Mettmann Ritter und Knechte erobern den Markt

Mettmann · Großen Zulauf hatte der Rittermarkt in der Mettmanner Oberstadt. Die Besucher kamen aus der gesamten Region. Für die Kinder gab es sogar die Möglichkeit, an einem Kampf gegen einen Erwachsenen teilzunehmen.

Der Edelmann und seine Dame scheinen aus einer anderen Welt zu kommen. An seinem samtenen Wams schimmern Goldlitzen und glitzernde Steine, sie trägt di Haare unter einer bestickten Haube und ihr Umhang ist aus feinstem Tuch. Suchend schauen sie sich in der Mettmanner Unterstadt um.

Zwischen Glas und Beton, hastenden Einkäufern und schlendernden Eisschleckern finden sie jedoch nicht in ihre Zeit zurück. Erst als sie ihre Schritte Richtung Kirche lenken, scheinen sie auf dem richtigen Weg.

Auf dem Markt angekommen, passen die beiden Besucher plötzlich ins Bild. Zwischen den historischen Fachwerkfassaden haben Bogenbauer und Beutelbinder ihre Stände aufgeschlagen, Spielleute und Gaukler unterhalten die Menge, es riecht nach deftigen Speisen und süßem Met. Dirk Heinzmann und Magdalena Böker sind im Mittelalter angekommen.

"Hier ist ja richtig was los und die Atmosphäre stimmt auch", betonen die beiden Gewandeten. Sie haben im Internet von dem Markt gelesen und sind aus Witten angereist. Mit dem Anlegen ihrer Kostüme sind sie einige Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit geschlüpft. "In dieser Kleidung bewege ich mich viel ruhiger, als in meinem Alltag", sagt Dirk Heinzmann. "Es ist eine andere Stimmung, wenn wir so an den Ständen vorbeispazieren und mit den Händlern ins Gespräch kommen", ergänzt Magdalena Böker. Sie freut sich vor allem auf ein frisches Fladenbrot.

Einige Schritte entfernt sitzt Patrick Pich tief über seine Arbeit gebeugt. Der Rüstmeister näht an einem ledernen Handschuh. Hinter seinem Rücken liegen ordentlich aufgereiht glänzende Schwerter, Eine Mordaxt lehnt an einem bunten Paravent, Helme und Harnische in verschiedenen Größen warten auf solvente Kundschaft.

"Wir bieten alles, was der Kämpfer braucht", sagt der Händler und deutet auf die Produkte seiner Waffenschmiede. Das romantische Bild des Rittertums hat ihn für das Mittelalter begeistert. "Dem möchte ich nahe kommen, verlieren möchte ich mich darin aber nicht."

Torsten Gluding geht es ähnlich. Er lehnt in seinem Gewand aus grobem Leinen lässig am Eingang eines bunten Stoffzeltes und beobachtet das Gelage seiner Kammeraden. Er ist in diesem Jahr erst zum Ritter geschlagen worden und nimmt mit seinen Löwen der Schlacht regelmäßig an kleineren Scharmützeln oder Turnieren teil. "Für ein Wochenende ist es mal ganz spannend, mit den Mitteln des Mittelalters auszukommen. Doch im richtigen Leben möchte ich auf einen gewissen Luxus wie eine Dusche oder Toilette nicht verzichten."

Wie anstrengend das harte Handwerk des Baumeisters sein kann, probiert Laura gerade aus. Mit Holzhammer und Meißel treibt sie ein Loch in den Sandstein. "Das ist ganz schön anstrengend", sagt die Sechsjährige. Die vierjährige Linda hat sich unterdessen einen Lederbeutel für ihre Schätze gefertigt. Das Mittelalter ist für sie eine Wunderwelt. "Es gefällt mir alles gut, aber besonders gerne mochte ich den Gaukler."

Die Geschichten, die sie beim Rundgang mit ihrem Vater gehört hat, haben Sophia fasziniert. Sie fühlt sich wohl in der Vergangenheit. "Wir wohnen hier um die Ecke und wollten uns das mal ansehen", sagt Horst Barnsdorf und nippt an seinem Met.

(domi)
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