Wülfrath Schwerer Abschied

Düsseldorf · Die Kirche der evangelisch-reformierten Gemeinde ist mit einem letzten Gottesdienst entwidmet. Die Gemeinde befürchtet, dass der Stadtteil stirbt.

Für Rohdenhaus war gestern ein trauriger Tag. Die evangelische Kirche wurde gemäß Beschluss der evangelisch-reformierten Gemeinde, Einsparungen vorzunehmen, mit einem Gottesdienst entwidmet. "Ich habe heute etwas nah am Wasser gebaut. Immerhin war ich 33 Jahre hier", entschuldigte sich Küsterin Anita Choroba für ihre Tränen.

"Das Alte geht zu Ende"

Einige Rohdenhauser gaben ihrer Befürchtung Ausdruck, "der Stadtteil stirbt". Man habe in jüngster Vergangenheit bereits Jugendclub und Grundschule geschlossen. Am letzten Gottesdienst, der gemeinsam von Pfarrern Isabell Berner, Rolf Breitbarth, Wolfgang Duthe und Ingolf Kriegsmann gehalten wurde, nahmen 150 Menschen teil – Rohdenhauser und ehemalige beider Konfessionen, Gemeindeglieder aus Wülfrath, Vertreter der Ökumene.

Pfarrer Breitbarth sprach von einem Gottesdienst an der Schwelle. "Das Alte geht zu Ende, Neues beginnt. Wir bitten Gott, dass nichts wegbricht. Nach dem Gottesdienst ist die Kirche nur noch Gebäude." Wolfgang Duthe hatte unter dem Motto, "Aufbruch, neuer Anfang, alles ist ganz anders", 1. Mose 12, 1-9, für seine Predigt ausgewählt. Es ist die Geschichte von Abraham, der sich auf Geheiß Gottes mit seiner Familie auf den Weg in ein anderes Land macht. Für die Rohdenhauser heiße es auch, sich auf den Weg zu machen, "von der familiären Atmosphäre hier, wo zusammen gebetet, gefeiert, getrauert wurde", zur Stadtkirche. Keiner solle verloren gehen, jeder solle mitgenommen werden. Er hoffe, dass das "Predigttaxi" aber auch der monatliche Gottesdienst im Bürgerhaus des Bürgervereins Rohdenhaus (erstmals 29. Mai, 9.45 Uhr) angenommen werde.

Sehr anrührend zählte Kindergartenleiterin Susanne Gartmann auf, was für die Kinder und die Einrichtung wegbrechen wird: Keine spontanen Besuche in der Kirche, keine Mini-Gottesdienste, keine Weihnachtsfeiern, keine Begegnung mit Senioren. "Hier bin ich getraut, meine Tochter getauft und konfirmiert worden. Als Rohdenhauserin wird mir die Kirche fehlen", sprach Gartmann vielen aus dem Herzen.

Zu den Gottesdienstbesuchern, die mit vielen Erinnerungen Abschied von der Rohdenhauser Kirche nahmen, zählte auch Theologieprofessor Okko Herlyn, Bochum, der mit seinem Bruder Hartmut gekommen war. Ihr Vater war 1953-61 Pfarrer in Rohdenhaus. "Das war unsere Kindheit hier. Hier bin ich 1961 konfirmiert worden, hier habe ich sogar aushilfsweise Orgel gespielt."

(RP)
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