Erkrath/Hilden Rinder-Tod: Züchter schmerzt Verlust

Erkrath/Hilden · Drei Galloway-Jungbullen von Hartmut Kindel aus Erkrath mussten vor zwei Wochen auf einer Wiese in Hilden von der Polizei erschossen werden. Wie es zu dem tödlichen Unglück kommen konnte, ist dem Züchter noch immer ein Rätsel.

Es müssen schreckliche Szenen gewesen sein: In Panik stürmen drei massige Galloway-Bullen durch die Gegend. Dabei kommen die verängstigten Tiere der vielbefahrenen Umgehungsstraße Ost in Hilden gefährlich nahe. Alle Einfangversuche scheitern — schließlich greift die Polizei ein und erschießt die Tiere.

Zwei Wochen ist es jetzt her, dass die drei Jungbullen von Züchter Hartmut Kindel von ihrer Weide an der Bruchhausener Straße in Hochdahl ausgebrochen sind. Vergessen ist der Vorfall im Ort jedoch nicht. Noch immer erfährt der Erkrather große Anteilnahme aus der gesamten Nachbarschaft, denn Hartmut Kindel und seine rund 70 schottischen Neandertal-Galloway-Rinder sind auch über die Ortsgrenzen bekannt.

Für den Züchter war der Verlust seiner Tiere nach eigenen Angaben auch emotional ein schwerer Schlag: "Wir betreiben auf unserem Hof ja keine Massentierhaltung. Ich kenne jedes Tier, alle haben einen Namen", erzählt Kindel, der inzwischen seit 18 Jahren Galloway-Rinder züchtet. Zwei der erschossenen Bullen wurden schon auf dem Erkrather Hof geboren, das dritte Tier aus Luxemburg hinzugekauft.

Doch auch finanziell schmerzt der Tod der Tiere — die drei Jungbullen wären zur Zucht geeignet gewesen. "Es waren wertvolle Tiere mit seltenen Farbschlägen. Bei Verkauf hätten die Bullen etwa 6000 Euro eingebracht", so Kindel.

Warum die etwa 300 Kilogramm schweren Tiere in Panik die Flucht ergriffen, kann sich Hartmut Kindel auch zwei Wochen nach dem Vorfall nicht erklären. Fest stehe jedoch, dass die Bullen schon seit Wochen ein stark verändertes Verhalten gezeigt hätten — nervös und unruhig seien sie gewesen. Laut Hartmut Kindel ein völlig untypisches Verhalten: "Eigentlich sind unsere Tiere alle handzahm und zutraulich", erzählt er. Sogar Spaziergänger hätten den Unterschied bemerkt.

Aus diesem Grund habe er schon Tage vor der Flucht versucht, die Tiere mit Hilfe eines Fangwagens einzufangen, um sie auf eine andere Weide zu bringen. "Bei zwei Bullen hat das auch problemlos geklappt, aber der dritte wollte nicht", berichtet Kindel. Daraufhin habe er einen Termin mit dem zuständigen Tierarzt vereinbart: "Wir wollten Nummer drei betäuben lassen und dann alle Tiere gemeinsam umsiedeln." Doch dazu kam es nicht: "Als wir an der Weide ankamen, waren alle Tiere wieder frei. Unbekannte müssen sie wieder aus dem Fangwagen gelassen haben", so Kindel.

Auch seinen Anfangsverdacht, ein freilaufender Hund sei vielleicht Schuld an dem Aufruhr der Bullen gewesen, revidiert Hartmut Kindel inzwischen. "Unsere Wiesen liegen fast alle an Hauptspazierwegen — die Tiere sind Hunde gewöhnt." Der Züchter vermutet jetzt einen bösen Streich hinter dem tragischen Tod seiner Tiere. "Ich kann nur mutmaßen, aber vielleicht wurden die Bullen beschossen oder beworfen. In der Nähe der Wiese ist das ehemalige Kalksandsteinwerk — auch in dem Gebäude sind alle Scheiben eingeschossen."

Den entstandenen Sachschaden deckt die Betriebshaftpflichtversicherung — den Verlust der Tiere muss Hartmut Kindel selber ausgleichen. "Man kann zwar jedes Tier einzeln versichern, aber bei über 70 Tieren ist das unbezahlbar und völlig unwirtschaftlich", erläutert der Züchter. Er sei nur froh, dass bei der Flucht keine Menschen zu Schaden gekommen sind. "Es hätte noch viel schlimmer kommen können."

(RP)
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