Mettmann Seibelspange: Die Kosten explodieren

Mettmann · Es fallen Zusatzkosten von mehr als einer Million Euro an. Die Grünen reden von einem "unglaublichen Skandal."

Die Bauarbeiten an der Seibelquerspange entwickeln sich zur "Wundertüte", und zwar zu einer ziemlich teuren. Wie die Stadt mitteilt, liegen die Budgetüberschreitungen derzeit im siebenstelligen Bereich, also mindestens über einer Million Euro.

Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Es befänden sich etliche zusätzliche Bauarbeiten noch in der Ausführung und die Kostenermittlungen seien daher noch nicht abgeschlossen. Der Grund für die höheren Baukosten: Es seien weitere "technische Problemstellungen" aufgetaucht, die zusätzliche Bauarbeiten erforderten, sagt Stadtsprecherin Silvia Nolte. Ursprünglich war vorgesehen, den anfallenden Bodenaushub innerhalb der Baustelle zu verwenden, um die Böschungen anzulegen und die Stützwände zu hinterfüllen. Im Verlaufe der Arbeiten zeigte sich dann, dass auch in vorher als unbelastet eingeordneten Bereichen große Aushubmassen mit Verunreinigungen durchsetzt waren und auf dafür geeignete Deponien abgefahren werden mussten.

"Diese Bodenkontaminationen waren zwar nicht gefährlich und es waren auf der Baustelle keine zusätzlichen Arbeitsschutzmaßnahmen zu treffen, jedoch lagen Grenzwertüberschreitungen vor, die eine Weiterverwendung des Bodens nicht zuließen." In den Abschnitten zwischen den Widerlagern der großen Brücke und den Stützen sollten ursprünglich Böschungen angelegt werden, um die Höhenunterschiede abzufangen. Die bodenmechanischen Kennwerte des anstehenden Erdreichs ließen indessen die Ausbildung standsicherer Böschungen nicht zu. Stattdessen waren Stützwände zu setzen, die zudem mit über 30 Meter langen Böschungsankern rückwärtig gesichert werden mussten. Weiterhin sei es unabdingbar gewesen für die Errichtung der Stützwände den gesamten Bereich zu sondieren, um das Vorhandensein von Kampfmitteln auszuschließen.

Im Vorfeld gab es Probleme mit Hohlräumen, die sich unter dem Altenheim Carpe diem aufgetan haben. Und dies trotz vorangehender Baugrunderkundung, so Nolte. Auch die Ölfunde im Untergrund am Hang gegenüber des Bauhofes hatten zur Folge, dass für einige große Bohrpfähle ein aufwendiges Bauverfahren notwendig wurde. Der Kreisverkehr vor dem Carpe diem soll in dieser Woche fertiggestellt sein, so dass der Verkehr ohne Ampelschaltung fließen kann. Die Sperrung der Schwarzbachstraße wegen der Kirmes, so Nolte, konnte genutzt werden, um die Anbindung der Straße an die neue Seibelquerspange zu bauen. "Ansonsten wären für diese Arbeiten beim Bauen unter Verkehr eine sechwöchige einspurige Verkehrsführung erforderlich gewesen."

Die Mettmanner Grünen haben die Pressemitteilung der Stadt zu dem Thema aufmerksam gelesen. "Die zusätzliche Kosten in Millionenhöhe für die Stadt Mettmann bei einem veranschlagten Eigenanteil von 4,6 Millionen Euro halten wir für einen unglaublichen Skandal", sagt Nils Lessing, Fraktionssprecher der Grünen. Die Partei fordert eine "lückenlose Aufklärung", wie es zu diesen Mehrkosten gekommen ist. Darüber hinaus sollen "alle Verantwortlichkeiten für diese Fehlplanungen" genannt werden.

Darüber hinaus seien die Grünen "schon etwas irritiert", dass man kurz vor der Kommunalwahl vergeblich nach den etwaigen Mehrkosten gefragt habe und jetzt nach der Wahl die Rechnung präsentiert bekomme", so Lessing weiter. Die Grünen waren in den vergangenen Jahren die einzige Fraktion im Rat, die sich aus kosten- und verkehrstechnischen Gründen gegen die Seibelspange ausgesprochen hatte.

(RP)
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