Mettmann Schüler erzählen ihre Geschichte

Mettmann · Kopf-Projekt in der Neandertalhalle. Schüler entwickeln Choreographie.

 Videokünstler Fridhelm Büchele hat zusammen mit den Schülern ein spannendes Selbstfindungsprojekt initiiert. Die KHG-Schüler machten begeistert mit.

Videokünstler Fridhelm Büchele hat zusammen mit den Schülern ein spannendes Selbstfindungsprojekt initiiert. Die KHG-Schüler machten begeistert mit.

Foto: Dietrich Janicki

Wie große weiße Ballons ragen die Köpfe auf der Bühne der Neandertalhalle Richtung Decke. Sie sind noch gesichtslos, regungslos. Kaum ist das Licht im Saal erloschen, erweckt der Videokünstler Fridhelm Büchele sie zum Leben. Er projiziert die Gesichter junger Menschen auf die bleiche Leinwand. Sie erzählen abwechselnd von ihrem Alltag, vom Stress in der Schule, von der Angst vor der Trennung der Eltern, Momenten der Trauer und der Einsamkeit. Im Vordergrund setzen die Schüler des Konrad-Heresbach-Gymnasiums die Worte in Bewegung um. Es sind ihre Geschichten und Gefühle, die sie bewegen.

"Es hat mich selbst überrascht, wie viel ich von mir preisgegeben habe", sagt Lara Pohl. Für sie und die übrigen Schüler des Sportkurses Gymnastik-Tanz ist der Auftritt beim Projekt Nachbarköpfe eine Premiere. "Für mich ist es das erste Mal, dass ich mich so darstelle und vor Fremden über intime Details spreche. Das war nicht einfach", sagt Svenja Bernhardt. Die Zusammenarbeit mit Fridhelm Büchele ist ein Zufallsprodukt. Da die Schulsporthalle derzeit von Flüchtlingen bewohnt ist, trainieren die Gymnasiasten in der Neandertalhalle. "Wir haben uns hier getroffen und ich bin auf sehr offene und interessierte junge Menschen gestoßen", berichtet der Künstler. Spontan entschloss er sich, dem Auftritt des Wuppertaler Seniorentanztheaters Claudio li Mura am Vortag eine Installation mit jungen Leuten entgegen zu setzen. "Mir ging es darum, die Generationenfrage zwischen Jung und Alt zum Thema zu machen, ohne eine Antwort darauf zu geben." Die Aussagen der Schüler in den Videointerviews haben ihn überrascht. "Melancholie hatte ich nicht erwartet. Ich hatte mit purer Lebensfreude gerechnet und hätte nicht gedacht, dass die Schule einen so großen Raum einnimmt."

In nur zwei Wochen entwickelten die Schüler im Sportunterricht die Choreographie, wählten Musik und Darstellungsformen aus. "Vieles ist aus der Improvisation entstanden. Es war ein sehr spannender Prozess", sagt Sportlehrerin Silvia Ihle. Zur Aufführung stehen dennoch nicht alle Schüler auf der Bühne. "Einige schreiben Klausuren und sind daher nicht dabei."

Sophia Schmidtke hat die Improvisation besonders gereizt. "Die eigenen Bewegungen nachzuempfinden und über Tanz auszudrücken war eine Herausforderung. Doch ich habe dabei auch viel über mich gelernt", berichtet die 16-Jährige. Für Fabian Raack war es nicht ganz einfach, sich komplett zu öffnen. "Wir erzählen hier über uns, was wir denken und fühlen. Das war nicht immer leicht." Alicia Willinghöfer musste sich erst daran gewöhnen, sich selbst in ihr übergroßes Gesicht zu schauen. "Sie selbst so zu hören und zu sehen, das war schon gewöhnungsbedürftig."

(domi)
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