Mettmann Roberta weckt Spaß an Technik

Düsseldorf · Mittwoch wurde das Roberta-Zentrum im Neanderlab des Berufskollegs eröffnet. Zertifizierte Kursleiter sollen vor allem Mädchen technische Zusammenhänge spielerisch vermitteln und Lust auf Naturwissenschaft machen.

 Vanessa Bauer (l.), Nelly Hagen und Elena Karapilekoglou von der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule experimentieren mit dem Roboter Roberta 7.

Vanessa Bauer (l.), Nelly Hagen und Elena Karapilekoglou von der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule experimentieren mit dem Roboter Roberta 7.

Foto: Staschik

Erkrath/hilden "Eigentlich wollten wir ihn ja Wall-E nennen", sagt Nelly und blickt mit Elena und Vanessa verzückt auf den emsigen Roboter, der den Zehntklässlerinnen um die Füße saust und sich bei lauten Klatschgeräuschen um die eigene Achse dreht. Aber "Roberta 7" ist nun mal weiblich — wie inzwischen schon 54 Prozent der jungen Neanderlab-Besucher. Gestern wurde das zdi-Zentrum des Kreises ("Zukunft durch Innovation"), das am Hildener Berufskolleg angesiedelt ist, um ein zdi-Roberta-Zentrum erweitert, um noch mehr junge Frauen für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik ("MINT") zu begeistern.

Wie schnell das gehen kann, haben die Bettine-von-Arnim-Schülerinnen selbst erlebt: "Das ist ja cool, der macht, was wir wollen", freut sich Elena, kaum dass Robertas digitales Herz auf dem Display zu schlagen begonnen hat. Während das Roboter-Projekt für die Gesamtschülerinnen noch Neuland ist, sind zwei Haaner Gymnasiasten selbst zu Lehrenden geworden: Alexander Höhn und Daniel Bertram unterrichten mit drei weiteren Mitgliedern ihrer europaweit preisgekrönten Roboter-AG seit Anfang des Jahres Zehn- bis 14-Jährige an der Junior-Universität in Wuppertal. "In den Kursen sitzen zu 90 Prozent Jungen", haben die Elftklässler festgestellt. Ihr Informatikkurs an der Schule wurde zu gut zwei Dritteln von Jungen gewählt.

Wer treibt die Produktion voran?

Deshalb ist Sandra Polowinsky vom 2008 installierten Neanderlab daran gelegen, schon Schüler ab der siebten Klasse einzuladen, um jenes naturwissenschaftliche Interesse zu wecken, das sich später in der Wahl der Leistungskurse und des Studienfachs niederschlagen könnte. Denn an den Unis in NRW haben zumindest die angehenden Pädagogen eindeutige Präferenzen: Rund 19 000 Lehramts-Anwärter studieren Deutsch, 20 000 andere Sprachen, 19 000 Gesellschaftswissenschaften — aber nur 4500 Biologie, 2900 Physik, 2600 Chemie und "eine homöopathische Dosis noch Technik", bilanziert Dr. Ralph Angermund vom Landesministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie. Da dränge sich die Frage auf: "Wo sind die Menschen, die unsere Produktion vorantreiben?"

Eine Sorge, die auch Heinrich Bachl umtreibt. Der Leiter des Berufskollegs verweist auf die über 1000 Schüler, die in Hilden die kaufmännische Richtung eingeschlagen haben. Aber "wenn wir nichts mehr produzieren, was wir exportieren können, brauchen wir auch keine Verkäufer", so Bachls Fazit. Um so dankbarer ist Georg Heinen für die auch finanzielle Unterstützung, die dem Neanderlab zuteil wird. Er ist der Geschäftsführer von Erkrath Initial, Träger des Labors. Erst vor kurzem hatte Lanxess 70 000 Euro gespendet, mit denen Analysegeräte für Biotechnologie und organische Chemie angeschafft und mehr Betreuer für die Schüler eingestellt werden sollen. Heinens Credo "Begabung entdecken und Begeisterung wecken" hat bei den drei Gesamtschülerinnen freilich noch keine nachhaltige Wirkung hinterlassen: Vanessa möchte "am liebsten mal Kunstgeschichte studieren" — trotz Roberta.

(RP)
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