Fußball Aus für Türkgücü Heiligenhaus

Heiligenhaus Rund 35000 Euro Schulden, die Gemeinnützigkeit aberkannt, die Mannschaften abgemeldet, den Verein aufgelöst: Türkgücü Heiligenhaus existiert nicht mehr.

Heiligenhaus Rund 35 000 Euro Schulden, die Gemeinnützigkeit aberkannt, die Mannschaften abgemeldet, den Verein aufgelöst: Türkgücü Heiligenhaus existiert nicht mehr.

Tahsin Aydemir ist niedergeschlagen. „Es ist das passiert, was wir befürchtet hatten. Wir mussten Insolvenz anmelden und uns vom Spielbetrieb zurück ziehen“, erklärt der Geschäftsführer. Satte 35 000 Euro Schulden habe der alte Vorstand hinterlassen, die Tilgung sei mit nur „25 zahlenden Mitgliedern“ nicht zu bewerkstelligen.

Der Verein spielte in der Fußball-Kreisliga A lange Zeit oben mit, bis es zu den ersten Turbulenzen kam: Trainer Turgay Aktas schmiss schon in der Hinrunde das Handtuch, weil er sich mit dem Vorstand überworfen hatte. Sein Nachfolger, Rauf Alkurt, gab ebenfalls nach wenigen Monaten auf, allerdings aus finanziellen Gründen. Denn schon zur Winterpause der vorigen Saison wurde klar, dass Türkgücü einen erheblichen Schuldenberg vor sich herschob, etliche Spieler verließen daraufhin den Klub, Rauf Alkurt folgte, da er den Verein nicht mit Fahrtkosten belasten wollte.

Als Schuldige für die Schulden hat Tahsin Aydemir den alten Vorstand ausgemacht, denn: „Es ist eigentlich undenkbar, aber die haben seit dem Jahr 2002 keine Buchführung mehr gemacht. Uns wurde die Gemeinnützigkeit aberkannt, dadurch mussten wir der Stadt Heiligenhaus und dem Finanzamt Gewerbe- und Einkommenssteuer zahlen. Diese Forderungen belaufen sich schon auf 19 000 Euro. Das hat uns das Genick gebrochen.“

Gemeinsam mit seinen Brüdern Hassan Ali und Mehmet Ali versuchte Tahsin Aydemir alles, um Türkgücü Heiligenhaus über Wasser zu halten. Die örtliche Moschee stellte einen Raum zur Verfügung, in dem sich mögliche Investoren treffen konnten, die Brüder gingen von „Tür zu Tür“, um Sponsoren zu suchen, schildert Tahsin Aydemir, der nun aber die bittere Erkenntnis hat: „Es hat alles nichts gebracht. Wir fühlen uns auf gut deutsch gesagt beschissen. Ich bin enttäuscht von meinen Landsleuten in der Umgebung.“

Wieder auf der Straße

Denn schließlich sei es ihm nicht nur um den Sport und den Verein gegangen, sondern um die Gemeinde: „Wir wollten die Jugendlichen von der Straße wegholen und das ist uns auch gelungen. In unserer zweiten Mannschaft waren viele Jugendliche. Und was daran besonders schade ist: Die sind Meister in der Kreisliga C geworden, aber durch unsere Insolvenz können die auch nicht mehr aufsteigen und stehen nun wieder auf der Straße“, bedauert Tahsin Aydemir, der dieses Team zur Meistermannschaft formte und es trainierte.

Den Kopf hängen lassen will er aber nicht, sondern einen neuen Verein gründen – doch das steht noch in den Sternen. Tahsin Aydemir: „Wir müssen abwarten, wir haben viel Lehrgeld gezahlt.“

(RP)
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