Mettmann Scharfer Analytiker

Düsseldorf · Porträt Christian Denstorff zieht sich nach 25 Jahren ins Private zurück. Der SPD-Fraktionsvorsitzende war ein Experte für Schul- und Bildungspolitik. Er bedauert, dass die Mehrheiten im Rat sich nicht verändert haben.

Christian Denstorff (62), Ratsmitglied und Fraktionsvorsitzender der SPD, zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück. Er hat bei der Stadtratswahl auf eine Kandidatur verzichtet. "25 Jahre Ratsarbeit, davon zehn Jahre als Fraktionsvorsitzender, sind genug. Man sollte nicht an seinem Stuhl kleben", sagt er. Sein Nachfolger als Fraktionsvorsitzender soll Berthold Becker werden.

Schlechtes Abschneiden der SPD

Denstorff, der seine kommunalpolitischen Schwerpunkte in den Bereichen Jugend, Schule und Kultur sah, verstand es, Sachverhalte scharf zu analysieren und rhetorisch gut nach außen zu verkaufen. Er war eher der Mann der leisen Töne, dem es um die Sache ging. "Leider hat es bei der letzten Kommunalwahl keinen Wechsel in Mettmann gegeben", sagt Denstorff, der auch eine eigene Mitverantwortung am schlechten Abschneiden der SPD sieht. Aber: "Obwohl im Vorfeld der Wahl viele Bürger sich für einen Wechsel in der Ratspolitik ausgesprochen haben, ist er letztlich nicht eingetreten. Es bleibt bei der bisherigen Mehrheit." Der Bundestrend, so seine Überzeugung, habe zudem gegen die lokale SPD gearbeitet.

Christian Denstorff hatte sich – nicht zuletzt mit seinem Wissen als Lehrer – immer für eine stärkere Berücksichtigung der Bildungspolitik in der Kreisstadt ausgesprochen. Er, der selbst viele Jahre als Pädagoge an verschiedenen Schulen gearbeitet und den Ganztags-Unterricht in NRW mitaufgebaut und begleitet hat, erkannte schon früh, dass in Mettmann Defizite im Kindertagesstätten- und Schulbereich vorhanden sind. "Wenn die CDU mitgespielt hätte, wären schon sehr viel früher die Offenen Ganztagsgrundschulen und weitere Kindergärten gegründet worden", stellt er fest.

Den innerparteilichen Streit in der SPD um die Bürgermeisterkandidatur habe Thomas Dinkelmann mit seinem langen Zögern und Lavieren selbst zu verantworten. Es sei kein Geheimnis, dass Dinkelmann gerne Schul- und Kulturdezernent des Kreises Mettmann geworden wäre und Hans-Anton Fliegauf beerben wollte. Doch Ulrike Haase machte das Rennen. Matthias Stascheit habe die Chance erkannt und sich gegen den zögernden Dinkelmann durchgesetzt.

Zurück zu Denstorff: Er trat als Student in den Sozialdemokratischen Hochschulbund (SHB) und war ein echter "68iger". Er ging bei Demonstrationen in Bonn auf die Straße und kümmerte sich im Asta um Wohnungen für Studenten.

Mitglied im SHB gewesen

Als der SHB in Richtung DKP abdriftete, trat Denstorff aus und wenige Jahre später in die SPD ein. 1984 wurde er in den Rat gewählt und arbeitete als Stellvertreter unter dem damaligen Fraktionsvorsitzenden Artur Schmidt. 1999 übernahm Denstorff selbst den Fraktionsvorsitz, den er bis 2009 innehatte. Für ihn war stets wichtig, dass die Fraktion selbstständig arbeitete und sich nicht vom Ortsverein vorschreiben ließ, wo der Weg hingeht.

Nun hat Christian Denstorff mehr Zeit für seine Familie und seine Hobbys. Der frischgebackene Großvater kümmert sich um sein Enkelkind, liest gerne, spannt in seinem Ferienhaus in Bayern aus und schraubt an seinem roten Fiat 500.

(RP)
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