trainer aber auch die gute Zusammenarbeit mit den anderen Torhüterinnen hervor. "Man kann von ihr nur lernen und profitieren." Das gilt ebenfalls für die 20Jährige Greta Schiffmann, die jetzt aus der zweiten Mannschaft in den Oberliga-Kader rückt, weil morgen Lea Watermeier (Asienreise) und Samantha Sklorz (Operation) nicht zur Verfügung stehen.

Was zählt Naßenstein zu den wesentlichen Tugenden einer Torfrau? "Grundschnelligkeit und Gelassenheit - die kommt mit dem Alter. Durch die Erfahrung wartet man länger, lässt den anderen den ersten Schritt machen."

Auch in Überruhr will Naßenstein ihre Deckung wieder lautstark dirigieren. "Ich brauche, um gut zu halten, die Sicherheit der Abwehr und will denen im Miteinander auch etwas zurückgegeben", sagt sie. Der Altersunterschied spielt dabei keine Rolle. "Ein Superlob an die Mannschaft - man denkt überhaupt nicht darüber nach. Es geht einfach um den Sport und die Leistung." Die Erfolgsserie des Spitzenreiters tut ein Übriges. "Wenn es nach mir geht, können wir bis zum Ende der Saison da oben bleiben. Wir haben so eine tolle Truppe - da ist alles möglich", betont Naßenstein. Morgen allerdings ist der Wülfrather Kader arg dezimiert. Denn mit Paula Stausberg und Lena Heider fallen im linken Rückraum "zwei Tormaschinen" aus, wie es Trainer Faßbender salopp formuliert.

(RP)
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