Mettmann Sie sind da, wenn Senioren Hilfe brauchen

Mettmann · Nach Erkrath wollen Pflegescouts jetzt auch in Mettmann aktiv sein. Sie helfen, wenn der Medizinische Dienst kommt, der den Pflegegrad einstuft. Dabei kann viel schief gehen: Viele Senioren offenbaren nur ungerne, dass sie Unterstützung dringend nötig haben.

Anita Haas, Horst Heisig und Hans Duncker lassen sich von Otto Berger (vorne) zu den ersten Mettmanner Pflegescouts ausbilden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Für viele Menschen ist der Besuch des Mitarbeiters des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) mit Angst besetzt. Das Wissen, dass dieser Besuch ausschlaggebend über die Festlegung der Pflegestufe ist, überfordert sie. Doch niemand muss diese Hürde allein nehmen: Die ehrenamtlichen Pflege-Scouts unterstützen mit Rat und Tat. Jetzt gründet sich auch in Mettmann eine Gruppe, die Senioren und ihren Angehörigen kostenlos zur Seite stehen will.

Hervorgegangen sind die Pflege-Scouts aus der „Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher im Kreis Mettmann“, die in Hilden ihren Sitz hat. „Wir haben festgestellt, dass vor allem die Beurteilung des Pflegegrades von enormem Interesse war“, erinnert sich Otto Berger, der bei den ersten Pflege-Scouts war, die 2018 zunächst in Monheim und Erkrath tätig wurden. Doch Otto Berger lebt in Mettmann, und so war der Wunsch groß, die Pflege-Scouts auch in seiner Heimatstadt anzubieten. „Seit 2019 bin ich dran und jetzt ist es soweit“, erzählt er freudig, „wir haben den Kooperationsvertrag mit der Stadt unterschrieben.“

Denn eins ist den Pflege-Scouts besonders wichtig: „Wir wollen in jeder Stadt des Kreises arbeiten, aber als Partner akzeptiert werden.“ Das heißt auch, mit und nicht gegen die Stadtverwaltung zu arbeiten. Außerdem müssen sich Ehrenamtler in den jeweiligen Städten finden, die als Pflege-Scouts tätig werden wollen.

In Mettmann haben sich inzwischen vier Leute gemeldet, die hier neben Otto Berger als Pflege-Scouts arbeiten möchten. Da die Schulung beim MDK corona-bedingt abgesagt wurde, lernt Otto Berger die Neulinge ganz praktisch an. „Wir haben das so abgesprochen, dass wir beim nächsten Gespräch dabei sind und uns das anschauen“, erzählt Horst Heisig. Denn theoretisch wurden sie durch Infomaterial und Bücher schon bestens vorbereitet.

Auch die Hilfe selbst fällt durch Corona anders aus als vorher. „Wenn die Leute anrufen und Hilfe brauchen, vereinbaren wir normalerweise einen Termin und machen die Beratung bei einem persönlichen Besuch. Auch beim Besuch des MDK-Mitarbeiters sind wir dabei“, erzählt Otto Berger. Jetzt werden nicht nur die Prüfungen durch den MDK, sondern eben auch die Beratungen telefonisch durchgeführt.

Doch der Aufklärungsbedarf ist groß bei den Senioren. „Man darf den Besuch des MDK nicht als Gast des Hauses betrachten, den man mit Kaffee und Kuchen bewirtet“, erklärt Berger. „Es ist eine Prüfung. Der Mitarbeiter hat nur eine Stunde Zeit und es kann nur berücksichtigt werden, was man ihm in dieser Zeit sagt, welche Hilfe man braucht.“

Anita Haas hat selbst lange in der Verwaltung gearbeitet. „Ich verstehe die Formulare“, sagt sie. Das Wissen möchte sie als Pflege-Scout weitergeben. Sie ist auch im Seniorenbeirat aktiv, genauso wie Horst Heisig. „Ich möchte mein Tätigkeitsfeld erweitern“, sagt er. Die Problematik hat er bei seiner eigenen Mutter kennengelernt. „Das hat mich sensibilisiert.“

Auch Hans Duncker wird künftig als Pflege-Scout unterwegs sein. „Durch die Awo haben ich viel mit älteren Menschen zu tun und habe durch die Quartiersarbeit bereits Zugang zu ihnen.“ Das Projekt habe ihm sofort gefallen. „Das ist ein super Vernetzungsinstrument“, meint er, „außerdem bekomme ich noch neues Know-how.“