Callcenter betrügen 33.000 Senioren "Sie drohten mit Kontopfändung und Inkasso-Büros"

Düsseldorf/Hilden · Eine kriminelle Bande aus Hilden hat Tausende Senioren am Telefon um 4,2 Millionen Euro geprellt. Das Wirtschaftsverbrechen ist nach Ansicht von Experten in dieser Dimension bisher einmalig.

 Rund 33.000 Senioren hat die Bande betrogen.

Rund 33.000 Senioren hat die Bande betrogen.

Foto: RP Online

Die Polizei hat in Hilden eine internationale Bande von Betrügern zerschlagen, die in den vergangenen Jahren in Deutschland, Österreich und Liechtenstein rund 33.000 ältere Menschen mit Gewinnversprechungen am Telefon um 4,2 Millionen Euro betrogen haben soll. "Das ist ein eklatanter Fall von Wirtschaftskriminalität, der in dieser Dimension bislang einmalig ist", sagte der Leiter der Einsatzkommission, Kriminaloberkommissar Claus Rehmann.

Bei den Tätern handelt es sich um fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 25 und 40 Jahren. Drei von ihnen sind deutsche Staatsbürger. Der 35 Jahre alte Haupttäter und ein weiterer Mann sitzen in Untersuchungshaft. Nach einem türkischstämmigen Mann wird mit einem internationalen Haftbefehl gefahndet.

Zudem arbeiteten für die Bande noch 40 Strohmänner, die unter anderem Konten eröffneten und Gewerbe anmeldeten. Angeklagt werden die Beschuldigten wegen Betrugs und Mitgliedschaft in einer Bande. Die Polizei kam den Kriminellen durch Hinweise von Geschädigten auf die Spur: "Es haben sich Anzeigen von älteren Menschen gehäuft, die angaben, am Telefon belästigt und bedrängt worden zu sein", sagte der Kriminaloberkommissar. "Daraufhin nahmen wir Anfang 2012 die Ermittlungen auf."

Staatsanwalt: "Komplizierte Betrugsmasche"

Staatsanwalt Alexander Dierselhuis sprach am Donnerstag von einer sehr "komplizierten Betrugsmasche". Zunächst sollen die Täter ihre Opfer mit Anrufen für angebliche Gewinnspiele geködert haben. Um den Gewinn oder die versprochenen Produkte zu bekommen, mussten die Opfer eine Gebühr zwischen 50 und 300 Euro zahlen. Wer das nicht tat, wurde laut Polizei massiv unter Druck gesetzt.

"Sie drohten mit Kontopfändung und Inkasso-Büros", erklärte Dierselhuis. Im Anschluss verkauften die Kriminellen ihren Opfern noch Leistungen, die angeblich gegen weitere unseriöse Gewinnbenachrichtigungen am Telefon schützen sollten. Die Anrufe kamen alle aus einem Callcenter in der Türkei, das von der Gruppe in Hilden damit beauftragt worden war.

Die Ermittler schätzen, dass es bundesweit derzeit rund 15 solcher Banden gibt, die mit dieser Methode ältere Menschen um ihr Geld bringen. Dem Bundeskriminalamt (BKA) sind in Deutschland bislang 300.000 Geschädigte bekannt. Der Schaden beträgt mehr als 32 Millionen Euro. Die Dunkelziffer sei aber noch deutlich höher, so das BKA.

(RP)
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