Sportabzeichen Ausdauer ist für Polizisten Pflicht

Mettmann · Die Nachfrage für den Beruf ist groß, doch schon vor der Ausbildung fließt erst einmal der Schweiß. Denn die Bewerber müssen ihre körperliche Fitness mit der Abnahme des Deutschen Sportabzeichens vorweisen.

 Der 3000-Meter-Lauf fordert gleich zu Beginn der Sportabzeichenabnahme die angehenden Bewerber für den Polizeiberuf.

Der 3000-Meter-Lauf fordert gleich zu Beginn der Sportabzeichenabnahme die angehenden Bewerber für den Polizeiberuf.

Foto: Anja Tinter

"Wenn es zwischendurch nicht mehr geht, lauft ihr mal etwas langsamer oder geht ein paar Meter. Es geht hier nicht ums gewinnen, sondern nur um eure Zeit." Hauptkommissar Marten Harms stimmt sieben junge Männer und zwei junge Frauen auf den bevorstehenden Langstreckenlauf ein. Alle neun wollen zur Polizei — und müssen für die Bewerbung das Deutsche Sportabzeichen nachweisen.

Für die Männer steht auf der Sportanlage an der Goldberger Straße in Mettmann als erstes der 3000 Meterlauf auf der Tagesordnung, die Frauen müssen einen Kilometer weniger absolvieren. Während die Bewerber, die aus Erkrath, Haan, Velbert oder Wülfrath auf die Sportanlage an der Goldberger Straße kommen, ihre Runden drehen, erklärt Marten Harms, warum er heute überhaupt auf dem Sportplatz steht. "Seit drei Jahren gibt es keinen Sporttest im Bewerbungsverfahren mehr, sondern das Deutsche Sportabzeichen ist heute Voraussetzung für die Bewerbung bei der Polizei", berichtet der Beamte der Kreisbehörde Mettmann. Doch Harms verweist zugleich auf die Problematik, denn das Sportabzeichen ist für viele Bewerber eine hohe Hürde. "Wir haben eine relativ hohe Durchfallquote beim Sportabzeichen. Es gibt einfach zu viele, die glauben, wenn sie sich den ganzen Tag die Fußball-Champions-League im Fernsehen ansehen, reicht das für die Fitness."

Keine Probleme über die 2000Meter-Strecke hat Rabea Brandt. Die 19-Jährige teilt sich ihren Lauf gut ein, meistert die Ausdauerdisziplin in 11:08 Minuten und bleibt damit unter der Vorgabe von zwölf Minuten. "Das war noch machbar, auch wenn die letzte Runde ganz schön anstrengend war." Sie ist als einzige ausgerüstet mit so genannten Spikes, den klassischen Schuhen der Leichtathletik mit kleinen an der Sohle angebrachten Metalldornen.

Nach dem Ausdauertest folgt der Weitsprung. "Die Spikes habe ich mir von der Schwester meines Freundes geliehen, sie hat mal Leichtathletik gemacht", erzählt die 19Jährige. Und dass die Schuhe beim Anlauf auf die Sandgrube durchaus von Vorteil sein können, zeigt sich am Ende in der erreichten Weite. Vier Meter notiert Hauptkommissar Harms nach dem zweiten Sprung auf der Prüfkarte — einen halben Meter weiter als die Norm.

Keine große Hürde stellt der 100Meter-Lauf für die Männer bzw. die 75-Meter-Distanz für die Frauen dar. Alle meistern den Kurzstreckensprint tadellos. Die für die meisten größte Herausforderung wartet jedoch am Ende — das Kugelstoßen. "Kommt, wir gehen auf die andere Seite, da habt ihr eine größere Chance und könnt mit dem Wind werfen", scherzt Harms, der als Mannschaftskapitän des Drachenboot-Teams "neandercops" auch oft auf dem Wasser anzutreffen ist. "Ihr solltet versuchen, die Kugel im Bereich der Halsschlagader anzulegen und den anderen Arm auszustrecken, denn da wo der Finger ist, fliegt die Kugel auch hin", gibt der lizensierte Übungsleiter die letzten Instruktionen.

Einer nach dem anderen schaffte es, die Metallkugel auf die geforderte Weite zu befördern. Auch Jonathan Runkel stößt die 6,25 Kilogramm schwere Kugel über die Marke von acht Metern — dabei entschied er sich ursprünglich für den Schlagballwurf. "Na siehst du, geht doch. Kannst den Schlagball in die Tonne kloppen", freut sich auch Harms, der zwischendurch gerne die ein oder andere Frage zum Bewerbungsverfahren der Polizei beantwortet, mit dem 19-Jährigen. "Wir haben das mal in der Schule gemacht, aber da wurde nur die Technik benotet. Vorher dachte ich, das wird sowieso nichts, aber man lernt ja dazu", erklärt der Schüler des Haaner Gymnasiums.

Sollte es mit der Bewerbung im nächsten Jahr klappen, sieht sich Jonathan Runkel in seinem absoluten Traumjob. "Der Beruf ist vielseitig und man sitzt nicht nur im Büro herum. Am liebsten möchte ich später mal zur Autobahnpolizei, weil ich gerne Auto fahre", sagt er. Während die potenziellen Polizisten von morgen zufrieden ihre Prüfkarten entgegennehmen, ist der passionierte Rennradfahrer Marten Harms zufrieden mit den Leistungen des Tages: "Aus sportlicher Sicht haben wir guten Nachwuchs — aber das ist ja nun mal nicht alles."

(tzb)
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