Die Corona-Lage im Sport Immer mehr Handball-Spiele fallen aus

Kreis Mettmann · Absetzungen gehören inzwischen zur Normalität. Einer Verlängerung der Saison erteilt der Verband Niederrhein aber (noch) eine Absage.

 Raphael Korbmacher (beim Wurf) kann mit dem Oberliga-Team der DJK Unitas Haan aktuell keine großen Sprünge machen.

Raphael Korbmacher (beim Wurf) kann mit dem Oberliga-Team der DJK Unitas Haan aktuell keine großen Sprünge machen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Handballer der DJK Unitas Haan bleiben auch an diesem Wochenende in der Oberliga ohne Punktspiel. Donnerstagabend sagte Ralf Knigge, Coach des TV Angermund, das für Samstag gepante Derby ab. Grund sind die Corona-Fälle der vergangenen Woche, zu denen jetzt zwei weiterer positive Test kamen. Training war unter diesen Umständen für die Angermunder nicht durchführbar – und die Voraussetzungen für ein spannendes Lokalduell damit nicht gegeben.

Mit ähnlichen Problemen kämpfen auch die Haaner, durch deren Reihen ebenfalls die Corona-Welle schwappte. Zwar konnten sich inzwischen die ersten erkrankten Spieler wieder freitesten, doch an intensiven Sport ist überhaupt noch nicht zu denken. „Sie haben versucht, ganz normal zu laufen und waren nach zehn Minuten stehend k.o.“, berichtet Ronny Lasch und ergänzt: „Diejenigen, die infiziert waren, sind alle noch krank. Alle haben richtig Probleme mit der Lunge und sind keinesfalls einsetzbar.“ An der Übungseinheit am Mittwoch nahmen gerade einmal fünf Handballer teil – darunter drei Torleute. Viel besser sah es auch am Donnerstag nicht aus. Für Lasch steht fest: „Das bringt nichts, denn der Virus macht etwas mit dem Körper. Selbst wer negativ getestet ist, muss nicht unbedingt spielfähig sein.“ Der Chefcoach der Unitas betont: „Die Gesundheit muss an erster Stelle stehen. Man kann die Saison nicht einfach durchboxen.“ Will heißen: Die Vereine brauchen mehr Spielraum, um Partien zu verlegen und nachzuholen.

 Allein an diesem Wochenende fallen in der Oberliga drei der regulär geplanten sechs Begegnungen aus. Dabei hat die ebenfalls gebeutelte Mannschaft von Mettmann-Sport Glück, dass sie aufgrund des 13er-Feldes diesmal spielfrei ist und es für das Team von Andre Loschinski erst in einer Woche weitergeht. Das ausgefallene Derby gegen die Unitas soll am Dienstag, 22. Februar, über die Bühne gehen. Dazu haben die Haaner jetzt noch fünf weitere Partien offen, für die es Termine zu finden gilt. Für Ronny Lasch läuft es daher spätestens ab März auf englische Wochen hinaus. „Dann haben wir wenigstens endlich einen Spielrhythmus“, hebt er das Positive in der misslichen Corona-Lage hervor.

 Moritz Hebel feierte mit ME-Sport zuletzt einen Heimsieg im Oberliga-Derby gegen den TV Angermund.

Moritz Hebel feierte mit ME-Sport zuletzt einen Heimsieg im Oberliga-Derby gegen den TV Angermund.

Foto: Achim Blazy (abz)

Andere sehen es nicht ganz so gelassen, wie zum Beispiel die Verantwortlichen des Regionallgisten TV Korschenbroich. „Wir haben nun zwei der drei Nachholspiele terminiert, am 23. März und am 6. April. Das sind Mittwochsspiele, also englische Wochen für uns“, sagt der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock. „Weiden hat sich nun gemeldet und wollte unser drittes Nachholspiel am 31. März terminieren. Dann hätten wir aber drei englische Wochen hintereinander. Das ist zu viel“, sagt Weyerbrock. Zum einen wegen der Belastung für die Sportler. Zum anderen aus Wettbewerbssicht: Spieler, die verletzt oder in Quarantäne sind, fehlen dem Verein dann gleich für mehrere Pflichtspiele.

Kann der Spielplan die Absagenflut aushalten? Der Handballverband Niederrhein (HVN) meint: ja. Die Spiele müssten dann in der Woche stattfinden, zwei Spiele am Wochenende seien ebenfalls möglich, wenn die Vereine das wollen, heißt es vom HVN. Der Verband hofft auf eine Besserung bei den Infektionszahlen ab März. Dann könnte der Spielbetrieb größtenteils lückenlos erfolgen und der Berg an Nachholspielen abgebaut werden. „Wir versuchen, die Spiele durchzubekommen. Ich sehe gute Chancen, die Saison zu beenden“, sagt Ernst Wittgens, Präsident des HVN. Eine Saisonunterbrechung oder gar ein Abbruch ist kein Thema.

Eine Verlängerung der Spielzeit ist ebenfalls keine Option. Die Saison im Verbandsgebiet geht regulär bis zum 15. Mai. Die Meldefrist für die kommende Spielzeit, bis zu der alle Ab- und Aufsteiger feststehen müssen, endet laut Verband zwei Wochen später – bis zu diesem Zeitpunkt kann theoretisch gespielt werden.

Die Meldefristen setzt jeder Verband eigenständig für seinen Spielbetrieb fest – jeweils im Rahmen des Spieljahres bis zum 30. Juni. Und aktuell sieht der HVN keinen Grund, am Zeitplan etwas zu ändern. Eine Ausnahme ist die Regionalliga, die durch Auf- und Absteiger an die 3. Liga gebunden ist, die wiederum in die Zuständigkeit des Deutschen Handballbundes (DHB) fällt. Für diese Liga hat der DHB die Meldefrist nun auf den 27. Juni nach hinten verlegt. Also kann theoretisch auch die Regionalliga solange spielen. Der Handballverband Niedersachsen ist ebenfalls einen Schritt weiter: Dort ist der Spielplan für die Ober- und Verbandsligen bereits bis zum 12. Juni verlängert worden.

Dabei wären auch einige Vereine im HVN-Gebiet offen für eine Saisonverlängerung. Kalle Töpfer, Manager des Verbandsliga-Tabellenführers TuS 08 Lintorf, der in erster und zweiter Mannschaft insgesamt ein Dutzend Corona-Fälle hat, bringt einen Monat Pause und eine Verlängerung der Saison bis Mitte Juni ins Spiel. „Man muss auch mal überlegen, dass wir keine Profis sind und die Spieler noch arbeiten müssen. Und wer wieder gesund ist, kann auch nicht direkt wieder zu 100 Prozent Handball spielen“, sagt der ehemalige Bundesligaspieler, der ergänzt: „Spiele unter der Woche sind auch immer ein Problem mit den Hallenzeiten. Die muss man möglicherweise ein oder zwei Mannschaften dafür wegnehmen.“

Fraglich scheint derzeit, wie die Saison angesichts der zahlreichen Ausfälle zu werten ist, sollte sie nicht fortgesetzt werden können. Der HVN sagt, dass im Januar die Vereine auf Kreisebene befragt wurden – dabei hätten sich zwei Drittel für die Fortführung der Saison ausgesprochen. Staffelleiter Peter Monschau vom HVN hat klargestellt, dass er bei einem Abbruch konsequent die Quotientenregel anwenden will, bei der die Anzahl der gewonnenen Punkte durch die Zahl der absolvierten Spiele geteilt wird. So gäbe es Wertungen für die Saisons.

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