Kampfsport Karate tut auch der Gesundheit gut

Hilden · Otto Kühl entdeckt den Sport zur Selbstverteidigung erst im Alter von 65 Jahren – und ist 14 Jahre später immer noch mit Begeisterung dabei. Denn Karate macht dem Senior nicht nur Spaß, sondern ist auch gut für Körper und Geist.

 Otto Kühl (l.) folgt den Bewegungen von Großmeister Sahin Ince. Der 79-Jährige hat in der Hildener Karate-Schule eine Menge gelernt – und will dem Kampfsport noch lange erhalten bleiben.

Otto Kühl (l.) folgt den Bewegungen von Großmeister Sahin Ince. Der 79-Jährige hat in der Hildener Karate-Schule eine Menge gelernt – und will dem Kampfsport noch lange erhalten bleiben.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Damals, 2005, mit 65 Jahren, da wollte Otto Kühl sich eigentlich nur über die Möglichkeiten der Selbstverteidigung im Alter informieren. Dabei aber traf er auf Sahin Ince, Inhaber einer Karateschule in Hilden, und der machte ihm sehr schnell klar: Versuch es doch einfach mal mit Kampfsport. „Ich war mein Leben lang Berufssoldat und eigentlich komplett durchtrainiert, aber dann kam die Arthrose und daher war ich sportlich eingeschränkt. Ich habe dann gemerkt, dass Karate mir richtig gut tut“; erinnert sich der heute 79-Jährige und lacht fröhlich. Überhaupt: Otto Kühl strotzt nur so vor Lebensfreude und Begeisterungsfähigkeit, dass die 80 naht, kann er sich selbst kaum vorstellen. „Ich fühle mich fit und das liegt meiner Meinung nach am Karate. Es fördert ganzheitlich, es ist gut für die Konzentration, es wirkt dem mentalen und körperlichen Abbau entgegen und es macht riesig viel Spaß.“

Mittlerweile trägt der Hildener den schwarzen Gurt. Zwei bis drei Mal pro Woche trainiert er in der Kampfschule an der Hans- Sachs-Straße, trinkt seinen Kaffee, hier kennt und schätzt jeder jeden wie in einer große Familie. „Was mich so glücklich macht ist, dass man hier nicht schief angeguckt wird wegen des Alters oder blöde Sprüche bekommt“, erzählt Otto Kühl und begrüßt herzlich eine junge Schülerin, die elfjährige Shirley Jay, sie gilt als Ausnahmetalent, ist Deutsche Vizemeisterin in ihrer Altersklasse und trägt den Braungurt. „Shirley muss man einfach beim Karate erleben, das ist Wahnsinn, was dieses Mädchen an Körperbeherrschung zeigt“ schwärmt der Senior, der selbst vier Enkelkinder hat, und ergänzt: „Sie erinnert mich auch in ihrer Art sehr an eine meiner Enkelinnen.“

Meister Sahin Ince verfolgt das Gespräch und lässt es sich natürlich auch nicht nehmen, in höchsten Tönen von seinem ältesten Schüler zu schwärmen, nimmt ihn freundschaftlich in den Arm: „Otto ist beweglicher als so manch jüngerer, daher leitet er auch die Aufwärmübungen der Schwarzgurtgruppe.“

Derzeit muss der ehemalige Soldat wegen eines Leistenbruchs ein wenig zurückfahren mit dem Training, aber statt sich zu bemitleiden, beobachtet er andere bei ihrem Training im Dojo und freut sich mit ihnen, wenn Übungen gut gelingen. „Es ist nicht einfach, jetzt darauf zu verzichten. Wenn ich zum Beispiel im Urlaub bin, dann mache ich meine Kampfkunst auch mal am Strand, auch wenn die Leute dann stehen bleiben und vermutlich denken: Was macht der Alte denn da?“, witzelt Otto Kühl, dessen Frau seine zeitintensive Leidenschaft problemlos toleriert. „Sie ist das gewöhnt, ich war schon immer aktiv und das will ich auch lange bleiben“, erklärt der junggebliebene Senior, der auch noch regelmäßig am Tötterstammtisch der Düsseldorf Jonges teilnimmt.

14 Jahre macht Otto Kühl nun schon den Kampfsport, wo er doch ursprünglich nur ein wenig Selbstverteidigung lernen wollte. Fühlt er sich denn jetzt sicher? „Sagen wir so: Ich fühle mich nicht unsicher, wenn ich etwa abends durch die Straßen gehe. In erster Linie aber geht es ja beim Karate eh darum, einen Kampf zu vermeiden, einer körperlichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen“, sagt er und betont: „ Es geht vielmehr um die mentale Kraft, um ein sicheres Auftreten, um Zivilcourage und innerlichen Mut. All das lernt man hervorragend beim Karate, und solange ich irgendwie kann, werde ich weitermachen.“

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