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Schule in Mettmann Grundschüler spenden ihr Taschengeld

Mettmann · Diese 164,98 Euro kommen von Herzen. Und aus ganz kleinen Portemonnaies: Die rund 250 Grundschüler von der Herrenhauser Straße haben ihr Taschengeld gesammelt. Sie übergaben die Summe an den Kinderschutzbund.

 Spende der Grundschule Herrenhauserstraße an den Kinderschutzbund: (v.l.) Angela Mäder bekam das Geld von Paulina und Tim aus der Klasse 4c.

Spende der Grundschule Herrenhauserstraße an den Kinderschutzbund: (v.l.) Angela Mäder bekam das Geld von Paulina und Tim aus der Klasse 4c.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Einige wenige Ein-Cent-Stücke sind in der Butterbrotdose, viele Münzen, aber auch ein zehn Euro-Schein. Kindergeld – es klimpert und klackert. Paulina und Tim dürfen den halb durchsichtigen Plastikbehälter am Dienstag übergeben. Die beiden Neunjährigen sind Klassensprecher der 4c an der Gemeinschaftsgrundschule Herrenhauser Straße und drücken Angela Mäder, der Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Mettmann, exakt 164,98 Euro in die Hand. Diesen Spendenbetrag haben 250 Grundschüler von ihrem Taschengeld abgeknappst. Um Mädchen und Jungen in Mettmann zu helfen, denen es schlechter geht als ihnen selbst.

Hier an der Schule hat das Tradition, sagt Schulleiterin Birgit Krohn: „Mit unserem Erntedankfrühstück wollen wir den Kindern vermitteln, auch an andere zu denken und dankbar für das zu sein, was man an Wohlstand genießen darf.“ Das fängt damit an, dass die Kinder ihr Erntedankfrühstück selbst zubereiten und zusammenstellen. Ja, auch gesundes, rohes Gemüse. Dass sie ihr Taschengeld teilen, gehört wie selbstverständlich dazu. Das wird in der Grundschule aber nicht einfach von der Schulleiterin verordnet – oder den Lehrern oder Eltern bestimmt. Die Mädchen und Jungen haben im Schülerparlament darüber gesprochen und entschieden, wem in diesem Jahr die Taschengeldspende zu Gute kommen soll. Lange überreden muss man die Kinder hier nicht, etwas von ihrem Taschengeld abzugeben. „Das haben wir gern gemacht“, sagen sie.

Wenn hier in den Klassen über Kinderarmut gesprochen wird, dann fallen rasch die Begriffe „Afrika“ oder „Indien“. Meist haben die Schüler im Fernsehen gesehen, dass ihre Altersgenossen dort unter ganz anderen Umständen leben, barfuß zur Schule gehen und in jungem Alter zum Arbeiten auf die Felder oder in die Stadt geschickt werden. 

Dass es auch in Mettmann, dass es auch im eigenen Klassenraum Kinder gibt, die nicht mal eben ins Kino gehen können oder neue Hose bekommen, wenn die alte kaputt ist, darüber sprechen Schulleiterin Birgit Krohn und die Lehrerinnen und Lehrer so, dass sich weder jemand schämen muss, noch anschließend ausgegrenzt wird. Rund 1000 Mettmanner Kinder sind unmittelbar von Armut betroffen, hieß es vor einigen Wochen im Jugendhilfeausschuss des Stadtrates. Wenn es allein nach den Sechs- bis Zehnjährigen hier ginge, müsste das überhaupt nicht sein. Sie sind da viel direkter als die meisten Erwachsenen, weiß Schulleiterin Birgit Krohn: „Wenn hier jemand erfährt, dass ein Mitschüler eine neue Hose braucht, dann wird eben eine von den eigenen angeboten.“ Diese Haltung und der Respekt gegenüber Mitschülern werden an der Gemeinschaftsgrundschule Herrenhauser Straße vermittelt. Die Erntedank-Gabe ist da nur ein Baustein von vielen für einen Gemeinschaftssinn, der von den Erwachsenen vorgelebt werden muss und in keinem Lehrplan steht.

Um so beeindruckter ist Angela Mäder vom Kinderschutzbund. Sie verspricht, mit dem Taschengeld der Grundschüler etwas Gutes zu tun: „Es wird auf jeden Fall eingesetzt, um hier in Mettmann lebenden Kindern eine Freude zu machen.“ Das kann ein Kinobesuch sein oder eine Runde Mini-Golf – mal sehen. Auf jeden Fall plant Mäder, Erlebnisse zu schaffen, die lange im Gedächtnis der Kinder haften bleiben.

An der Grundschule Herrenhauser Straße betreut der Kinderschutzbund die Ogata, das offene Ganztagsangebot. Zudem engagiert sich der Verein mit Ehrenamtlichen in der täglichen Hausaufgabenbetreuung von rund 60 Kindern mit Migrationshintergrund. So wie in der Grundschule Corona alle Spielregeln und Gewohnheiten verändert hat, so muss der Kinderschutzbund sehen, dass er sein wichtiges Angebot für Kinder aufrecht hält.

„Momentan suchen wir noch eine Reihe von ehrenamtlichen Helfern, die Lust haben, sich um die Kinder kümmern“, sagt Mäder. Die Hausaufgabenpaten seien sehr wichtig für die Entwicklung der Kinder, die meist in der fremden Grundschule starten, ohne ein Wort Deutsch zu können. Wenn ihnen bei den Hausaufgaben geholfen wird, lernen sie meist sehr rasch. „Und es entsteht ein Vertrauensverhältnis zu den Betreuenden.“

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