Wülfrath Spitzengespräch im Altenheim

Düsseldorf · Nach den Vorwürfen des Heimbeirats erklärt der Vorstand der Bergischen Diakonie die Probleme:Im Altenhilfeverbund ist ein Minus von rund 500 000 Euro aufgelaufen. Personalkosten müssen gesenkt werden.

Das Altenheim Haus-August-von-der-Twer bekommt noch vor Weihnachten eine sich automatisch öffnende Eingangstür an der Rampe. Diese frohe Botschaft, mit der eine alte Forderung erfüllt wird, gab es zum Ende eines fast zweistündigen Gesprächs, zudem der Vorstand der Bergischen Diakonie den Heimbeirat und die Presse eingeladen hatte. Thema war der offene Brief an die BDA-Führung, in dem der Heimbeirat in der vergangenen Woche gravierende Mängel in der Pflegesituation, Klagen übers Essen sowie die Automatiktüren angesprochen hatte.

Defizit im Verbund

Ja, es gebe Probleme bei der Personalausstattung, räumten Pfarrer Peter Iwand und Gerhard Schönberg ein. Auslöser sei ein strukturelles Defizit im Altenhilfe-Verbund (rund 500 000 Euro sind aufgelaufen), das aus den BDA-Bereichen Sozialtherapeutischer Verbund sowie Kinder- und Jugendhilfe-Verbund nicht gedeckt werden dürfe. Um mit den Pflegeentgelten künftig auszukommen, wird zum einen die Fachkraftquote von einst 68 auf 52 Prozent gesenkt (mindestens 50 Prozent sind Vorschrift).

Brutto 180 Euro weniger

Neue Verträge mit Hilfskräften werden nach einem Tarif geschlossen, der dem des Hotel- und Gaststättenverbandes entspricht. Mitarbeiter, deren zeitlich befristeter Vertrag ausläuft, wird der neue Tarif angeboten. Danach verdienen Hilfskräfte etwa 1,10 Euro pro Stunde weniger, bei einem Stundenlohn von um die zehn Euro. Brutto mache dies für eine Vollzeitkraft etwa 180 Euro im Monat aus, sagte Schömberg.

Die Veränderungen in der Personalstruktur führten zu einer Unterbesetzung, die von der Belegschaft nach besten Kräften kompensiert wurde. Dafür gab es Lob vom Heimbeirat und vom Vorstand. Im Sommer sei die Grenze des zumutbaren erreicht gewesen, stellte Heimleiterin Bettina Meyer fest. Über zweieinhalb Monate habe der Zustand gedauert. Details wurden gestern nicht genannt. Aber es soll oft so gewesen sein, dass im Frühdienst fünf, sechs oder sieben Pflegekräfte 65 Bewohner auf vier Etagen (Wohnbereich 1) zu versorgen hatten. Klingelte ein Anwohner aus dem Bereich Service-Wohnen, musste dafür noch Pflegekräfte abgezogen werden. Im Spätdienst mussten fünf Pfleger 65 Bewohner ins Bett bringen. "Seit Oktober sind wir in deutlich ruhigerem Fahrwasser", sagte Bettina Mayer. Neue Kollegen werden eingestellt. Zurzeit sind zwei volle Stellen zu besetzen, zum Jahresende zwei weitere. Doch die Kräfte strömen nicht, sagte Iwand. Die Auswahl bei erfahrenen Kräften ist gering, fügte Schönberg hinzu. Ab November will die BDA neue Hilfskräfte zentral zunächst sechs Wochen lang mit Theorie und Praxis anlernen, um dem Pflegepersonal in den Heimen diese Arbeit zu ersparen.

(RP)
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